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Köln-OssendorfParteien streiten über Gelände für neue Schulplätze

Lesezeit 4 Minuten
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 Der ehemalige Sportplatz an der Wilhelm-Schreiber-Straße in Ossendorf liegt nach dem Baustopp für ein geplantes Flüchtlingsheim brach. 

Köln-Ossendorf – Was soll aus dem Sportplatz der Peter-Lustig-Grundschule werden? Vor fünf Jahren rollte hier letztmals ein Ball über den Rasen beim Sportunterricht für die Schulkinder. Anschließend rückten Bautrupps an, um das Vorhaben der Stadt umzusetzen, hier eine Unterkunft für geflüchtete Menschen zu bauen. Daraus wurde nichts. Nach mehrfachen Verzögerungen kündigte die Stadt Anfang 2019 den Vertrag mit dem Generalunternehmen. Nun sollen provisorische Schulbauten statt Unterkünfte für Geflüchtete auf dem zur Brache verkommenen ehemaligen Sportplatz neben der Grundschule in der Wilhelm-Schreiber-Straße entstehen. Doch darüber droht Streit.

Neubau mit Fünffach-Turnhalle geplant

Grüne, CDU und Volt haben im Schulausschuss des Rates eine Mehrheit für ihren Antrag gefunden, der die Verwaltung auffordert, das derzeit brachliegende Areal „unverzüglich als Fläche für ein vorgezogenes Interim im Vorgriff auf die geplante Gesamtschule in Ossendorf herzurichten“.

Die Planung dieser Schule an der Fitzmauricestraße nahe dem ehemaligen Flughafengebäude Butzweilerhof wurde Ende 2018 in Auftrag gegeben. Die Planung ist immerhin schon so weit fortgeschritten, dass feststeht, den Neubau mit Fünffach-Turnhalle in Holzmodul-Bauweise errichten zu lassen.

Unterricht soll so früh wie möglich starten

Schon damals hieß es, die Stadt möge einen geeigneten Standort finden, um dort vorübergehend den Schulbetrieb aufnehmen zu können. Vieles spricht also für die Wilhelm-Schreiber-Straße, die nur wenige hundert Meter Luftlinie von der Fitzmauricestraße entfernt liegt. Inzwischen formiert sich jedoch Widerstand gegen die Idee, den Start des Unterrichts – somit also dringend benötigte Schulplätze – so früh wie möglich vor der Fertigstellung des eigentlichen Schulbaus in die Wege zu leiten.

Immerhin wären Betonbodenplatten für Containerbauten und die Versorgungsleitungen auf dem Sportplatz-Areal schon vorhanden. „Erhebliche Diskussionen in der Nachbarschaft“, führt die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Ehrenfeld als Argument gegen das Vorhaben an.

SPD will „grünes Klassenzimmer“

Ihr Vorschlag, der auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung am Montag, 28. Juni, steht: Den Sportplatz wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, damit ihn die Peter-Lustig-Schule wieder als „grünes Klassenzimmer“ nutzen könne. Interimsbauten für die Gesamtschule könne man anderswo suchen.

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Dass ausgerechnet die SPD sich gegen Schulplätze wehrt, will mir nicht in den Kopf, sagt Volker Spelthann, Ehrenfelds Bezirksbürgermeister, 

Das würde bedeuten, dass die bisherigen Ausgaben von 1,5 Millionen Euro in das gescheiterte Unterkunftsprojekt komplett nutzlos gewesen wären. Nicht nur deswegen ist Bezirksbürgermeister Volker Spelthann einigermaßen empört: „Dass ausgerechnet die SPD sich gegen Schulplätze wehrt, will mir nicht in den Kopf“, meint der Grünen-Politiker.

Die Begründung für die Verweigerung leuchtet ihm nicht ein. Da sei von „chaotischen Zuständen“ in der Wilhelm-Schreiber-Straße die Rede, die schon jetzt zu beobachten seien, weil viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto bis vor das Schultor chauffieren.

Die Gefahr, auf dem Gymnasium zu scheitern

„Dann muss man dieses Problem angehen, anstatt deswegen die wichtige Aufgabe, Gesamtschulplätze zu schaffen, zu vernachlässigen“, so Spelthann weiter.

Das Fehlen der Gesamtschulplätze in der Stadt führe seiner Überzeugung nach zu massiven Problemen, wenn Schüler stattdessen an Gymnasien angemeldet würden, dort aber scheiterten. Bei dem jetzt vom Mehrheitsbündnis vorgeschlagenen Standort für eine neue Gesamtschule wird die Gesamtschule Wasseramselweg in Vogelsang als Beispiel angeführt.

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Auch diese Schule nahm ihren Betrieb in provisorischen Containerbauten auf. Diese konnten aber bereits nach einem Schuljahr verlassen werden, da die Schule in ein festes Gebäude – ebenfalls am Wasseramselweg – umziehen konnte. Auch dieser Standort ist nur vorübergehend nutzbar bis dort, wo die Container aufgestellt waren, das eigentliche Schulgebäude samt Turnhallen errichtet ist.

Fläche ist im Eigentum der Stadt

An der Wilhelm-Schreiber-Straße wäre das Platzangebot deutlich eingeschränkter als am Wasseramselweg. Containerbauten könnten nur von wenigen Schuljahrgängen genutzt werden. Die an der Fitzmauricestraße am Butzweilerhof geplante Schule müsste entsprechend schnell fertig sein. Trotzdem sieht der Vorsitzende des Schulausschusses Helge Schlieben (CDU) gute Voraussetzungen: „Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, um dringend benötigte Schulplätze zu schaffen. Auf der Fläche an der Wilhelm-Schreiber-Straße wäre es unserer Auffassung nach möglich, vorzeitig ein Interim für die Gesamtschule Ossendorf zu realisieren. Die Fläche befindet sich bereits im Eigentum der Stadt. Mit der benachbarten Grundschule würden sich Synergieeffekte ergeben.“

Zudem sei der geplante Standort für die Gesamtschule gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.