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Interview zu hohen Mieten in Ehrenfeld„Kleinstwohnungen waren schon immer teuer“

Lesezeit 3 Minuten
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Das 4711-Haus an der Venloer Straße beherbergt nun Studentenwohnungen. 

  1. Das ehemalige 4711-Haus an der Venloer Straße wurde komplett saniert und umgebaut.
  2. Für stolze 549 Euro können Studenten dort 15-Quadratmeter kleine Appartements mieten.
  3. Der Ehrenfelder Hans Josef Felser, stellvertretender Vorsitzender der Bürgervereinigung Ehrenfeld und Mitglied des Kirchenvorstands in der katholischen Gemeinde St. Joseph/St. Mechtern, hat den Wandel unmittelbar erlebt. Ein Gespräch.

Ehrenfeld – Vom Bürohaus zur Herberge – das ehemalige Verwaltungsgebäude der Parfüm-Fabrik von Ferdinand Mülhens – 4711 an der Venloer Straße wurde komplett saniert und umgebaut. In den Stockwerken 1 bis 4 sind insgesamt 136 Studentenappartements untergebracht. Die Preise für die Wohnungen sind stolz. 549 Euro teuer ist die Warmmiete für 15 Quadratmeter.

Darin eingeschlossen sind allerdings weitere Komfortmerkmale wie Internetanschluss, Kabel-TV und der Reinigungsdienst. Dennoch sind im Stadtteil einige Menschen besorgt, dass dadurch das Preisniveau für Wohnungen insgesamt steigen könnte. Ein Gespräch mit dem gebürtigen Ehrenfelder und Vize-Vorsitzenden der Bürgervereinigung Hans Josef Felser.

Herr Felser, wenn man von Ehrenfeld spricht, dann meist auch davon, dass sich der Stadtteil im Wandel befindet. Wie haben Sie diesen Prozess erlebt?

Das ist ja ein schleichender Vorgang. Heute ist Ehrenfeld voll mit jungen Leuten und es wird viel gefeiert. Auch in meiner Jugend wurde viel auf der Straße gefeiert, jedoch anders. Da stellten meine Eltern und viele Nachbarn die Stühle raus und es gab etwas zu trinken und was zu erzählen. Das war viel nachbarschaftlicher, nicht so anonym wie heute. Ich beobachte aber, dass die jungen Bewohner heute in dieser Hinsicht offener sind.

In den 60er Jahren zogen viele aus Ehrenfeld weg

Wann haben Sie festgestellt, dass im Viertel ein Wandel stattfindet?

Man muss wissen, dass es noch in den 1960er Jahren in den meisten Wohnungen in Ehrenfeld keine Bäder gab, die Toiletten waren oft im Treppenhaus außerhalb der Wohnung und es wurde mit Briketts geheizt. Deswegen sind viele der jungen Menschen, die hier aufgewachsen sind, erst einmal weggezogen, weil sie mehr Komfort wollten. Auch dadurch hat sich die Bewohnerschaft damals schon stark verändert.

Wohnungen ohne Bad und Toilette sind heute weniger das Problem. Eher die immer höheren Mieten. Sehen Sie das auch so?

Wohnungen wie in der Sechzigern wären praktisch nicht mehr zu vermieten. Ich kenne kein Haus mehr, wo das nicht inzwischen geändert, also auf einen Mindeststandard gebracht wurde. Aber ja, Ehrenfeld ist deswegen teuer. Unter zehn Euro pro Quadratmeter findet man kaum etwas. Der Durchschnitt geht schätzungsweise schon in Richtung 15 Euro. Das ist definitiv zu viel. Bei einem Ehepaar oder einer Familie müssen praktisch beide arbeiten gehen, um die Miete und den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Das war früher nicht so.

Und was sagen Sie zu den teuren Studentenwohnungen, die im 4711-Haus eingerichtet wurden

Dass das Haus als Studentenwohnheim genutzt wird, finde ich erstmal gut. So kommt noch mehr Leben in das Quartier. Man muss abwarten wie sich das entwickelt, wenn das Haus erst einmal voll ist. Ich kenne ja das Areal noch als abgeschlossenen Fabrikbereich. Wenn man durch die Thebäerstraße Richtung Vogelsanger Straße ging, roch es nach Parfüm und an der Ecke mischte sich das mit dem Geruch von Schokolade aus der Kwatta-Fabrik und Malz von der Sester-Brauerei. Studenten sollten jedoch möglichst preiswert wohnen können. Ob das hier der Fall ist, darüber kann man natürlich streiten. Aber Kleinstwohnungen waren im Verhältnis schon immer teuer. 500 Euro für 20 Quadratmeter konnte man auch schon vor zehn Jahren bezahlen.