Seit vier GenerationenKölner Druckerei verbindet Tradition mit Innovation
Köln-Ehrenfeld – Im Vergleich zu ihrer hochmodernen digitalen Konkurrenz wirken die schweren Heidelberger Tiegeldruckpressen aus den 1960er Jahren wie aus der Zeit gefallen. Aufgrund ihrer robusten Verarbeitung, ihrer präzisen Mechanik, Hydraulik und Pneumatik werden die unverwüstlichen Druckautomaten aber auch heute noch in vielen Druckereien zur Herstellung einzelner Produkte eingesetzt. „Sie sind wahre Multitalente“, sagt Manfred Hemmersbach jr. beim Rundgang durch die Produktionsräume seiner Druckerei in der Thielenstraße in Ehrenfeld, die in diesen Tagen ihr 100-jähriges Bestehen feiert.
Trotz der neuesten digitalen Druckverfahren in seinem Betrieb werden die historischen Maschinen auch bei Hemmersbach Druck, so der heutige Firmenname, für spezielle Farbdrucke oder für Präge-, Stanz- und Perforierarbeiten eingesetzt. Brillante Druckprodukte mit ausgefallenen Formen könnten mit den alten Schätzchen ganz nach Kundenwunsch und Bedürfnis hergestellt werden, erzählt der Unternehmer. Die Leidenschaft eines Familienunternehmens verbunden mit einem innovativen Geist seien von jeher die Eckpfeiler des Unternehmens gewesen, das sein Großvater Anton Hemmersbach an seinem 21. Geburtstag am 7. Februar vor einhundert Jahren als Papierhandlung gegründet hat.
Von Papierhandlung zur Druckerei
Die Kunden bestellten damals Papier als Meterware oder auf Rollen, erzählt Manfred Hemmersbach jr. Später bot der Großvater Druckereien und Geschäften bereits zugeschnittene Papiere an. Das Geschäft lief gut. Schließlich investierte Anton Hemmersbach in eine eigene Druckerei. So wurde zuerst das Packpapier für Läden mit deren Logos, Werbung und Informationen bedruckt, in den weiteren Jahren folgten Handzettel, Formulare und Arbeitsberichte. Die Palette der Druckprodukte im Unternehmen erweiterte sich kontinuierlich. 53 Jahre lang leitete Anton Hemmersbach sein Unternehmen und brachte zusammen mit seinen Söhnen Manfred sen. und Dieter Hemmersbach den Betrieb durch die wirren Kriegszeiten.
Nach dem Tod des Firmengründers im Jahr 1974 übernahmen die beiden Söhne die Nachfolge. Sie kannten das Geschäft, hatten schon die letzten Jahre die Druckerei geleitet und waren über die neuesten Entwicklungen am Markt informiert. Den Papierhandel gaben sie weitestgehend auf, denn neue Druckverfahren machten dem traditionellen Buchdruck Konkurrenz. Der Offset-Druck wurde immer beliebter und kostengünstiger. Mit dem neuen Verfahren ließen sich Qualität und Druckgeschwindigkeit steigern.
„Die erste Offset-Druckmaschine haben wir 1979 angeschafft“, erinnert sich Manfred Hemmersbach jr. „Durch sie eröffneten sich völlig neue Geschäftsfelder.“ Flyer, Broschüren, Mailings, Poster und Plakate konnten nun schnell und in großen Mengen produziert werden. Neun Jahre später folgte die erste Digitaldruckmaschine – in einer Zeit, als die Digitalisierung noch in den Kinderschuhen steckte.
Kölner Familienbetrieb setzte früh auf Digitalisierung
Nachdem Manfred Hemmersbach sen. im Jahr 1989 im Alter von nur 60 Jahren verstarb, stieg sein Sohn Manfred jr., in die Geschäftsführung auf. Nach dem Tod seines Onkels Dieter im Jahr 1992 übernahm er die Leitung der Druckerei und führte die Digitalisierung in den nächsten knapp 20 Jahren zielstrebig voran. 2004 wurde der erste Web-to-Print-Service angeboten. Die Kunden konnten ihre Geschäftsdrucksachen über das Internet erstellen und drucken lassen.
2011 stieg sein Stiefsohn David Schoknecht in die Geschäftsführung ein. Zwei Jahre später wurde ein Onlineshop eingerichtet und der Sublimationsdruck eingeführt. Gegenstände und ungewöhnliche Oberflächen wie Tassen, Puzzles, Leinwände oder Alu-Visitenkarten können so bedruckt werden.
Gedruckt wird sowohl im Offsetdruck auf Heidelberger Druckmaschinen mit modernster Farbsteuerung als auch im hochwertigen Digitaldruck. „Bei vielen Aufträgen greifen beide Technologien nahtlos ineinander“, sagt David Schoknecht, der nun zum 100-jährigen Bestehen des Traditionsunternehmens die Geschäftsführung in vierter Generation übernimmt.
So ganz aus dem Betrieb verabschieden will sich Manfred Hemmersbach jr. aber nicht. Er stehe dem Unternehmen und seinen 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite. Auch den Bezug zu seinem Veedel will der gebürtige Ehrenfelder nicht aufgeben. Tradition verpflichtet eben.