AboAbonnieren

100 Jahre Neuapostolische KircheVom Bahnbogen mit Bollerofen zum Gotteshaus an der Lenaustraße

Lesezeit 3 Minuten
Thomas Moog in der Kirche in der Lenaustraße, die, anders als bei Katholiken und Protestanten, keinen eigenen Namen hat.

Thomas Moog in der Kirche in der Lenaustraße, die, anders als bei Katholiken und Protestanten, keinen eigenen Namen hat.

Trotz inhaltlicher Unterschiede pflegt man heute gute Beziehungen zu Katholiken und Protestanten – was Mitgliederzahlen angeht, haben alle ähnliche Probleme.

Es war feucht, es roch modrig, gegen die Kälte im Winter half nur ein Bollerofen, dessen Qualm den Gläubigen die Tränen in die Augen trieb: Für ihre ersten Gottesdienste hatte die Neuapostolische Gemeinde Ehrenfeld im Jahre 1924 einen der Bahnbögen angemietet, und das war kein Spaß. Doch bereits nach fünf Jahren konnte ein Raum in der Thebäerstraße angemietet werden, später zog die Gemeinde ins Helioshaus um. Ihr 100-jähriges Bestehen feiert sie nun in ihrem markanten Gotteshaus in der Lenaustraße.

Kirchensaal war für 1000 Menschen ausgelegt

Es wurde im Dezember 1936 seiner Bestimmung übergeben und hat den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Der Kirchensaal im ersten Stock war für gut 1000 Personen ausgelegt. „Ich kann mich noch gut an die 70er Jahre erinnern, da saßen die Kinder und Jugendlichen oft draußen auf den Treppen, weil es drinnen so voll war“, erzählt Gemeindevorsteher Thomas Moog.

Hinsichtlich der Besucherzahlen aber gehe es der Neuapostolischen Kirche heute nicht viel besser als anderen christlichen Konfessionen: „Unsere Gemeinde Köln-Mitte hat ungefähr 450 Mitglieder, zwischen 50 und 60 kommen zum Gottesdienst.“

Die Kirche von außen.

Die Kirche von außen.

Die Neuapostolische Kirche gehört zusammen mit Katholiken und Protestanten zu den drei staatlich anerkannten christlichen Glaubensgemeinschaften in Deutschland, ist aber von der Mitgliederzahl her deutlich kleiner als die beiden anderen. Sie hatte sich 1863 in Hamburg von katholisch-apostolischen Gemeinden abgespalten, ihre geistlichen Oberhäupter, die Apostel – weltweit rund 350 bei mehr als 9 Millionen Mitgliedern – sind ihren biblischen Vorläufern gleichgestellt.

Arbeit in den Gemeinden ist Spenden-finanziert

Ein zentrales Anliegen ist die Vorbereitung auf die nahe Wiederkunft Jesu Christi, die Seelsorger vor Ort, Diakone und Priester wie Thomas Moog, sind Laien, die ihre Ämter ehrenamtlich bekleiden. Finanziert wird die Arbeit in den Gemeinden ausschließlich über Spenden ihrer Mitglieder.

Ansonsten gebe es von Lehre und Ritus her auf der Grundlage der Luther-Bibel zahlreiche Übereinstimmungen mit den anderen christlichen Konfessionen, das Sektiererische sei der Neuapostolische Kirche heute fremd, betont Moog. „Früher war das anders, aber heute pflegen wir gute ökumenische Beziehungen zu Katholiken und Protestanten. Aber auch mit anderen Religionen arbeiten wir häufig zusammen.“ Beim Friedensgebet in der Ehrenfelder Zentralmoschee am vergangenen Wochenende zum Beispiel, an der der Chor der Neuapostolischen Gemeinde beteiligt war.

Frauen übernehmen geistliche Ämter

Seit einigen Jahren können auch Frauen geistliche Ämter übernehmen, und das erfüllt Thomas Moog sichtlich mit Stolz: „Da waren wir schneller als die Katholiken“, sagt er lachend. Denn die gesellschaftlichen Veränderungen sind auch an der Neuapostolischen Kirche nicht spurlos vorüber gegangen: Im Jahre 2010 wurden die Ehrenfelder und die Nippeser Gemeinden zur Gemeinde Köln-Mitte zusammengelegt: „Wir hatten vorher linksrheinisch 15 Gemeinden, heute sind es noch sieben.“

Zwei Gottesdienste pro Woche feiert die Gemeinde Köln-Mitte im Gotteshaus in der Lenaustraße, das 2008 umfassend renoviert wurde. Wie in jeder neuapostolischen Gemeinde Deutschlands werden die Gottesdienste per Telefon und seit Corona auch per Video übertragen, damit ältere und kranke Mitglieder teilnehmen können. „Grundsätzlich ist aber jeder eingeladen, auch zum Abendmahl“, sagt Thomas Moog.


Tag der offenen Tür

Am 13. Oktober wird in der Neuapostolischen Kirche an der Lenaustraße 18 ein großer Festgottesdienst zum 100-jährigen Bestehen der Gemeinde gefeiert.

Schon für Samstag, 28. September, lädt die Gemeinde zu einem Tag der offenen Tür von 11 bis 16 Uhr mit Kaffee und Kuchen, Spielemobil, Orgelführung und weiteren Informationen ein.