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Eine Show zum Staunen und Innehalten

Lesezeit 3 Minuten

Ihr Können zeigten nicht nur Schüler und ehemalige Schüler, sondern auch Profi-Artisten.

Höhenhaus – Regelmäßig ist Sarah Hanrieder mit dabei, wenn der Circus Radelito der Willy-Brandt-Gesamtschule Höhenhaus zur großen Varieté-Show einlädt. Obwohl sie schon 35 Jahre alt ist und längst ihre Schule verlassen hat. „Der Zirkus war damals mein zweites Zuhause“, erklärt die Kölnerin, warum sie so gern wiederkommt: „Wir waren wie eine Familie.“ Von der fünften bis zu zehnten Klasse habe sie ihre Nummern trainiert, sagt die ehemalige Schülerin – jeden Tag und immer in den Pausen. Das beweist, wie viel Leidenschaft bei den Akteuren im Spiel ist.

Zum 25-jährigen Bestehen der immer im Herbst stattfindenden Varieté-Vorführungen kam die Familie wieder mal zusammen: Aktuelle und ehemalige Radelito-Akrobaten zeigten in der festlich dekorierten Gesamtschule an zwei Abenden, wie viel sie schon beziehungsweise noch können. Sarah Hanrieder und drei weitere ehemalige Gesamtschülerinnen brachten sich auf dem Einrad in Fahrt, andere jonglierten mit Flaschen und Keulen, schwangen sich zu waghalsiger Körperkunst am Seil oder am Trapez empor oder verfingen sich auf kuriose Weise in einem riesigen gelben Luftballon wie „Chaos-Lehrer“ Arne Tilgen. Von Anfang an begeisterte die von Ex-Schüler Eric Schroth wortakrobatisch moderierte Show mit viel Witz, Tempo und Esprit.

Dass das Publikum aus dem Staunen nicht herauskam, lag auch an den zahlreichen Profi-Artisten, die den Abend bereicherten. Auf sehr poetische Weise ließ Roxana Küwen Hände, Füße und kleine weiße Bälle tanzen, während sich Anna Abrams virtuos im Seil verstrickte. Florent Lestage – verträumt vor sich hinsingend – bewies eindrucksvoll, dass sich Keulen auch mit Spazierstöcken in Bewegung bringen lassen. Und die Diabolos, die Sir Adam alias Adam Harwig mitbrachte, schienen gar ein Eigenleben zu führen, so quirlig tanzten sie in der Luft. Er gehört zu den ehemaligen Radelito-Schülern, die die Artistik zum Beruf machten: Als ausgebildeter Zirkuspädagoge arbeitet er mittlerweile als Trainer bei den Radelitos.

Gründer des Schulzirkus und noch immer wichtiger Strippenzieher im Hintergrund ist Georg Steinhausen. 1992 hob er das Schulprojekt aus der Taufe, für das er bis zu seiner Pensionierung als Gesamtschullehrer vor drei Jahren seine Pausen opferte. Sein Konzept war es von Anfang an, dass die älteren Schüler den jüngeren etwas beibringen. Viele, oft problembeladene Kinder hätten sich durch den Zirkus prächtig entwickelt, sagt der 68-Jährige. Sie hätten gelernt, selbstbewusst und diszipliniert zu sein und ihre Stärken zu entwickeln. „Alles, was wir machen, braucht man auch später im Leben“, so Steinhausen.

Er gründete vor fast 15 Jahren auch das Austauschprojekt „Somos – Wir sind!“ in Zusammenarbeit mit dem Städtepartnerschaftsverein Köln-Corinto/El Realejo. Schüler aus Höhenhaus und Nicaragua arbeiten gemeinsam an einem transatlantischen Zirkusprojekt, das unter anderem ein Kulturzentrum in dem zentralamerikanischen Staat hervorgebracht hat. Die Einnahmen aus den beiden jüngsten Varieté-Shows sollen helfen, eine Reise im kommenden Jahr zu finanzieren.

www.radelito.de

Georg Steinhausen, Gründer des Schulzirkus