FähreEin Retter für Krokolino und Krokodil
- Nach langer Suche hat Heiko Dietrich endlich einen Nachfolger gefunden für die Passage von Weiß nach Zündorf
Weiß/Zündorf – Vor ein paar Jahren hatte der Fährmann Heiko Dietrich tatsächlich daran gedacht, seine Anlage am Weißer Rheinufer samt Schiffen, Werkstatt und Tankanlage zu verkaufen. Denn die Nachfolgersuche gestaltete sich schwieriger als erwartet. Doch nun muss sich der 74-jährige Flusskapitän keine Sorgen mehr machen: Nach mehrjähriger Suche hat er einen geeigneten Pächter gefunden, der den Fährbetrieb mit den beiden Schiffen „Krokodil“ und „Krokolino“ übernehmen wird, offiziell am 1. Juli.
Es hätte ihm wehgetan, wenn der Betrieb eingestellt worden wäre. „Dann hättet ihr ja keine Fähre mehr gehabt“, sagt Heiko Dietrich in Richtung jener 70 000 Fahrgäste, die er an ungefähr 210 Tagen im Jahr sicher über den Rhein von Weiß nach Zündorf und umgekehrt gebracht hat – und das seit 31 Jahren.
Der „Neue“ fährt nun seit April hin und her, fürs erste nur stundenweise, zur Eingewöhnung sozusagen. Stephan Berressen ist der „Neue“. 49 Jahre ist er alt und wohnt in Königswinter. Dort schipperte er zehn Jahre lang die Fähre über den Rhein. Er ist also kein Neuling, sondern gelernter Binnenschiffer mit Rheinschifferpatent und zudem Schreiner von Beruf; er kann sich handwerklich also helfen, falls nötig. „Im Sinn von Heiko Dietrich will ich weiter machen“, sagt er voller Anerkennung für seinen Vorgänger, der den Fährbetrieb weitgehend alleine aufgebaut hatte.
Abgesehen davon hat Stephan Berressen schon ein paar neue Ideen. Er denkt daran, das „Krokolino“ zum Chartern anzubieten mit ihm als Kapitän – für 120 Euro in der ersten Stunde und für 100 Euro jede weitere Stunde. 30 bis 40 Personen passen auf das Fahrgastschiff. „Und vielleicht rechnet es sich auch, die Fähre für Berufspendler morgens zwischen sieben und neun Uhr einzusetzen“, sagt er. Bislang fängt der Betrieb wochentags um elf Uhr an, am Wochenende um zehn Uhr. Dafür will er demnächst eine Umfrage unter denjenigen Fahrgästen starten, die abends nach der Arbeit gern die Fähre nutzen. Eher zufällig hat Stephan Berressen erfahren, dass jemand für den Fährbetrieb am Weißer Leinpfad auf Höhe des Treidelwegs gesucht wird. Er habe schon länger darüber nachgedacht, sich selbstständig zu machen, sagt er. Mit Dietrich sei er sich relativ schnell einig geworden hinsichtlich der Pachtbedingungen. Mittlerweile hat er sich schon an sein neues Arbeitsumfeld gewöhnt. „Ich bin sehr zufrieden“, betont Stephan Berressen. Die Arbeitszeiten seien nun viel besser. Bei seinem Job in Königswinter habe der Frühdienst um fünf Uhr begonnen, die Spätschicht habe bis 22 Uhr gedauert. Und früher habe er abgekapselt in seiner Steuerkabine gestanden, jetzt habe er persönlichen Kontakt zu seinen Fahrgästen.
Am Weißer Rheinufer wartet Ralph Schneider aus Brühl mit seinen Kindern Benny und Carla aufs Übersetzen, es sind Ferien und die Familie macht einen Ausflug. „Solange es keine Brücke gibt bei uns im Süden von Köln, brauchen wir die Fähre“, sagt er. Auch Finn und Lily wollen mit ihrem Vater Micha und den Fahrrädern hinüber nach Zündorf. Das Mädchen Inamara schippert seit kurzem regelmäßig über den Rhein, weil sie hüben wohnt und drüben ihr Pony steht. Drei bis vier Minuten dauert der Transport von der linken auf die rechte Rheinseite und umgekehrt. Trotz der kurzen Zeit wird geplaudert und erzählt.
Gerade diese Kontakte, diesen Austausch mit den Ausflüglern, Radlern, Pendlern werde er sehr vermissen, erzählt Heiko Dietrich. „So viele Leute kennen mich“, sagt er fast wehmütig. Viele regelmäßige Fahrgäste hätten ihm ihre Probleme und Geschichten anvertraut. Für manche sei die Überfahrt eine Art „kulturelles Ereignis“ und ein kleines Abenteuer, etwa für die älteren Gäste, die mit der Fährfahrt ihren Aktionsradius erweitern könnten.
Heiko Dietrich wird sich in seiner neuen Rolle als Verpächter mit seiner Frau überwiegend in seinem Haus in der Eifel aufhalten und sich vom Wasser verabschieden. Ganz bestimmt aber wird er die Diskussionen um Wassertaxi, Fähren im Kölner Norden und sonstigen Pendelverkehr auf dem Rhein mit großem Interesse verfolgen. Zu lange war er Fährmann, zu viel Zeit, Geld und persönliches Engagement hat er in den Fährbetrieb gesteckt, als dass er sich nun schlagartig zurückziehen könnte.
Das Bordtelefon ist unter 02236/68334 zu erreichen. www.faehre-koelnkrokodil.de