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„Ich will kein Celebrity sein“Wie der Kölner Haftbefehl-Produzent Bazzazian den Sound der Gegenwart prägt

Lesezeit 4 Minuten
Der Kölner Produzent Bazzazian in seinem Studio.

Der Kölner Produzent Bazzazian prägt mit seinen Beats die deutsche Rapszene.

Mit seinen Beats für Haftbefehl, Schmyt oder Haiyti ist Bazzazian stilbildend. Und froh, trotzdem nicht in der ersten Reihe zu stehen.

Über seinen Kölner Produzenten Bazzazian sagte der Rapper Haftbefehl kürzlich: „Ohne ihn könnte ich mir nicht vorstellen, ein Album zu machen. Ich brauche ihn auf jeden Fall. Er gibt den Ton an.“ Tatsächlich produzierte Bazzazian das letzte Album „Mainpark Baby“ des Frankfurter Rappers im Alleingang.

Bazzazians Namen kennt man eher in Szenekreisen

Aber auch Künstlerinnen und Künstler wie Schmyt, Haiyti oder Xatar schätzen die Produktionen des Kölners. Doch während diejenigen, für die er den musikalischen Teppich ausrollt, in ganz Deutschland berühmt sind, kennt man den Namen von Bazzazian nur in Szenekreisen.

Der 44-Jährige ist mit seinem Bekanntheitsstatus aber alles andere als unglücklich: „Ich will kein Celebrity sein. Natürlich ist es cool, wenn man durch Ehrenfeld läuft und dich Leute ansprechen, die deine Musik feiern. Das passiert mir auch ab und zu und freut mich total.“ Den Superstar-Status von Rappern wie Haftbefehl findet er aber nicht erstrebenswert: „Ich kenne niemanden, der es cool findet, bei jedem Essen angequatscht oder fotografiert zu werden.“

Hardcore- und Punk-Wurzeln hört man noch heute

Um Ruhm ging es Bazzazian sowieso nie, wie er sagt. „Heute fragen mich die Leute, ob ich schon immer die Idee hatte, Producer zu werden. Aber als ich angefangen habe, wusste ich gar nicht, dass es sowas überhaupt gibt. Ich wollte einfach Musik machen.“

Angefangen hat alles in den 90er-Jahren in Köln-Höhenhaus: „In meiner Jugend habe ich viel Hardcore und Punk-Musik gehört und auch in Bands gespielt. Das sind meine musikalischen Wurzeln.“ Diese Wurzeln sind auch heute noch wichtig für Bazzazian. Über dem DJ-Pult prangt im Zentrum seines Studios ein großes Foto der Hardcore-Band „Bad Brains“, die ihn nachhaltig inspiriert hat, wie er erzählt.

Durch seine Schwester lernte Bazzazian die ersten Hip-Hop-Platten kennen. Schulfreunde fragte ihn dann, ob er nicht auch mal Beats für sie bauen wolle – und schickten erste Songs Anfang der Nuller Jahre an Azad, der damals einer der wichtigsten Rapper Deutschlands war. „Der wollte zwar keine Songs mit den Jungs, aber einen Beat von mir. Das war wie ein Ritterschlag.“

Eins führte zum anderen, in der Szene sprach sich Bazzazians Talent herum und schon bald produzierte er Songs für Haftbefehl, Xatar und andere Szenegrößen. Für die Netflix-Serie „Skylines“ produzierte er den Soundtrack und wurde 2020 dafür mit einem Grimme-Award ausgezeichnet. Mit seinen Beats prägt er den Sound der Gegenwart.

Bazzazian peilt Soloalbum an

Seine Wurzeln aus Punk und Hardcore hört man auch heute noch raus, selbst auf den Beats, die er für Haftbefehl produziert. Vor allem seine harten und teilweise verzerrten Drums sind sein Markenzeichen. „Ich glaube, wenn aus mir kein Produzent geworden wäre, wäre ich Drummer geworden. Ich liebe die Energie von Schlagzeugen. Und diese Lebendigkeit, die mich schon in meiner Kindheit inspiriert haben, versuche ich auch in meinen Beats zu kreieren.“

Auch wenn Bazzazian als Hip-Hop-Produzent zu Erfolg gekommen ist, betont er, nicht auf das Genre reduziert werden zu wollen: „Als ich mir damals den Drumcomputer gekauft habe, war der Gedanke dabei nicht: Ich mache jetzt nur noch Hip-Hop. Der Gedanke war eher, dass ich jederzeit allein Musik machen kann und auf niemanden angewiesen bin.“

Mit der Kölner Hip-Hop-Szene hatte Bazzazian selten zu tun

Unabhängig ist Bazzazian auch schon immer von der Hip-Hop-Szene in Köln gewesen, mit der er nur selten etwas zu tun hatte. „Das ist tatsächlich ein bisschen merkwürdig. Irgendwie hat sich das nie ergeben. Aber schlimm finde ich das nicht. Ich wollte es nie davon abhängig machen, wo jemand wohnt, ob ich mit ihm zusammenarbeite.“

In Köln fühlt er sich trotzdem wohl. Auch wenn ihn viele Sachen an der Stadt stören, vor allem beim Blick aus seinem Ehrenfelder Studio: „Man sieht hier täglich, wie ein Haus nach dem anderen hochgezogen wird. Die Stadt darf dabei aber die Kulturszene nicht kaputt gehen lassen, die macht diesen Stadtteil ja erst aus.“

In Zukunft will Bazzazian seine Eigenständigkeit noch weiter betonen, ein Soloalbum ist geplant. Und wenn er dadurch dann doch noch zum Superstar avanciert? „Ich brauche das wirklich nicht, aber wenn es passiert, dann passiert es eben. So ist das Leben.“ Für ein eigenes Album nimmt Bazzazian auch das in Kauf.