Expedition in PeruZwei Kölner entdecken vergessenes Dorf im Urwald
- Bei einer Expedition im peruanischen Dschungel findet die kleine Reisegruppe die Ruinen von 36 Rundhütten.
- Heute ist klar: Diese können dem einst rund 500.000 Menschen großen Volk der Chachapoya zugeordnet werden.
Köln – Fast schon hatte die außergewöhnliche Expedition von Tom Schinker und Martin Druschel vor dem Aus gestanden. Nach anderthalb Wochen Abenteuerreise durch den peruanischen Urwald lag die Hälfte ihrer 20-köpfigen Reisegruppe krank im Schlafsack – befallen von Darmparasiten, mit Lungenentzündungen und gebrochenen Rippen. Was nun? Aufgeben oder weitermachen? Die Abenteurer entschieden sich für letzteres – und schafften die Sensation:
Im Amazonasgebiet stießen die beiden Kölner und ihre Gruppe auf ein offensichtlich bisher unentdecktes verlassenes Ureinwohnerdorf.
Es ist der 7. August des vergangenen Jahres. Mit einer Machete und dem verbliebenen Teil seiner Reisegruppe schlägt sich Martin Druschel durch die Tiefen des Regenwaldes im Norden von Peru. Auch sein Mitorganisator Tom Schinker ist unter denen, die erkrankt im Basiscamp bleiben müssen. Mittlerweile ist die Gruppe auf 3000 Metern angekommen, die Luft fernab der Zivilisation ist dünn, das Klima kalt, der Nebel dicht.
Im undurchdringlichen Dickicht des Dschungels kommen sie nur wenige Meter in der Stunde vorwärts. „Und plötzlich ist mein Euphoriespiegel dann in die Höhe geschossen“, erinnert sich Druschel. Es ist gerade früher Nachmittag, als die kleine Gruppe plötzlich vor sich eine Mauer zwischen dem dichten Geäst hervorragen sieht.
Ruinen von 36 Rundhütten gefunden
„Zunächst war ich erstaunt, dann erst habe ich so langsam realisiert, was wir hier gerade entdeckt haben“, berichtet der 27-Jährige. Denn es bleibt nicht bei der kleinen Mauer. Dahinter finden die Abenteurer die Ruinen von 36 Rundhütten. „Viel war von denen nicht mehr übrig. Das sieht quasi aus wie mit Erde und Moos bewachsene Donuts, die aus dem Boden schauen“, sagt Druschel. Heute ist klar: Die Ruinen können dem einst rund 500.000 Menschen großen Volk der Chachapoya zugeordnet werden.
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In Forscherkreisen umgibt sie heute ein kriegerischer Ruf, schlugen sie doch die den Regenwald erobernden Soldaten der Inka mehr als einmal in die Flucht. Ihr Name bedeutet übersetzt „Wolkenmenschen“ – wegen der abgelegenen Heimat des seit rund 500 Jahren ausgestorbenen Volkes im Hochgebirge Perus. Auch deshalb, so scheint es, blieb das Dorf bisher unentdeckt – nach Jahrhunderten sind die Kölner Abenteurer wohl die ersten, die die Überreste des Dorfes betreten. „Das macht einen ehrfürchtig und dankbar. Ein solcher Anblick bleibt ja nur wenigen Menschen vorbehalten“, sagt Druschel.
Mit Reisen verdienen sie ihr Geld
Inzwischen liegt der Fund genau fünf Monate zurück. Jetzt sitzen die beiden im Büro ihrer Agentur „Wandermut“ im Mediapark, blicken mit Energy-Drink-Dose und Kaffeetasse in der Hand aus dem Fenster über die Dächer Kölns, glücklicherweise wieder zehn Kilo schwerer als am Ende ihrer kräftezehrenden Reise, wie die beiden lächelnd berichten. Die Kölner sind Profis, mit dem Reisen verdienen sie ihr Geld. Ihre Kunden bezahlen sie dafür, an möglichst außergewöhnliche Orte geführt zu werden. Trotzdem: „Das war das Beeindruckendste, das wir je erlebt haben“, betont Schinker.
Was aus ihrer spektakulären Entdeckung inzwischen geworden ist, wissen die beiden allerdings nicht. Ihren Fund haben sie den peruanischen Behörden gemeldet. So richtig gefreut hat sich dort aber niemand, berichtet Druschel. „Platt gesagt: Wenn sich etwas nicht touristisch ausschlachten lässt, ist es dem Staat egal. Nun aber ist es registriert, jetzt müssen die sich damit herumschlagen.“ Dass wirklich Archäologen mit einer ernsthaften Untersuchung der Funde beauftragt werden, glauben die Abenteurer nicht.
„Das demotiviert uns aber überhaupt nicht, sondern spornt uns sogar noch mehr an“, sagt Tom Schinker. Für die beiden ist klar: Sie wollen in diesem Jahr in das verlassene Chachapoya-Dorf zurückkehren – und noch weiter in die Tiefen des Dschungels eintauchen. Noch sind die Kölner auf der Suche nach Kunden, die die Reise begleiten möchten. Schinker: „Wir müssen einfach noch mal hin. Wer weiß, was dort noch so alles schlummert.“