Im TestSo schneiden die Kölner Eisdielen ab – und das sind die Preise
Köln – Alle mögen Eis. Kinder lieben es. Ob im Winter oder Sommer, im Becher oder in der Waffel – die süße Köstlichkeit geht immer. Naheliegend, angesichts der anhaltend hohen Temperaturen für einen Stichproben-Rundgang eine junge Testhilfe zu engagieren: Für die folgenden Zeilen hat die Tochter des Autors über mehrere Tage hinweg als Expertin auf Zeit viel Eis gegessen, in allen Himmelsrichtungen in der Stadt sowie in allen genannten Darreichungsformen. Weitgehend unvoreingenommen und stets motiviert. Welche Sorte ist die beste? Was sind spannende Neukreationen? Und, angesichts der überall spürbaren Kostensteigerungen, wie teuer ist eine Kugel Eis in Köln?
Priese variieren stark
Eines der Ergebnisse vorab: Im Stadtgebiet liegen die Preise für Speiseeis aus eigener Herstellung im Sommer 2022 weit auseinander – zwischen einem Euro auf rechtsrheinischer Seite bis hin zu 1,80 Euro im Gebiet der Altstadt und in Nippes variieren die Kosten pro Kugel, egal, ob im Becher oder in der Waffel. Ein erstes Aufleuchten der Kinderaugen erzeugt die Auslage von „Eiscafé Galleria“ am Wiener Platz in Mülheim, das von dem Ehepaar Ilhan und Cana Sari seit 24 Jahren geführt wird.
Stracciatella und Schokolade preist die Inhaberin auf die Frage der leicht aufgeregten Gastautorin Charlotte als die gängigsten unter den rund 20 im Sortiment gebotenen Eissorten an. „Wir haben viele Stammkunden, die regelmäßig kommen, darum haben wir den Preis für eine Kugel von einem Euro im letzten Jahr auf jetzt 1,20 Euro zu Beginn der Sommersaison angehoben“, erläutert die 53-Jährige. Sahne kostet 20 Cent extra.
Gastronomen wollen „fair bleiben“
Angesichts der Preissteigerung für Zutaten sowie Obst und andere Beilagen von etwa 20 Prozent, so die Gastronomen, sei dies zwar nicht unproblematisch für das Geschäft. Allerdings wollen sie auch „fair bleiben“, sagt Canan Sari. In diesem Sommer sei keine Anhebung mehr geplant, die drei Aushilfen im Café würden allerdings weniger arbeiten als sonst. „Stracciatella ist lecker“, bestätigt die Gastautorin nach der Probe, eine Waffel und ein freundliches Lächeln zum Abschied verbessern das Gesamturteil zusätzlich. „Hier möchte ich wieder hin“ lautet das Fazit.
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Der Weg führt weiter in die Südstadt, wo entlang der Severinstraße bis zum Chlodwigplatz einige Stationen folgen. Die kurze Schlange vor dem Straßenverkauf gibt den Ausschlag zur Auswahl von „Der Eismacher“ als nächstem Eiscafé. Für eine Kugel ebenfalls selbst hergestelltes und im Becher oder in der Waffel verkauften Eises werden hier 1,40 Euro fällig. Etwa 15 Sorten, in den großen Kühlbehältern mit Mustern und Verzierungen dargeboten, sorgen schnell für neuen Eis-Appetit bei den Testern.
Kein Einbruch beim Gästeaufkommen
Die Besonderheit hier: Eine kleinere, wahlweise mit bunten Streuseln oder etwas Sahne ergänzte Kinder-Kugel bieten die Eismacher für 70 Cent an. „Das ist klasse“, lobt Ester Jovy neben dem „tollen Geschmack“ das preisgünstige Angebot, für das die Kölnerin sich auch im Fall ihrer Enkelin entscheidet, mit der sie gern einmal wöchentlich hier ist. „Wenn alles teurer wird, spart man ja schon eher an den Genussausgaben“, berichtet sie. Auch der junge Verkäufer bestätigt, dass diese Variante dazu führt, dass bislang kein Einbruch beim Gästeaufkommen zu verzeichnen sei. Amarena-Kirsch und Cookie-Vanille mit Keksstücken erfreuen als Empfehlung des Hauses auch in der Südstadt die Gaumen beider Autoren.
Preise in der Innenstadt konstant hoch
Ohne nennenswerte geschmackliche Klagen, aber doch mit Einbußen bei Freundlichkeit und Wohlfühlatmosphäre, fasst dieser Erfahrungsbericht die zahlreichen Eiscafés in der Innen- und Altstadt zwischen Hauptbahnhof und Heumarkt in aller Kürze zusammen – zumal die Preise hier pro Kugel konstant hoch (bis zu zwei Euro) sind. Wobei höheres Kundenaufkommen die Zeit für die einzelnen Kunden auch nachvollziehbar einschränkt. Erwähnenswerte Beispiele nahezu optimaler Speiseeis-Kultur finden sich nach Einschätzung der Autoren (jung wie alt) eher in Randlagen und abseits großer Verkehrsaufkommen.
Ausnahmen davon bilden die drei Kölner Filialen von „Schmelzpunkt“. An der Aachener Straße in Ehrenfeld, in Lindenthal sowie an der Neusser Straße in Nippes laden geschmackvolle Einrichtung sowie extravagante Sorten-Kreationen und Gastfreundlichkeit zu weiteren Testbesuchen ein. Mit Sorten wie Apfel-Sellerie, Kurkuma und der südamerikanischen Tonka-Bohne wird abseits gewohnter Vorlieben junger Eiskonsumenten hier auch der Wunsch nach Abwechslung bei älteren und Viel-Konsumenten bedient.
Milch von Bauern aus dem Bergischen
Mit 1,80 Euro pro Kugel befindet sich der Preis deutlich am oberen Rand des Testfeldes, allerdings kommen hier „keinerlei Farbstoffe, echte Vanille statt Geschmackssirup und Milch von Bauern aus dem Bergischen“ in die Produkte. Unsicherheit ist im Gesicht von Co-Autorin Charlotte beim Test von Pistazie als Empfehlung von Verkäuferin Anna-Lena Hiller zwar erkennbar, wird durch eine im Preis stets inbegriffene „Probierkugel“ Himbeere in Miniformat allerdings mehr als wettgemacht.
„Einmal wöchentlich stellen wir eine spezielle und exklusive Sorte her“, sagt die Studentin, die seit 2020 hier arbeitet. Zur Freude der Kundschaft: „Die Qualität schmeckt im Vergleich sofort, das wissen unsere Gäste zu schätzen“, versichert Hiller. Der Test bestätigt das direkt: „Papa, ich habe Bauchweh, aber können wir nicht Eis von hier mit nach Hause nehmen?“, fragt die Jung-Expertin zum Abschluss der Besuche. Gegen einen Aufpreis ab 1,50 Euro für nachhaltige Kühlboxen ist das in den Kölner „Schmelzpunkten“ sogar möglich.
Doch der Protest hält sich beim Abschied ohne Vorrat angesichts der Mengen überwiegend köstlichen Speiseeises quer durch die Stadt dann doch in Grenzen. Im Gegenteil, die fast immer freundlichen Menschen, die meistens liebevoll angereichten und teils erfrischend kreativ angebotenen Produkte in den meisten Eiscafés der Stadt verlocken zu weiteren Rundgängen dieser Art.