Kölner fürchten um IdylleIn Bocklemünd sollen 150 neue Wohnungen gebaut werden
- Die Anwohner in Köln-Bocklemünd sorgen sich um die Ruhe in ihren Straßen. Mehr Menschen bedeuten mehr Lautstärke und mehr Verkehr.
- Zudem soll eines der Gebäude deutlich höher als die bisherigen gebaut werden.
- „Das greift massiv in den Ortskern ein“, sagt FDP-Vertreterin Marlis Pöttgen in der Bezirksregierung Ehrenfeld.
Bocklemünd – Am Lerchenweg und in der Schaffrathsgasse hat Bocklemünd noch viel von seinem dörflichen Charakter bewahrt. Kleine Wohnhäuser mit hübschen Giebeln, hier und da Blumenkästen auf den Fensterbänken. In diese Idylle hinein soll eine Wohnanlage mit etwa 150 Wohnungen gebaut werden. Sie sollen auf dem Grundstück eines früheren Stahlbauunternehmens entstehen, das 2017 seine Pforten schloss.
Andere Handwerksbetriebe, die noch auf dem Gelände sind, werden bald wegziehen. Bauherrin ist eine Projektentwicklungsgesellschaft, die zur Bauwens-Gruppe gehört.
Die Anzahl der Wohnungen, der zu erwartende zusätzliche Kraftfahrzeugverkehr in ihren Straßen und die Höhe der Gebäude betrachten viele Anwohner mit Argwohn. Bis zu vier Geschosse sind geplant. Das höchste Gebäude soll parallel zur stark befahrenen Militärringstraße gebaut werden.
Kölner müssen auf Ästhetik verzichten
Dadurch soll es wie eine Lärmschutzwand für die restlichen – niedriger geplanten – Häuser und die schon vorhandenen Wohnhäuser wirken. In der Bezirksvertretung Ehrenfeld fragte FDP-Vertreterin Marlis Pöttgen: „Wie sollen vier Geschosse zu dem dörflichen Charakter passen? Das greift massiv in den Ortskern ein.“ Die Verwaltung räumte in ihrer Antwort dazu ein: „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es im Inneren des Plangebiets einen deutlichen Maßstabssprung im Vergleich zum Bestand gibt.“
Die übrigen Fraktionen begrüßten dagegen das Projekt mit weniger Bedenken. Es sei ein Beitrag, um dem Mangel an Wohnungen in dieser Stadt zu begegnen. Begrüßt wurde auch, dass bei dem Projekt 30 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert sein sollen. Für die SPD fragte jedoch Fraktionsvorsitzende Petra Bossinger: „Wie hoch ist der Bedarf für eine Kindertagesstätte?“
Die müsse mit eingeplant werden. Derzeit geht die Verwaltung davon aus, dass der Bedarf nach einer Betreuungseinrichtung für Kinder im Stadtteil gedeckt sei. Das sahen die Politiker anders und forderten, dass die bislang als Option eingeplante Kita auch tatsächlich gebaut werde. Kritisch sahen jedoch alle Fraktionen, dass die Verwaltung angesichts der Größe des Vorhabens ein beschleunigtes Planverfahren vorschlägt. Diese argumentierte, dass das Projekt die Voraussetzungen dafür erfülle. Es handele sich um eine innerstädtische Fläche, die wieder nutzbar gemacht werde. Mit rund 13000 Quadratmetern Größe liege sie zudem unterhalb des Schwellenwertes von 20000 Quadratmetern.
Bocklemünder müssen mit mehr Verkehr rechnen
Es bestehe allerdings durchaus die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis eine Abendveranstaltung zur Information der Bürger durchzuführen. Wenn die Bezirksvertretung Ehrenfeld dies wolle, werde man dies tun. Diesen Wunsch hat auch der Bürgerverein Bocklemünd-Mengenich. „Es wird durch die Wohnanlage mit Sicherheit mehr Verkehr geben. Wir halten 140 Tiefgaragenstellplätze für zu wenig“, sagte Vorstandsmitglied Egbert Thon. Ein Verkehrsgutachten gibt es noch nicht. Bis jetzt sei lediglich die derzeitige Verkehrsbelastung im Gebiet ermittelt worden. In das Viertel gelangt man über die Grevenbroicher Straße oder über den Ollenhauerring und den Kurt-Weill-Weg.
Die geplante Tiefgarage mit 140 Stellplätzen soll Ein- und Ausfahrten am Lerchenweg und an der Schaffrathsgasse bekommen. Sie ist durchgängig befahrbar, das heißt, Nutzer könnten an der Schaffrathsgasse einfahren und am Lerchenweg wieder heraus oder umgekehrt. Hier Trennungen und Lenkungen der Verkehrsströme vorzunehmen, hänge vom Ergebnis des Verkehrsgutachtens ab. Oberirdisch sind zwölf Stellplätze vorgesehen.