Höhenretter, Taucher, IntensivtransportWo die Kölner Feuerwehr überall aktiv ist
Köln – Sie kommt, wenn Patienten reanimiert, Gasbrände gelöscht oder Menschen aus dem Rhein gerettet werden müssen – und durchläuft derzeit doch eine schwierige Zeit. Im 150. Jahr ihres Bestehens kämpft die Kölner Feuerwehr mit großen Problemen. Zum einen muss sich die Behörde als Teil der kritischen Infrastruktur auf Notfallszenarien wie Stromausfälle einstellen, zum anderen steht eine große Neuorganisation ihrer Wachen im Stadtgebiet an. Denn: Die Feuerwehr ist derzeit zu langsam und überschreitet ihre eigenen maximalen Fahrtzeiten regelmäßig (wir berichteten). Und über allem steht ein schon jetzt erheblicher und in Zukunft wohl weiter wachsender Personalengpass.
Etwa 200 Stellen bei der Feuerwehr sind derzeit unbesetzt und weil nach und nach die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre die Altersgrenze erreicht haben, wird bis 2029 ein Viertel der Belegschaft in Pension gehen. Selbst die gut 500 Bewerberinnen und Bewerber im Jahr können die Lücke derzeit nicht schließen. Die Feuerwehr sucht also weiterhin dringend Personal und hat zu diesem Zweck nochmals die Vielfalt des Feuerwehrberufs hervorgehoben und spezielle Einsatzgebiete präsentiert. Wahrscheinlich die wenigsten wissen, dass die Feuerwehr nicht nur Brände löscht und verirrte Katzen vom Baum holt. Hochspezialisierte, teils mehrjährig ausgebildete Fachkräfte sind auch auf ganz anderen Gebieten unterwegs. Was also macht die Feuerwehr sonst noch? Ein Überblick.
Wasserrettung und Tauchergruppe
Vor allem im Sommer wird die Feuerwehr regelmäßig alarmiert, weil Menschen im Wasser in Not geraten sind – sei es im Rhein, oder in einem der Badeseen. „Viele Menschen unterschätzen einfach die Strömung im Rhein und denken, man könne dort gefahrlos schwimmen. Dann wird man sehr schnell abgetrieben“, sagt Einsatzleiter Norbert Florek von der Wasserrettung. Das im Deutzer Hafen stationierte Rettungsboot „Ursula“ kommt in solchen Fällen zum Einsatz, außerdem werden an den Ufern jeweils Rettungskräfte entsandt, die die vermisste Person orten und ihr notfalls auch selbst helfen könnten. Die Taucher werden dann alarmiert, wenn ein Mensch nicht mehr auf der Wasseroberfläche vermutet wird, weil er untergegangen ist – so wie etwa im Sommer im Fühlinger See. Zu schaffen macht den Einsatzkräften aber oft das trübe Wasser. „Je tiefer man taucht, desto schlechter ist die Sicht. Ab elf Metern Tiefe sieht man eigentlich gar nichts mehr“, sagt Florek.
Der Rüstzug
Zwei sogenannte Rüstzüge – einer in Ostheim, der andere in Weidenpesch – sind auf den Kölner Wachen stationiert. Sie werden gebraucht, wenn zum Beispiel Menschen nach einem Verkehrsunfall im Auto, unter Straßenbahnen oder Baucontainern eingeklemmt sind. In solchen Fällen rückt also einer der Rüstzüge mit schwerstem Gerät an. So können selbst tonnenschwere Gegenstände mittels hydraulischen Kissen angehoben werden, um zum Beispiel Verletzte zu retten. Zwei solcher Kissen nebeneinander können mehr als 100 Tonnen heben – der Kopf einer Straßenbahn wiegt zehn bis zwölf Tonnen. „Damit können wir auch eine Lokomotive der Deutschen Bahn schweben lassen“, sagt Rüstzugführer Jörg Falkenstein. Eine solche Lok wiegt etwa 100 Tonnen. „Noch hatten wir nichts, das wir nicht anheben konnten“, sagt Falkenstein. Weitere Einsatzgebiete sind zum Beispiel eingeschlossene Kinder oder Tiere im Auto oder die Bergung von Autos, LKWs oder Zügen nach Verkehrsunfällen.
