Die Kölner Un-Label Performing Arts Company ermöglicht seit der Gründung vor zehn Jahren den Zugang zu Kunst und Kultur für alle Menschen.
Musik-, Theater- und Tanzprojekte<br>Un-Label fördert kulturelle Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
„Wir stehen bei der Inklusion immer noch ganz am Anfang. Das ist ein Prozess, der vermutlich nie ganz abgeschlossen sein wird“, sagt Lisette Reuter. Die nüchterne Einschätzung der Un-Label-Gründerin steht jedoch nicht für Resignation. 2014 startete die Freiberuflerin mit ihrer Initiative, um die Teilhabe am kulturellen Leben für Menschen mit Behinderungen zu fördern.
Stetig wachsendes Team
Innerhalb einer Dekade entstand ein internationales Netzwerk, das sowohl Künstlerinnen und Künstler als auch Besucherinnen und Besucher mit und ohne Beeinträchtigungen nachhaltig verbindet. Das stetig gewachsene Team verwirklichte im Laufe der Jahre zahlreiche Musik-, Theater- und Tanzprojekte mit gemischten Ensembles. Beratungen sowie Vorträge zum Themenfeld ergänzen das Spektrum. „Wir haben uns zu einem Sozialunternehmen entwickelt, das sein Wissen nach außen tragen möchte“, erklärt die Kulturmanagerin.
Als wesentlichen Grund für die soziale Benachteiligung nennt Reuter die Vernachlässigung politischer Beschlüsse. Demnach werde die UNO-Behindertenkonvention von 2006, die universelle Rechte aus der Perspektive von Menschen mit Behinderungen spezifiziert, in weiten Teilen nicht verwirklicht. So zahlten viele Betriebe ab 20 Beschäftigten in Deutschland weiterhin lieber eine Ausgleichsabgabe, anstatt mit der Einrichtung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes ihre gesetzliche Quote zu erfüllen.
Auch der Zugang zu Bildung werde Menschen mit Behinderungen weiterhin erschwert. „Viele Hochschulen verfügen nach wie vor nicht über die inklusiven Voraussetzungen zum Besuch der Institutionen. Aber Menschen werden erst behindert durch Barrieren, die die Gesellschaft errichtet“, gibt Lisette Reuter zu bedenken.
Musiktheater in der Orangerie
Im Zuge der Un-Label-Jubiläumsfeierlichkeiten kommt es am 1. und 2. Oktober in der Bonner Brotfabrik sowie am 10., 11. und 12. Oktober im Kölner Orangerie Theater zur Aufführung des Stückes „24 Hebel für die Welt – Berichte aus der ‚Winterreise‘“, das sich an Franz Schuberts Liederzyklus „Winterreise“ von 1827 orientiert.
Die Texte aus der Feder von Wilhelm Müller handeln von Einsamkeit, Ängsten und Isolation. Die Darstellerinnen und Darsteller nutzen dabei die Bühne als Labor, in dem mit verschiedensten Formen der Wahrnehmung experimentiert wird. Das rund 90-minütige Stück ist durch Audioebenen auch für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen zugänglich. Regie führt Friederike Blum. Es spielen Toni Ming, Leonard Grobien, Barbara Schachtner und Jonas Relitzki.
Un-Label, Hosterstr. 1-5, 50825 Köln, 0221 550 15 44, www.un-label.eu
Termine „24 Hebel für die Welt – Berichte aus der ‚Winterreise‘“, 1./2. Oktober 19.30 Uhr, Beethovenfest, Brotfabrik, Kreuzstraße 16, 53225 Bonn, 10. Oktober 19.30 Uhr, 11./12. Oktober 20 Uhr, Orangerie Theater, Volksgartenstraße 25, 50677 Köln