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Fast 20 GradSo sah es beim ersten Frühlingswetter des Jahres in Köln aus

Lesezeit 4 Minuten
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Fast schon Sommer: Szene am Rhein.

Köln – Sonnenschein und Temperaturen bis zu 19 Grad lockten in NRW am ersten frühlingshaften Wochenende dieses Jahres viele Menschen nach draußen. „Letzte Woche haben wir noch Schlittschuhläufer auf dem Aachener Weiher gesehen, jetzt sitzen wir hier in der Sonne und trinken ein Bier – bemerkenswert“, sagt Thomas Abel. Im Pullover sitzt er neben seinem Freund Ralf Berger und genießt die Sonne am Sonntagnachmittag.

Der Himmel ist wolkenlos, und auf der Wiese am Weiher liegen Kölner auf Picknickdecken, hören Musik, lachen und trinken. Eine Maskenpflicht gilt hier nicht, was Abel auch gut findet: „Ich freue mich so, die glücklichen Gesichter beobachten zu können“, sagt der 56-Jährige, „die Kölner lechzen nach den Sonnenstrahlen.“ Trotzdem kontrollieren zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts, begleitet von vier Polizisten, die Ausweise der Flaneure. Ein junges Paar muss 150 Euro Strafe zahlen, weil sie nicht zusammenwohnen und mit seinen Eltern auf der Wiese saßen. Vier Personen aus drei Haushalten – das ist ein Verstoß gegen die Coronaschutzverordnung.

85 Personen kontrolliert

Am Freitag und am Samstag kontrollierte der Ordnungsdienst, wie ein Stadtsprecher am Sonntag mitteilt, 85 Menschen, die gegen das Ansammlungs- und Kontaktverbot im öffentlichen Raum verstoßen hatten. 54 Personen hätten die Maskenpflicht nicht eingehalten.

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Am Aachener Weiher kontrollieren Ordnungsamt und Polizei die Einhaltung der Corona-Vorschriften.

Am Rheinufer allerdings wird immer noch nicht genug kontrolliert – meint zumindest Monika R.. Sie arbeitet seit 2009 im Restaurant „Dom am Stapelhaus“ und kennt das Ufer und seine Besucher gut. Seit diesem Wochenende verkauft sie Hot Dogs und Waffeln to go. Auf der Schiefertafel am Eingang stehen noch die Angebote vom Oktober – bevor die Gastronomie schließen musste. Darauf angesprochen, schweigt sie zuerst und sagt dann: „Es ist so ärgerlich. Wenn man die vielen Leute hier sieht, bekommt man den Eindruck, denen ist Corona egal.“

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Gedränge am Rheinufer südlich der Hohenzollernbrücke.

60 Meter entfernt steht ein Gitarrist, um den sich eine Menschentraube bildet. Abstände hält kaum ein Zuhörer ein. Das gute Wetter sei aber nicht ausschlaggebend: „Im Winter gingen hier auch schon viele spazieren, ohne sich an die Regeln zu halten. Wenn das so weitergeht, wird dieser März wie der im letzten Jahr.“ Gerade in der Gastronomie wisse man nicht, was dann werden soll. Auch der To-go-Verkauf deckt keine Kosten, soll vielmehr an die Probleme der Gastronomie erinnern.

„Lust auf Bewegung“

Heinz und Brigitte Endres sind am Ufer unterwegs und tragen Masken. In der vergangenen Woche verzichteten sie auf ihren Spaziergang, es war zu kalt. „Man hat durch die Sonne viel mehr Lust, sich zu bewegen“, sagt die 65-jährige. Der 70 Jahre alte Ehemann konstatiert: „Ich saß im Winter-Lockdown mehr vor dem Rechner als sonst. Das will ich jetzt ändern.“

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Gefühlt war die halbe Stadt auf den Beinen am Wochenende.

Insgesamt seien die Kölner mit der Pandemie gut umgegangen, findet das Ehepaar. „Im Vergleich zu anderen Ländern dürfen wir ja spazieren gehen“, sagt Brigitte Endres, „und wir haben auch einander.“ Ihr Mann denkt, mit Blick auf den März, dass Lockerungen in einigen Bereichen inzwischen angebracht wären: „Wir haben vier Enkelkinder, die wieder in die Schule und zum Sport gehen wollen. Das ist denen wichtig, und Rektoren sowie Trainer haben sich viele Gedanken um Konzepte gemacht.“

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Maike H. und Giulia P. fänden Lockerungen ebenfalls gut. Beide sind 18 Jahre alt und haben ihr Abitur 2020 unter Pandemiebedingungen gemacht. Die Freundinnen sind mit ihren Eltern aus Düren auf die Poller Wiesen gekommen, um das Wetter zu genießen. „Ich bin im Lockdown viel mit Freunden spazieren gegangen, aber mit Sonne macht man das gleich lieber“, sagt P..

Beide sprechen mit ihren Freunden dann über die Zukunft und schauen auf ein Lebensjahr zurück, das Schulabsolventen sonst im Ausland oder mit Praktika verbringen. „Ich habe die Zeit genutzt und mich auf einen dualen Bachelor bei der Stadt Düren beworben. Ab September bin ich also Studentin“, sagt H.. Bis dahin wird sie das schöne Wetter genießen. (mit dpa)