„Manchmal kamen mir die Tränen“Kölner Fotografen dokumentieren die Corona-Session
Köln – „Erst waren da ein bisschen Bedenken: Was soll ich fotografieren, wenn niemand auf die Straße geht und niemand eine Pappnase trägt? Doch dann war es Gänsehaut pur zu sehen, mit wie viel Kreativität die Kölner mit dieser Session umgegangen sind“, sagt Fotograf Costa Belibasakis. Und sein Kollege Joachim Rieger kann nur zustimmen: „Man hat gespürt, wie viel Trauer in den Menschen war und wie sehr sie den Karneval lieben. Da ist auch bei mir manches Tränchen geflossen.“ Constantin Ehrchen, der dritte Fotograf im Bunde, sagt: „Ich bin stolz, bei diesem Projekt dabei gewesen zu sein. Wir sind Zeitzeugen.“
Das Kölnische Stadtmuseum hatte die drei Fotografen beauftragt, die außergewöhnliche Karnevalssession 2020/2021 zu dokumentieren – denn hier passierte etwas Außergewöhnliches, das stand fest. Herausgekommen ist dabei nun das Buch „Alaaf auf Abstand – Bilder einer anderen Session“ (Marzellen-Verlag, 24,95 Euro) und ein neues Online-Ausstellungsformat unter dem selben Titel. Bis zum 3.Oktober finden sich auf alaaf-auf-abstand.de rund 40 Bilder, die in 360-Grad-Aufnahmen der Entstehungsorte eingebettet sind. Eine interaktive Karte verbindet sie zu einer kölschen Schnitzeljagd und einer besonderen Erinnerungstour.
Da taucht der Gürzenich auf, in dessen Foyer Costa Belibasakis sein eindrucksvolles Bild von einem einsamen Prinzen gemacht hat. Die fast menschenleere Flora ist zu sehen, ein Tanzpaar ohne Zuschauer auf der Domplatte und Musikanten auf der Deutzer Freiheit.
Auf die Veedel konzentriert
Oft sind es melancholische Bilder, aber die meisten vermitteln doch eine große Hoffnung und Zuversicht, obwohl Nähe, Gesang und Schunkeln nicht erlaubt waren. „Die Leute haben sich wieder auf ihre Veedel konzentriert und es sind tolle Aktionen entstanden“, sagt Constantin Ehrchen.
Unterstützt wurde das Projekt vom Verein Freunde und Förderer des kölnischen Brauchtums. Vorsitzender Bernhard Conin, der als Chef von Köln Congress mit vielen Veranstaltungsstätten wie Messe und Gürzenich stark von der Pandemie betroffen war, zeigt sich beeindruckt von dem Ergebnis des Projekts. „Obwohl alles nicht stattfand, ging es doch weiter.“
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Das neue Online-Format fällt in die Umbruchphase des Stadtmuseums. Es zieht zur Zeit aus Räumen in der Zeughausstraße in das ehemalige Gebäude des Modehauses Sauer in der Minoritenstraße um. Im kommenden Jahr soll dort eröffnet werden. Die Bilder aus dem aktuellen Projekt später einmal auszustellen, ist bisher nicht geplant.