Wohin mit den Autos? Auf dem Meisenweg in Vogelsang hat die Stadtverwaltung nach Jahrzehnten einen Randstreifen gesperrt, weil das Parken dort nicht ihrer Auffassung nach den Verkehrsregeln entspricht.
Das Parkplatz-Drama von VogelsangStadt blockiert Parkplätze im Meisenweg mit Felsbrocken
Gerd Mausbach hockt auf einem der großen Felsbrocken im Meisenweg, hält die Liste in der Hand, auf der die Anwohner der kleinen Straße im Vogelsang wutentbrannt unterschrieben haben, weil die Stadt ihnen die Parkplätze vor ihrer Haustüre weggenommen haben. „100 habe ich schon zusammen“, sagt er. „Das ist aber noch nicht das Ende.“
Ihn selbst betrifft das Parkplatz-Drama von Vogelsang weniger. Er hat eine Garage und einen Stellplatz fürs Wohnmobil vor seinem Haus. Wütend ist der trotzdem. Deshalb hat Mausbach, passionierter Marathonläufer und „ne echte kölsche Jung“, die Sache in die Hand genommen, am Wochenende die Nachbarn zu Glühwein eingeladen und um Unterschriften gebeten.
„Das darf und können wir uns so nicht gefallen lassen. Hier wird bewusst gegen die Autos vorgegangen“, sagt er. „Diese Steine müssen wieder weg.“ Was Mausbach besonders ärgert: „Man hätte vorher wenigstens mit uns reden müssen. Aber nein. Es wurde einfach beschlossen und wir müssen uns damit abfinden.“
So ganz stimmt das nicht. Dunja Engelke, die für die SPD in der Bezirksvertretung Ehrenfeld sitzt, klärt auf. Im Mai habe das Stadtteilparlament auf Antrag der Grünen und der Klima Freunde mehrheitlich beschlossen, das Parken auf den unversiegelten Grünflächen und den Baumscheiben zu unterbinden, weil es weder „nach Straßenverkehrsordnung als auch nach Stadtordnung erlaubt“ sei.
„Die Bäume litten darunter, weil das Erdreich zunehmend verdichtet werde. Dies führe dazu, dass der Boden zu wenig Wasser aufnehmen kann und die Bäume schneller vertrocknen“, heißt es in dem Antrag. „Die Bezirksvertretung Ehrenfeld beauftragt aus diesem Grund die Verwaltung das Parken auf den Grünstreifen am Meisenweg zu unterbinden bzw. nicht länger zu tolerieren und die bereits beschädigten Baumscheiben wiederherzustellen. Eine Bepflanzung als artenreiche Wiese kann zudem dazu beitragen, die Grünfläche auch als solche erkennbar zu machen.“
Natürlich habe es vorher eine Begehung gegeben, erinnert sich Engelke. Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) sei auch vor Ort gewesen. Dennoch könne sie den Unmut der Bürger verstehen. „Es ist einfach peinlich, dass man die Menschen nicht vorher mitnimmt. Ein paar Infozettel in die Briefkästen. Vielleicht eine gemeinsame Diskussionsrunde. Da hätte man sich viel Ärger ersparen können."
Das sieht Gerd Mausbach ähnlich. „Diese Felsbrocken sind alles andere als schön. Wenn die Stadt will, dass hier nicht mehr geparkt wird, hätten es Halteverbotsschilder auch getan.“
Wilde Gerüchte machen die Runde
Jetzt müssten die Anwohner, die eine Garage auf ihrem Grundstück haben, beim Rangieren noch darauf achten, dass sich nicht gegen einen der Steine krachen. „Mal ganz davon abgesehen, dass das hier fürchterlich aussieht“, so Mausbach. Im Übrigen werde im Viertel aus seiner Sicht mit zweierlei Maß gemessen. „Hier sorgt man sich um die Bäume und von der Meisen-Klause bis zur Ecke Kiebitzweg stehen die Bäume mitten im Asphalt. Bisher hat ihnen das offenbar nicht geschadet.“
Es sei ihr äußerst peinlich, aber bei der Abstimmung in der Bezirksvertretung habe sie aus Versehen für den Antrag gestimmt, räumt Dunja Engelke ein. „Ich weiß auch nicht, aber da war ich bei den vielen Abstimmungen einen Moment lang unkonzentriert.“
Inzwischen machen die wildesten Gerüchte unter den Anwohnern die Runde. „Wir haben gehört, dass die Grünfläche des Josef-Hamacher Platz gleich um die Ecke zum Parkplatz umgestaltet werden soll“, sagt Mausbach. „Das wäre ja wohl ein Treppenwitz.“
Ihr sei das auch immer wieder zu Ohren gekommen, bestätigt Dunja Engelke. „Ich habe überall nachgeforscht und keine Bestätigung bekommen. Das scheint nicht den Tatsachen zu entsprechen.“ Bei der Unterschriftenaktion hätten einige Anwohner laut darüber nachgedacht, ihre Vorgärten zu verkleinern, um wieder einen Stellplatz fürs Auto zu haben. „Das wäre dann nun wirklich kontraproduktiv.“