Teamevent für den KlimaschutzIn Ehrenfeld wird ein Tiny Forest angelegt
Köln-Ehrenfeld – Bäumepflanzen als Team-Event. Statt gemeinsam einen Tag beim Wildwasserkanu, in einer Kochschule oder im Hochseilgarten zu verbringen, legten etliche Belegschaften von Firmen mitten in Ehrenfeld einen Wald an. Wo vorher Wiese war, soll schon im nächsten Frühjahr ein kleiner Mischwald mit Eichen und Buchen, aber auch Eschen, Schwarzkiefern oder Haselsträuchern zu erkennen sein.
Bis zum 50 Leute machten sich mit Schaufeln, Spaten und Gießkannen daran, an der Ecke Oskar-Jäger-Straße/Lichtstraße mehr als 750 Setzlinge von 18 verschiedenen heimischen Gehölzen in den dunklen Humusboden zu bringen. Die anstrengende Arbeit wurde immer wieder aufgelockert, wenn Gruppenfotos, Selfies oder sogar Drohnenaufnahmen gemacht wurden. Nicht nur wegen der erkennbar guten Stimmung, auch wegen der Aussicht, einen kleinen Beitrag für ein besseres Klima zu leisten, waren Thomas Walten und Klaus-Dieter Hölzl von der Vulkan-Grundstücksgesellschaft sichtlich zufrieden. „Die Idee dazu haben wir schon seit längerer Zeit“, sagt Thomas Walten.
Vor 20 Jahren begann er mit seinem Unternehmen, das Areal der früheren Leuchtenfabrik Vulkan zu einem attraktiven Gewerbepark umzuwandeln. Historische Bauten wurden hochwertig saniert und wo immer es möglich war, entstanden auf freien Flächen grüne Zonen. Eigene Versuche, ein kleines Wäldchen anzulegen, waren allerdings erfolglos.
Das „Tiny-Forest“-Konzept mit der umfassenden wissenschaftlichen Begleitung überzeugte ihn. Es sei eben nicht damit getan, einfach die Wiese umzugraben und ein paar junge Bäumchen zu setzen. Der Boden, so berichtet Walten“, sei drei Meter tief ausgehoben worden. Dabei seien sogar alte Fundamente, vermutlich aus dem 19. Jahrhundert, entdeckt worden. „Die Anreicherung des Bodens mit Humus und Pilz-Rhizomen sind das Entscheidende“, fügt Klaus-Dieter Hölzl hinzu. Diese hätten auch im natürlichen Waldboden eine wichtige Funktion.
Wissen, dass er ohne die Fachleute von „Tiny Forest“, was auf Deutsch „Kleiner Wald“ heißt, nicht hätte. Die Investition in deren Know-How, inklusive der Bodenvorbereitung, der Organisation des des Team-Events zum eigentliche Pflanzen des Waldes und die Begleitung in den nächsten zwei Jahren, werde sich lohnen, sind beide überzeugt. Schon jetzt lieben die Mitarbeiter „ihren“ Wald. „Gut war die fachliche Einführung. Und trotz der Anstrengung hat es einen Riesenspaß gemacht“, sagt Claudia Broders, die zuvor von Gartenarbeit wenig Ahnung hatte. „Viel falsch machen kann man eigentlich nicht“, erklärt Sascha Rühlinger von „Tiny Forest“. Wichtig sei es, darauf zu achten, dass die Wurzeln genügend Platz haben. Die Entwicklung des Waldes geschehe nun nach dem Prinzip, dass sich die stärksten Pflanzen durchsetzen werden. Etwa ein Fünftel der Setzlinge werde demnach irgendwann absterben.
Ein Ort der Entspannung
„Hoffentlich werden noch andere dem Beispiel folgen, denn hier in der Umgebung gibt es kaum grüne Zonen“, sagt Thomas Walten über den immer noch überwiegend von Gewerbe und Industrie geprägten Teil Ehrenfelds. Er erwartet, dass der kleine Wald zu einem Ort der Entspannung, Konzentration und Kreativität für die Menschen wird, die auf dem Vulkan-Gelände arbeiten. Nicht zuletzt werde er zum Lebensraum für Tiere und Pflanzen. „Nur die Hundebesitzer werden für ihre Vierbeiner einen anderen Ort suchen müssen“, sagt er.
Tatsächlich ist diese Art von „Düngung“ durch Hundehinterlassenschaften im „Tiny Forest“ so wenig erwünscht, wie wilde Samen, etwa von Brennnesseln, Brombeeren oder Sommerflieder. Dazu aber ist auch eine dicke Schicht aus Rindenmulch notwendig, die sogenannten Beiwuchs, wie „Unkraut“ im Fachjargon heißt, verhindern soll. Der Boden darunter ist so angereichert, dass sich die gesetzten Pflanzen bedeutend schneller als sonst entwickeln sollen.
Der kleine Wald auf dem Vulkan-Gelände ist der erste dieser Art im Bezirk Ehrenfeld. Ein weiterer soll bald in Neuehrenfeld folgen. Ein städtisches Grundstück an der Hadersleber Straße, heute noch Wiese, soll ebenfalls zu einem „Tiny Forest“ werden. Es wird ganz sicher nicht der letzte sein.