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Flying DutchmanEin Refugium für coole Jungs in Köln

Lesezeit 3 Minuten

Stefan Burgmann (l.) und Gary Pesch kümmern sich um die männliche Klientel in Kölns erstem Barbershop.

Köln – Gewerbebetriebe, in denen ausschließlich Männer bedient werden, gab es schon immer, natürlich auch in Köln. Doch dieser Betrieb ist anders. Schon deshalb, weil die ausschließlich maskuline Kundschaft auf ausschließlich maskuline Dienstleister trifft: Die Rede ist von Kölns erstem Barbershop.

Flying Dutchman, Berrenrather Straße 349 in 50937 Köln. ☎ 0221/294 268 00. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10-20 Uhr, samstags 10-16 Uhr, montags geschlossen.

www.flyingdutchman-barbershop.de

Nachdem es viele Jahre lang außer Stoppeln, Flaum und dem unverwüstlichen Schnäuzer wenig Haariges in Männergesichtern zu entdecken gab, sind nun selbst die bis dato aalglatten Männer-Models in den Hochglanzmagazinen kaum wiederzuerkennen. Bärte sind absolut en vogue, und dass dieser Trend eine neue Bedürfnislage nach sich zieht, weiß kaum einer besser als Stefan Burgmann. Der 40-jährige Friseur und sein 28-jähriger Kollege Gary Pesch sind selber erstaunt, wie schnell der erst im Sommer eröffnete Laden auf der Berrenrather Straße sein Stammpublikum gefunden hat.

„Früher war das Anwendungsgebiet ja noch größer“, erinnert Burgmann an Zeiten, als man sich beim Barbier Zähne ziehen, Knochen richten und auch Klistiere setzen ließ. Möglicherweise kann man Köln sogar als die Geburtsstätte der Barbiere bezeichnen, denn deren allererste Erwähnung findet sich 1397 in einem Amtsbrief in Köln.

Das nur 20 Quadratmeter große Sülzer Ladenlokal ist nicht nur ein Ort, wo man Beratung erhält und sich den Bart professionell stutzen, formen oder mittels Bartöl pflegen sowie das Haupthaar schneiden oder das Grau abdecken lassen kann. Der Laden ist gleichermaßen ein Refugium für coole Jungs; einer der letzten Orte, wo Männer unter sich bleiben dürfen und sollen. „Man kommt nicht zum Bier zusammen, sondern zum Rasieren“, erläutert Burgmann. Die Musik ist rockig, die Wortwahl mitunter deftig und die Luft zum Abend hin bisweilen so, als würden Produkte mit Whisky- oder Zigarren-Aroma verwendet.

Die Einrichtung samt altem Strumpfhosen-Automat, Deckenventilator und einer historischen Friseur-Empfangstheke lockt viele Passanten an, die bemerken: „Oh, das ist aber schön! Braucht man einen Termin?“ – „Nö, aber einen Bart“, entgegnet Burgmann, dessen „Opa Fritz Brune bereits Herrenfriseur im Agnesviertel“ war.

Welche Klientel trifft man im Barbershop? – Männer zwischen Mitte 20 und Ende 30, viele sind tätowiert. „Der Bart ist kein Muss“, das Einsehen, dass man „bei uns keine blonden Strähnchen“ bekommt, indessen schon.

Frauen dürfen kommen, um ihre Männer abzuholen und kurz einen Kaffee zu trinken. Die Erfahrung zeige jedoch, sagt Burgmann, „sobald eine den Laden betritt, schlägt die Stimmung schlagartig um“. Es sei in etwa so, als wenn Eltern ins Kinderzimmer platzen. Lediglich ein weibliches Wesen hat uneingeschränkt Zugang: Inhaberin Shandy Borninkhof, die nur wenige Meter entfernt ein Friseurgeschäft für Damen und Herren betreibt.