PandemieDrei Viertel der Kölner Erstklässler ohne Schuleinangsuntersuchung
Köln – Wegen der Corona-Pandemie hat nur bei einem Viertel der im Sommer eingeschulten Erstklässler eine Schuleingangsuntersuchung stattgefunden. Das heißt, bei 75 Prozent der Kölner I-Dötzchen konnte das Gesundheitsamt im Vorfeld nicht feststellen, ob ein Förderbedarf besteht. Konkret erhielten nur 2170 von 8900 Erstklässler diese verpflichtende Untersuchung vor dem ersten Schultag. Daher konnten nicht alle Kinder mit entsprechendem Bedarf wie sonst üblich bereits vor Schulbeginn gefördert werden.
Dies erklärte die Verwaltung auf eine Anfrage der FDP im Gesundheits- und im Schulausschuss. Nach Angaben der Stadtverwaltung werden die Untersuchungen nun laufend nachgeholt Das Gesundheitsamt biete den Grundschulen Untersuchungen und Beratungen für Kinder mit fehlender Schuleingangsuntersuchung an. Das Angebot richte sich vor allem an Familien mit Kindern, bei denen ein Förderbedarf erst jetzt bekannt werde oder die unter chronischen Krankheiten oder besonderen Belastungen litten.
"Wir müssen uns dringend kümmern"
Die Kölner Liberalen fordern ein umgehendes Nachholen aller ausgefallenen Untersuchungen. Gerade angesichts der Corona-Pandemie hätten sich die psychischen Probleme vieler Kinder verstärkt, „so dass wir bei den Schuleingangsuntersuchungen eigentlich gründlicher und engmaschiger als vorher arbeiten müssten“, erklärte die gesundheitliche Sprecherin der FDP-Fraktion, Bettina Houben. Die Stadt muss sich jetzt dringend um die Kinder kümmern, da die jetzigen Erstklässler durch die Ausfälle im Kindergarten schon schlechter gestartet seien als alle vor ihnen.“
Immer mehr Kinder mit Förderbedarf
Der Schulleiter der Gemeinschaftsgrundschule Merianstraße in Chorweiler, Dirk Külker, bestätigt, dass der Start für seine Erstklässler in diesem Jahr mit besonderen Herausforderungen behaftet war. Wegen des Ausfalls der Schuluntersuchung sei aber in den Anmeldegesprächen von den Schulleitungen besonders sorgfältig überprüft worden, wie es den Kindern geht. „Wir haben uns die Kinder intensiv angeschaut. Besonders auch im Hinblick auf die Sprachentwicklung. Wenn wir den Eindruck hatten, dass Förderbedarf vorliegt, haben wir das an das Gesundheitsamt gemeldet, damit dort prioritär ein Termin für eine Schuleingangsuntersuchung vergeben wurde.“ Gerade in Stadtteilen mit vielen sozial benachteiligten Familien sei diese Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt zentral. Aber auch unabhängig davon, sei es für ihn als Schulleiter möglich gewesen, schon nach seinem Gespräch sonderpädagogischen Förderbedarf anzumelden und die entsprechenden Anträge zu schreiben.
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Gerade in sozial benachteiligten Stadtteilen wie Chorweiler steigt nach Angaben von Külker der sonderpädagogische Förderbedarf bei Erstklässlern kontinuierlich an. „Man kann sagen, es werden immer mehr Kinder, die diesbezüglich Unterstützung brauchen“, sagt Külker und schätzt in den ersten Klassen seiner Schule den Anteil der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf bei 20 bis 30 Prozent
Trotzdem sei es in den Grundschulen – gerade in Stadtteilen wie Chorweiler – nach eineinhalb Jahren Belastungen durch die Pandemie jetzt nicht prioritär, in den Ferien Angebote zu machen, um das Einmaleins oder sonstiger Stoff zu büffeln. Viel wichtiger sei im Rahmen des Programms „Aufholen und Ankommen“ das gemeinsame soziale, kulturelle und sportliche Erleben. Da hätten die Kinder durch anderthalb Jahre Distanzlernen die größten Defizite. „Sie müssen zusammen spielen und durch den Wald streifen. Sehen, fühlen, bewegen – das ist jetzt das Wichtigste.“ Ein solches Ferienprogramm, das für seine Schule der Träger des offenen Ganztags organisiert habe, werde super angenommen. „Schon jetzt haben sich für die Herbstferien mehr als 60 Kinder angemeldet.“