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Köln-FotografienOch, wat wor dat fröher schön!

Lesezeit 3 Minuten

Die Stammbesetzung von „United Archives“: Geschäftsführer Frank Nikolaus Golomb mit Christine Schwarz und Alexander Wittmann (v. l.)

Köln – „Seit 1939 lagerten diese Fotos in einem Keller – eine völlig vergessene Sammlung, auf die wir mehr oder weniger zufällig gestoßen sind.“ Frank Nikolaus Golomb deutet auf ein Foto, das die alte Hohenzollernbrücke und den Dom zeigt, „ein klassisches Köln-Motiv“. Aufgenommen wurde dieses Foto – und zahlreiche weitere – in den 1930er Jahren von Karl Heinrich Lämmel, einem jungen Fotografen, der nach dem Krieg als vermisst gemeldet wurde. „Wir haben diese Bilder im vorigen Jahr entdeckt – und ich denke, sie zeigen, wie schön diese Stadt einmal war.“

Golomb ist Geschäftsführer von „United Archives“ (UA), einem in der Achterstraße und am Gottesweg ansässigen Fotoarchiv, in dem mittlerweile 3,5 Millionen Fotografien („vor allem kulturhistorisch bedeutsame“) aufbewahrt werden. Das Archiv verfügt über eine Datenbank, in der 1,6 Millionen Fotos online einsehbar sind – allerdings nur von professionellen Abnehmern, darunter Verlagen, Zeitungen und Fernsehsendern.

Der Mann hatte eine große Karriere vor sich

„Die Fotos stammen ausnahmslos aus Sammlungen oder Nachlässen professioneller Fotografen; in der Szene hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass sie bei uns in guten Händen sind“, sagt Golomb. Dass die „United Archives“ vornehmlich in der Branche bekannt sind, liegt – so erläutert er – vor allem daran, dass man eine Reihe von Kooperationspartnern habe, darunter Bildagenturen wie ddp images oder Imago, die den Vertrieb der Fotos übernehmen: „So können wir uns auf das Sammeln und Archivieren konzentrieren.“

Bei dieser Arbeit erleben Golomb und seine Mitstreiter Christine Schwarz und Alexander Wittmann immer wieder Überraschungen – „wie im Fall Lämmel“. Dessen Fotos lagerten im Archiv der Agentur Mauritius, die ihre Bildbestände zu Beginn des Krieges aus Berlin „ins sichere Bayern“, so Schwarz, verlagert hatte. Und weil Lämmel, Jahrgang 1910, zur Wehrmacht eingezogen wurde und den Krieg offensichtlich nicht überlebte, gerieten seine Fotos, nicht zuletzt seine Städtefotos, auch in Mittenwald, wo die Agentur eine neue Bleibe fand und bis heute angesiedelt ist, in Vergessenheit.

Köln immer ins beste Licht gerückt

Die Wiederentdeckung der Fotos ist der Tatsache zu verdanken, dass Golombs „United Archives“ und Mauritius schon lange geschäftlich verbunden sind. „Als wir zuletzt Gespräche in Mittenwald führten, wir, die Kölner, mit den Bajuwaren, fiel dem Agentur-Inhaber plötzlich ein, dass da ja noch ein paar Kisten mit Köln-Fotos irgendwo im Keller herumstanden.“ Diese Bilder gehörten, wie sich dann herausstellte, zu einer Sammlung, die insgesamt 80 000 Negative umfasste, aufgenommen von mehreren Fotografen – die aber allesamt seit 1939 keines Menschen Auge mehr gesehen hatte.

„Lämmel ist in den 1930er Jahren durch ganz Deutschland gereist, es gibt Aufnahmen aus mehr als 50 Städten, von Augsburg bis Zwickau“, erzählt Golomb, der im Übrigen glaubt, dass der Fotograf – „wenn er nicht mit 35 Jahren den Tod gefunden hätte“ – eine große Karriere gemacht hätte. Wann genau und wie lange Lämmel sich in Köln aufgehalten hatte, muss noch recherchiert werden; auf jeden Fall hat er mit seiner Kamera alle gängigen Sehenswürdigkeiten der Stadt im Bild festgehalten, den Dom, den Gürzenich, die Bastei, den Rhein und dergleichen mehr – Köln: meist sonnenüberflutet, immer ins beste Licht gerückt.

Einige der Fotos hat Golomb auf die Facebook-Seite von UA gestellt. Und diese Bilder sind auch käuflich zu erwerben, allerdings nur als Abzug, hinter Glas und stilvoll gerahmt, zum Preis von 75 Euro aufwärts. „Im Laden meiner Frau im Hirschgässchen 1(Zum Goldenen Hirschen) haben uns die Leute vor allem ein Motiv geradezu aus der Hand gerissen: Ein Mann sitzt unter einem Sonnenschirm am Rheinufer, auf der anderen Seite erkennt man das alte Deutz – ein Bild, das Ruhe und Frieden verströmt.“

Die Bilder sind im Internet einsehbar: www.united-archives.fotograf.de

Bestellungen per E-Mail unter: cologne@united-archives.de