Der Intensivtransport
Eine kleine Intensivstation rollt täglich mehrmals durch Köln. Mit einem von der Bundeswehr in Hamburg ausgeliehenen sogenannten Intensivtransportwagen (ITW) können schwer beatmungspflichtige Patientinnen und Patienten von einem Krankenhaus in ein anderes gebracht werden. Spezialisierte Notärzte achten darauf, dass die Ecmo-Beatmung richtig läuft und kann auch die Maschinen wie ein Sono-Gerät bedienen, das Herz- und Lungenschall messen kann. Der ITW hat neben einer Vielzahl an Geräten auch mehr Medikamente an Bord als ein normaler Rettungswagen. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie mussten viele Patienten in Bauchlage transportiert werden, um die Bewegung des Halses zu minimieren, über den die Beatmung von Covid-Patienten häufig läuft. Auch das war eine große Herausforderung für die Einsatzkräfte. Neben dem ITW besitzt die Feuerwehr auch zwei Intensiv-Rettungswagen und einen Baby-Rettungswagen als weitere Spezialfahrzeuge.
Die Höhenretter
Vor 27 Jahren gegründet, sind die Höhenretter inzwischen eine der spektakulärsten Spezialeinheiten der Feuerwehr. Die Einsatzkräfte arbeiten in großer Höhe von Brückenpfeilern, Hochhäusern oder Sendemasten, als auch in besonderen Tiefen wie Baugruben. Einer ihrer größten Einsätze brachte die Einheit im Sommer 2017 zur Rheinseilbahn, die wegen eines technischen Fehlers stecken geblieben war. Auch bei der verheerenden Flut im Sommer vergangenen Jahres kamen die Höhenretter zum Einsatz – damals halfen sie im Ahrtal, um Menschen mit Hubschraubern von den Dächern zu holen. „Grundvoraussetzung ist, dass man schwindelfrei ist. Regelmäßig werden wir bei Übungen zum Beispiel kopfüber vom Colonius abgeseilt“, sagt Leiter Frank Kelzenberg, der den Höhenrettern eine „Artverwandtheit zu Bergsteigern“ attestiert. Zu etwa 100 Einsätzen werden die Höhenretter im Jahr gerufen. Von der steckengebliebenen Fensterputzergondel bis hin zum Transport von schwerst übergewichtigen Patienten aus Hochhäusern. „Wir kommen immer dann in Spiel, wenn die Drehleiter nicht mehr reicht“, sagt Kelzenberg.
Der Umweltzug
Ob ausgelaufene Salzsäure auf einem Autobahnparkplatz oder ein Chemie-Unfall in einer Molkerei in Nippes – der sogenannte Umweltzug rückt aus, wenn es chemische oder biologische Gefahren gibt. Da Köln und Umgebung eine der größten Chemie-Regionen Europas ist, kommt der Einheit eine besondere Rolle zu. Auch Chemie-Transporte auf der Autobahn oder dem Rhein können Gefahrenpotenzial haben. Mit sogenannten chemischen Schutzanzügen (CSA) gehen die Einsatzkräfte in dieser Einheit vor. Da die Arbeit in diesen Anzügen und mit mehreren Schutzmasken eine sehr hohe körperliche Belastung mit sich bringt, dürfen die Einsatzkräfte nur etwa 25 Minuten am Stück damit arbeiten und müssen sich anschließend dekontaminieren.
Die Leitstelle
Das Herzstück der Feuerwehr ist ihre Leitstelle in der Scheibenstraße. Alle Einsätze werden hier koordiniert. Etwa 1000 Notrufe kommen hier jeden Tag im Schnitt an, daraus resultieren etwa 550 Einsätze. Nachgelagert müssen die Disponenten etwa weitere 1500 Anrufe zum Beispiel bei anderen städtischen Ämtern, der Polizei oder Feuerwehren anderer Städte tätigen. An einem üblichen Nachmittag ohne besondere Einsatzlage sind etwa vier Disponenten-Plätze besetzt, wo die Notrufe ankommen. Drei weitere Disponenten kümmern sich um die Koordination von Einsätzen im Rettungsdienst, im Brandschutz und von Intensivtransporten. Bei größeren Lagen wie etwa Silvester oder Karneval sind gleichzeitig bis zu 18 Disponenten im Einsatz.