Kiosk versus SupermarktTäglicher Kampf um Stammkunden

Kampf um die Stammkunden: Heike Linden in ihrem Kiosk an der Vogelsanger Straße 48 in Ehrenfeld.
Copyright: Stefan Worring Lizenz
Ehrenfeld – Heike Linden gehört nicht zu denen, die ständig küümen, dass früher alles besser war, doch wenn es um die wirtschaftliche Existenz ihrer Familie geht, hat es schon bessere Zeiten gegeben. Die 48-Jährige betreibt einen Kiosk auf der Vogelsanger Straße 48 mitten in Ehrenfeld. Ihr Büdchen war jahrelang eine sichere Bank, trotz des Lebensmittelriesen Kaufland, der vor 16 Jahren ins Barthonia-Forum zog und täglich von 7 bis 22 Uhr geöffnet hat. „Das haben wir gut verkraftet“, sagt die 48-Jährige, „weil sich nicht jeder wegen einer Flasche Kölsch in die Schlange stellt.“
Doch das Kaufland war nur der Anfang. Inzwischen hat Heike Linden deutlich mehr Konkurrenz, darunter einen neuen Rewe-Supermarkt, der erst um 24 Uhr schließt. „Vor allem bei den Getränken habe ich das sofort gemerkt“, sagt sie. Das schmerze besonders, weil die Gewinnspanne dort am größten sei. 1,30 Euro für ein Kölsch am Kiosk, 60 Cent bei Rewe. „Ich kann meinen Stammkunden nicht übel nehmen, dass sie bei dem Preisunterschied im Supermarkt kaufen, auch wenn das Bier dort nicht gekühlt ist. Bei 60 oder 70 Cent kann ich nicht mehr mithalten.“
Grundsätzlich hat Heike Linden nichts gegen die langen Öffnungszeiten. „Ich kaufe ja selber auch bei Rewe ein.“ Schichtdienste, unregelmäßige Arbeitszeiten, die Lebensbedingungen der Menschen hätten sich nun mal geändert. „Da ist es schon bequem, wenn man abends länger einkaufen kann.“ 22 Uhr könne sie akzeptieren, aber Einkaufen bis Mitternacht sei für ihr Geschäft schon sehr hart. Auf der Vogelsanger Straße gibt es auf den rund zwei Kilometern zwischen der Inneren Kanalstraße und dem Gürtel vier Büdchen. „Einer davon würde am liebsten verkaufen, aber er findet wohl keinen Interessenten.“
Die Lindens haben den Vorteil, dass der Kiosk sei Jahren in Familienbesitz ist. „Müssten wir Pacht zahlen, lohnte sich das gar nicht mehr.“ Die Stunden hinter der Ladentheke dürfe man nicht zählen. „Dann könnten wir gleich aufgeben. Wir haben nur an einem Tag im Jahr geschlossen. Das ist der erste Weihnachtstag.“Um dem Umsatzschwund zu begegnen, versucht die Besitzerin, jeden Trend mitzumachen. „Wir haben unser Bierangebot ausgeweitet, führen jetzt auch Marken aus Belgien und Polen, die gerade angesagt sind.“
Mehr Kühlschränke, mehr Auswahl
In Kürze will sie weitere Kühlschränke anschaffen, um auch gekühlte Weine und andere Spirituosen anzubieten. „Wir orientieren uns immer daran, was in den Supermärkten gut läuft.“ Es habe allerdings keinen Sinn, No-Name-Produkte anzubieten. „Die werden in einem Kiosk nicht nachgefragt.“
Um Platz für die neuen Produkte zu schaffen, wird das Zeitschriften-Angebot zurückgefahren. „Fachzeitschriften wie Geo oder ein Computermagazin kauft hier so gut wie niemand. Da bietet die Konkurrenz im Kaufland das volle Sortiment.“ Man werde sich künftig auf die Tagespresse, die Köln-Magazine und die wichtigen Wochenzeitschriften konzentrieren. „Wir müssen mit der Zeit gehen.“