EinsparungVier von zehn Notfallpraxen in Köln sollen schließen
Köln – Die Zahl der Notdienstpraxen in der Stadt wird sich in Zukunft deutlich verringern – von derzeit zehn auf möglicherweise nur noch sechs Praxen, in denen niedergelassene Ärzte auch nachts und am Wochenende für die Patienten zur Verfügung stehen. Dies zumindest sehen Reformpläne der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein vor, die hinter den Kulissen bereits seit geraumer Zeit vorbereitet werden. Für Köln würde dies einem gravierenden Umbruch gleichkommen.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gibt es etwa Überlegungen, die Notdienstpraxen in Kalk und in Mülheim zusammenzulegen und sie an den städtischen Kliniken in Merheim anzusiedeln. Die Praxen in Bayenthal, im Severinsviertel und am Weyertal könnten geschlossen und durch eine Praxis an der Uniklinik ersetzt werden. Nippes und Ehrenfeld könnten ebenfalls zusammengelegt werden. Nicht angetastet werden sollen die bestehenden drei Kinder-Notdienstpraxen.
Ähnlicher Vorstoß 2015
Einen ähnlichen Vorstoß hatte die KV bereits 2015 gemacht, war aber an der massiven Kritik aus Politik und Ärzteschaft gescheitert. Befürchtet wurde, dass Patienten, die bislang eine wohnortnahe Versorgung gewohnt waren, im Notfall deutlich längere Wege in Kauf nehmen müssen. Auch jetzt regt sich erneut Widerstand gegen die Pläne der KV – bis in die eigenen Reihen. Der Allgemeinmediziner Frieder Götz Hutterer, der vor 25 Jahren die Notdienstpraxis am Vinzenz-Krankenhaus in Nippes mitgründete und heute Vorsitzender der KV-Bezirksstelle Köln ist, kritisiert die geplante Zerschlagung der existierenden Strukturen.
In einer Stadt wie Köln mit mehr als 20 Krankenhäusern, so Hutterer, werde eine Reduzierung der Notdienstpraxen nur dazu führen, dass noch mehr Patienten in den ohnehin schon überlasteten Notfallambulanzen der Krankenhäuser auflaufen. „Die Patienten nehmen keine längeren Wege in Kauf. Deshalb bräuchten wir eigentlich an jedem Krankenhaus eine eigene Portalpraxis, die echte Notfälle in die Klinik verweisen und die Bagatellfälle abfangen.“ Das sieht sein Kollege Jürgen Zastrow anders. Zastrow ist als Vorsitzender der Kreisstelle Köln für die Umsetzung der Pläne der KV zuständig.
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An einer Konzentration der Praxen führe schon aus Kostengründen kein Weg vorbei. „Amsterdam hat drei, Düsseldorf nur eine einzige Notdienstpraxis. Das Kölner System mit zehn Standorten ist historisch gewachsen, aber heute nicht mehr sinnvoll“. So gebe es erhebliche Unterschiede, was die Auslastung mit Patienten und die Ausstattung mit Ärzten angehe. Wie viele und welche Praxen schließen werden, steht nach Angaben Zastrows frühestens in einem halben Jahr fest.
Große Kliniken profitieren
Die Marschroute ist aber: Es wird vorrangig die kleinen Praxen betreffen und solche, die nicht an einem Krankenhaus angesiedelt sind. Dafür sollen große Kliniken wie die Uniklinik und Merheim versorgt werden, die derzeit keine Kooperation mit einer hausärztlichen Notdienstpraxis haben.
„Wir werden mit den Notdienstpraxen künftig noch mehr Patienten erreichen als bisher“, ist Zastrow überzeugt. Dies entspricht auch dem Willen der neuen Landesregierung. Diese will die Ambulanzen in den Krankenhäusern von unnötigen Behandlungen entlasten und künftig mehr Portalpraxen zur Erstdiagnose vorschalten. Organisiert wird das System über die bundesweite Notrufnummer 116117.
Das sind die ambulanten Notdienstpraxen der Hausärzte
Praxis Süd-West am Ev. Krankenhaus in Sülz, Weyertal 76
Praxis West in Weiden, Bunzlauer Straße 1
Praxis Nord-West am Franziskus-Hospital Ehrenfeld, Schönsteinstraße 63
Praxis Nord, am Vinzenz-Hospital Nippes, Kempener Straße 88 b
Praxis des Kölner Nordens, Chorweiler, Florenzer Straße 84
Praxis Ost am Ev. Krankenhaus in Kalk, Buchforststraße 2
Praxis Nord-Ost in Mülheim, Genovevastraße 3
Praxis Porz am Krankenhaus Porz am Rhein, Urbacher Weg 19
Praxis Innenstadt am Krankenhaus der Augustinerinnen, Jakobstraße 27-31
Praxis am Antonius-Krankenhaus Bayenthal, Schillerstraße 23
Kinder- und Jugendmedizin:
Praxis an der Uniklinik, Kerpener Straße 62
Praxis am Krankenhaus Porz am Rhein, Urbacher Weg 19
Praxis an der Kinderklinik, Amsterdamer Straße 59