Frauen im Rock-BusinessKölner Metal-Musikerin Pinski über ihr Leben im Rampenlicht
Köln – „Auf der Bühne ganz vorne im Rampenlicht zu stehen ist auch so ein Ego-Ding. Vielleicht ist das bei Frauen nicht so ausgeprägt“, sagt die Musikerin Pinski alias Insa Reichwein. Fakt ist: Frauen sind im Rock-Business unterrepräsentiert.
Sicher, es gibt Sängerinnen, Instrumentalistinnen und reine Frauen-Bands. Die männlichen Kollegen sind allerdings deutlich in der Überzahl. Vor allem für die geringe Zahl weiblicher Bandleader hat Pinski keine wirkliche Erklärung. Mangelnde Akzeptanz sieht sie eher nicht als Grund.
„Es wäre gut, sich mit einer Frau austauschen zu können“
In dem Segment, in dem sie sich mit ihrer Band bewegt, sieht sich Reichwein gar allein auf weiter Flur. „Ich wüsste jedenfalls niemanden. Dabei wäre es gut, sich mit einer Frau austauschen zu können“, bedauert sie.
Geboren in Gelsenkirchen-Horst und aufgewachsen in Gladbeck, ist Reichwein ein Kind des Ruhrgebiets. Seit 2006 lebt sie in Köln, wohin sie wegen des Studiums umzog. „Köln hat mir immer gut gefallen. Die Menschen sind offen und es gibt eine echt coole Musikszene“, sagt Reichwein.
In der Jugend begann sie Gitarre zu spielen und Songs zu schreiben. So fand Reichwein über die Jahre ihren musikalischen Weg: Rock mit progressiven Elementen. Das breitgefächerte Genre, kurz Prog Rock genannt, ist eine fast ausschließlich männliche Domäne. Doch das schreckt Reichwein keineswegs. Sie sieht sich als Solokünstlerin mit einer festen Bandbesetzung hinter sich wie etwa die US-amerikanische Singer-Songwriterin Melissa Etheridge.
Wie der Künstlername Pinksi entstand
Der Künstlername leitet sich nicht etwa von dem Dramatiker und Journalisten David Pinski ab, sondern ist die Kreation eines Kommilitonen mit polnischen Wurzeln. Wegen ihrer roten Haare nannte er Reichwein gerne Pumuckl, nach dem kleinen gezeichneten Kobold aus der Kinderserie. Nach einigen Wortspielereien um polnische Namensendungen entstand schließlich Pinski. „Ich wollte nicht den obligatorisch englischen Namen, und Pinski gefiel mir einfach“, erklärt Reichwein ihren Künstlernamen.
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Mit der derzeitigen Situation tat sich die Frontfrau lange schwer. „Ich mag keinen Stillstand, und auf einmal blieb alles stehen“, beschreibt sie ihre Gefühlslage. „Ich war sauer und genervt, aber inzwischen arbeite ich wieder an neuen Songs.“ Am 27. November veröffentlichte Pinski eine digitale EP mit dem Titel „We All Stole From The Apple Tree“. Sie ist der Auftakt einer EP-Trilogie, die final zu einem Album zusammengeführt werden und dann auch auf Vinyl erscheinen soll. Die CD als Medium kommt für Reichwein nicht mehr in Frage.
„Die meisten trauen sich nicht“
Inhaltlich setzt sie zwei Schwerpunkte. Sie nennt es „Mein Selber“ und „Das Außen“. Der Song „Troubleseeker“ ist ein Beispiel für das „Selber“. „Ich mache viel Mist, achte dabei aber immer darauf, keinem anderen zu schaden“, sagt die Gitarristin. „Jeder hat das in sich und würde gerne etwas machen. Aber die meisten trauen sich nicht.“ Insa Reichwein jedenfalls traut sich – Pinski ist das Resultat.