Ein ganz besonderes Fleckchen Erde
Langel – Jetzt im Novembergrau wirkt die Streuobstwiese in Langel an der Ecke Hitdorfer Fährweg/Alte Römerstraße unscheinbar, die Äste ragen kahl in den Himmel, der Boden ist mit Blättern bedeckt. Doch jedes Jahr im Frühling ergibt sich ein prachtvolles Bild: Mehr als 70 Obstbäume – in der Mehrzahl Apfel, aber auch Pflaumen und Birnen – stehen dann in Blüte. Es handelt sich um eine der ältesten Streuobstwiesen in Köln. Rund 60 solcher Wiesen – Kennzeichen sind hochstämmige Obstbäume – verteilen sich übers Stadtgebiet, 33 sind in städtischem Besitz, darunter das Grundstück am Hitdorfer Fährweg.
Für die Artenvielfalt
Gepflegt wird das Gelände vom Naturschutzbund (Nabu) Köln. Und das in solch vorbildlicher Weise, dass die Langeler Wiese jetzt offiziell als sogenannte Musterstreuobstwiese ausgezeichnet wurde. Sevil Yildirim – Projektkoordinatorin des beim Düsseldorfer NRW-Landesministerium angesiedelten Netzwerks Streuobstwiesenschutz NRW – überreichte Horst Bertram und Birgit Röttering vom Nabu Köln eine Plakette mit dem Schriftzug „Vorbildlicher Streuobstbestand“ samt Urkunde.
Auch für Yildirim war es eine Premiere: Es war das erste Mal überhaupt, dass sie eine Streuobstwiese in Nordrhein-Westfalen mit der Auszeichnung belegte. Das Netzwerk Streuobstwiesenschutz NRW besteht gerade mal seit einem Jahr, seit August 2017, Träger ist der Nabu-NRW-Landesverband mit Sitz in Düsseldorf.
Das Netzwerk koordiniert landesweit Maßnahmen zum Schutz und Erhalt von solchen Wiesen. Die sind deshalb von Bedeutung, weil sie Vögeln und Kleintieren wie zum Beispiel Igeln eine Lebensgrundlage bieten, was der Artenvielfalt dient. „Die Wiese am Fährweg ist sehr gut gepflegt“, begründete Yildirim die Auszeichnung, „vor allem findet auch eine naturfreundliche Mahd statt.“ Zum Einsatz komme jedoch nicht die Handsense, sondern der Balkenmäher, erläuterte Röttering. „Der schneidet das Gras ähnlich wie die Sense oben ab, das ist minimal invasiv, Kleintiere überleben.“
Zwei Mal pro Jahr wird gemäht und der Grünschnitt gleich abtransportiert, regelmäßig werden die Bäume geschnitten. Das genaue Alter der Streuobstwiese lasse sich nicht mehr feststellen, sagte Angelika Schmitten vom Amt für Grünflächen und Landschaftspflege. Vermutlich Ende der 1980er Jahre seien die Bäume angepflanzt worden. Mit ihrer Kollegin Rita Höppner war Schmitten nach Langel gekommen, um der Prämierung beizuwohnen.
Anwesend war auch Volker Unterladstetter von der Biologischen Station in Leverkusen, der sich ebenfalls für die Wiese engagiert. „Wir sind froh, dass uns die Ehrenamtlichen vom Nabu unterstützen“, sagte Höppner. Streuobstwiesen seien Teil der Kulturlandschaft, doch leider sei die Pflege kaum noch rentabel zu betreiben. „Ohne würden die Wiesen aber verbuschen, deshalb ist es keine Option, sie verbrachen zu lassen, dann entstünde irgendwann Wald“, so Höppner.
MINDESTENS NEUN BÄUME MÜSSEN ES SEIN
Auch Privatpersonen, die eine Streuobstwiese in ihrem Besitz haben, können sich um die Auszeichnung „Vorbildlicher Streuobstbestand“ bewerben. Voraussetzung ist unter anderem, dass sich mindestens neun hochstämmige Obstbäume auf dem Areal befinden. Kontinuierliche Pflege ist Pflicht, und das Obst sollte auch verwertet werden.
Der Bewerbungsbogen ist online herunterzuladen. Sevil Yildirim vom Netzwerk Streuobstwiesenschutz erteilt Auskunft, unter der Rufnummer 0211/159251-40 oder per E-Mail. Sevil.Yildirim@nabu-nrw.de www.streuobstwiesen.nrw.de/
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