Die „Baller League“ will das Bolzplatz-Gefühl in die Halle verpflanzen und Fußball zugänglicher „für die neue Generation“ machen. Ein Besuch.
Event in Köln-OssendorfSieht man in der „Baller-League“ den Fußball der Zukunft?
Die Tribünen sind eher überschaubar. Das eigentliche Publikum schaut via Smartphone oder PC zu. Kaum jemand, der am Rande der „Baller League“ nicht irgendetwas postet oder streamt. Und seien es nur die Nudeln im Restaurant nebenan. Wer für das Fußball- und Social-Media-Event in der Ossendorfer Motorworld verpflichtet wurde, ist entweder Youtube-Star mit Millionen-Publikum oder Kicker mit mehr oder weniger großer Erfolgsbilanz. Montana Black, Sascha Hellinger, Kevin Großkreutz – sie alle sind gekommen und auf Sendung.
Die „Baller League“ will das gute alte Bolzplatz-Gefühl in die Halle verpflanzen und den Fußball zugänglicher „für die neue Generation“ machen. An elf Spieltagen treten zwölf Teams mit zumeist bekannten Managern an. Lukas Podolski kümmert sich mit der Schweizer Nationalspielerin Alisha Lehmann um die „Streets United“, Rapper Kontra K bringt mit Comedian Felix Lobrecht das Team „Beton Berlin“ an den Start. Mit Selina Cerci, Jule Brand, Hans Serpei und Kevin Prince-Boateng ist die reichweitenstarke Promi-Mischung noch lange nicht beendet.
Alles soll anders, schneller und lockerer sein als bei der Bundesliga. Mannschaften aus sechs Spielern treten auf kleinerem Kunstrasenfeld zweimal 15 Minuten lang gegeneinander an. Kurz vor Ende der Halbzeit kommt per Zufallsgenerator eine neue Regel ins Spiel. Dann muss der Spieler bei einem Foul sofort das Feld verlassen oder per Volley geschossene Tore zählen doppelt.
„Wir versuchen, dem Straßenfußball eine Bühne zu geben“, sagt Baller-League-Geschäftsführer Felix Starck am dritten Spieltag. Antreten dürften vor allem Kicker ohne aktuellen Vertrag oder Aussicht auf die große Karriere. Das fußballerische Niveau sei dennoch beachtlich.
Baller-League soll keine Konkurrenz zur Bundesliga sein
Die Weltmeister von 2014, Mats Hummels und Lukas Podolski, sind die berühmten Gesichter des Turniers. Der Bolzplatz sei seine Welt, sagt „Poldi“: „Ich komme her von der Straße.“ Als Konkurrenz zur Bundesliga verstehe sich die Baller League aber nicht: „Wir wollen ein anderes Produkt anbieten, eventuell für ein anderes Publikum.“ Bisher sei das Feedback gut, findet auch Mats Hummels: „Die Leute haben Bock, sich das anzuschauen.“
Dominik Neumann schaut sich das Spektakel von der Tribüne aus an. Von der Stimmung in der Halle ist der Siegener weniger begeistert als von der Promi-Dichte und dem medialen Konzept der Veranstaltung: „Wenn alle Influencer ihre Reichweite aktivieren würden, würden 40 Millionen Leute davon erfahren“, rechnet er aus. Das Turnier sei professionell gemacht und die Qualität auf dem Platz sehr gut.
Wo das Finale stattfindet, steht noch nicht fest
Nazzareno Ciccarelli spielt eigentlich bei Rot-Weiss Ahlen in der ersten Mannschaft. Nun hat er das Trikot von „Hollywood United“ von Max Kruse und Jens „Knossi“ Knossalla an und zum ersten Mal in drei Spieltagen einen Sieg eingefahren. 6:3 gegen das Team von Ana Maria Marković und Christoph Kramer. „Ich liebe es, in der Halle zu spielen“, sagt Ciccarelli nach dem Spiel: „In diesem Format hatte ich das noch nie.“ Für Ahlen habe er schon vor 20.000 Leuten gespielt, nun schauen schonmal Millionen zu. Zuletzt habe ein TV-Sender live übertragen. Nervös sei er trotzdem nicht.
Das große Finale soll Anfang April stattfinden. Wo, steht noch nicht fest. „Eigentlich war der Plan, ins Stadion zu gehen“, so Felix Starck. Nun bleibe es vorerst bei einer Halle, der besseren Stimmung wegen. An Ambitionen fehlt es dennoch nicht: „Wir wollen das Thema peu à peu groß machen.“