Unkonkrete PläneKulturzentrum auf dem Heliosgelände in Köln noch in weiter Ferne
- Immer drängender wird es, die Kultur am Heliosgelände in Ehrenfeld zu sichern.
- Doch bislang hat die Stadt Köln noch keinen Kontakt zu den Eigentümern, der Bauwens-Gruppe, aufgenommen.
- Micki Pick, Betreiber des Clubs Helios 37 an der Heliosstraße, ist enttäuscht über den in seiner Wahrnehmung schleppenden Verlauf.
Ehrenfeld – Das kulturelle Herz des Viertels schlägt momentan nur sehr langsam. Der Corona-Lockdown legte die Clubszene rund um den Heliosturm still. Auch hier strahlte bei der jüngsten „Night of Light“, dem optisch in Szene gesetzten Hilferuf der Veranstaltungsbetriebe, rotes Licht. Rege ist hier eigentlich nur noch der Baustellenverkehr. Der Bau der Heliosschule sowie mehrere weitere Projekte im direkten Umfeld – Vogelsanger Straße, Heliosstraße, Lichtstraße und Grüner Weg – kommen Operationen am offenen Herzen gleich. Räume für die Kultur schwanden: Papierfabrik, Sensorclub, Underground sind Namen von Clubadressen, die es nicht mehr gibt. Zuletzt kam mit Heinz Gaul ein weiterer hinzu. Statt auf Partys und Konzerte setzen Immobilienentwickler auf möglichst lukrative Formen von Wohnen.
Immer drängender wird es, die Kultur am Heliosgelände zu sichern. Die Notwendigkeit wurde zwar schon vor fast zehn Jahren bei den Bürger-Workshops zur Nutzung des Heliosgeländes erkannt. Der zu diesem Zweck gebildete Runde Tisch „Kulturbaustein Helios“ legte jetzt seine Abschlussdokumentation vor.
Kaufvertrag ist noch nicht abgeschlossen
Neben dem inhaltlichen Konzept ist vor allem entscheidend, dass die Stadt Köln den für diesen „Baustein“ nötigen Grund und Boden kaufen soll. Fünf Millionen Euro sind dafür bereits eingeplant. Ein Kaufvertrag ist jedoch noch nicht unterzeichnet. Es gab bislang noch nicht einmal Kontakte mit den Eigentümern, der Bauwens-Gruppe. Immerhin nahmen Vertreter dieser Gesellschaft an den drei Treffen des Runden Tischs ebenso teil wie Vertreter der Stadtverwaltung.
Seit September 2017 steht die Größe des Bausteins: 18 mal 22 mal 77,5 Meter soll einmal ein Gebäude groß sein, das der Kulturszene eine Heimat bietet. Wie es genau aussehen soll, weiß noch niemand. Doch es gibt Ideen und ein Konzept dafür, was sich im Inneren abspielen soll. Über die Nutzung machten sich Vertreter von Unternehmen und Initiativen sowie Politiker, Verwaltung und Vertreter der Grundstückeigentümer. Am Ende zeichnete sich ein Konzept mit drei Hauptsäulen ab: Je ein Saal für Rock- und Pop-Konzerte sowie für klassische Musikevents und eine Ausstellungshalle für künstlerische Projekte aber auch urbane Entwicklung und ähnliches.
Hinzu kommen Gastronomie sowie mehreren kleinere Showrooms und Ateliers. Konkrete Festlegungen oder einen Zeitplan, bis wann alles stehen soll und die erste Vernissage, die Premierenparty oder das Eröffnungskonzert steigen können, gibt es jedoch noch nicht. Es muss nämlich noch nachgebessert werden. Zum einen hat sich inzwischen für das Zentrum für Alte Musik (Zamus) eine Möglichkeit, klassische Musik öffentlich darzubieten, im Gebäude der Rheinlandhalle ergeben. Dadurch würden im Kulturbaustein Flächen frei.
Helios-Betreiber Micki Pick ist enttäuscht
Zum anderen zeigte sich die Verwaltung nicht überzeugt von der Wirtschaftlichkeit des Konzeptes. Zu vieles beruhe auf Annahmen. Daher will die Verwaltung nun selbst Nutzungsoptionen entwickeln. Dabei wird auch geprüft, inwieweit sich diese vertragen mit dem Planungsrecht und dem Immissionsschutz. Eine beschlussreife Vorlage kündigt die Verwaltung für August/September 2020 an. Darauf aufbauend sollen dann Verhandlungen mit dem Grundstückeigentümer aufgenommen werden.
Micki Pick, Betreiber des Clubs Helios 37 an der Heliosstraße, ist enttäuscht über den in seiner Wahrnehmung schleppenden Verlauf. „Über die strittigen Punkte im Konzept hätte man mit uns reden können. Dann wäre das Vorhaben des Kulturbausteins womöglich schon weiter. Den Glauben daran hat er aber nicht verloren. „Wir haben wegen der Corona-Krise geschlossen, zahlen aber weiter unsere Miete. Wir machen das, weil wir an die Zukunft glauben“, sagt Micki Pick.