Gastronomie in KölnKölschbar-Wirte erfinden den „Mexikölner“

Die Wirte Malte Böttges (r.) und Dennis Busch in der Kölschbar.
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Köln – Wenn die Fischteller am Aschermittwoch gespült sind, beginnt für die Gastronomen in Köln die härteste Zeit des Jahres. Wirte sprechen dann von den Gummiwochen, die sich vor allem dort ätzend lange hinziehen, wo die sonst trinkfreudigen Stammgäste kollektiv fasten.
Von derartigen Enthaltsamkeits-Vorsätzen ist die Kölschbar in der Lindenstraße verschont geblieben. Dort hängt man seit Ablauf der Karnevalswoche regelrecht an der Flasche. Nicht an irgendeiner Flasche, es muss schon die mit den beiden Totenköpfen auf dem Etikett sein.
Nun sind Malte Böttges und Dennis Busch weit davon entfernt, ihren Gästen flüssiges Gift vorzusetzen. Vielmehr haben die beiden Wirte der Kölschbar ein Getränk ausgetüftelt, das noch schneller als die Kneipe selbst Kultcharakter kriegen könnte: den Mexikölner.
Tomatensaft, Chili und Pfeffer
Kölschbar:
Mexikölner:
Dabei wurde die Idee für diesen Schnaps gar nicht mal in Mexiko abgezapft, sondern von den Hanseaten übernommen. In Hamburg, so berichten Busch und Böttges, gebe es viele Kneipenwirte, die ihren eigenen „Mexikaner“ herstellten. Hauptbestandteil dieses nur zehn Prozent Alkohol enthaltenden Schnapses sei der gemeinhin in Supermärkten geschmähte, aber auf Langstreckenflügen heiß geliebte Tomatensaft. Außerdem benötigt man Habanero-Chili und guten Pfeffer. Über die weiteren sechs oder sieben Zutaten schweigen sich die beiden Kneipiers natürlich aus.
Zweifelsohne dürfte die Namensgebung und die originelle Etikett-Gestaltung am unerwarteten Siegeszug des Mexikölners nicht ganz unschuldig sein. Seit dem Erstausschank kurz vor Weiberfastnacht sind die beiden Gastronomen nämlich im Dauereinsatz. Sowohl Getränkehändler als auch andere Kneipenbetreiber scheinen sich um den feurigen Roten made in Cologne zu reißen. Zugleich setzen andere bis dato gefragte Fläschchen mit oder ohne Hirschgeweih-Etikettierung allmählich Staub an.
„Überall wird mexikölnert“
Irgendwie wissen Böttges und sein Lederhut tragender Kompagnon Busch immer noch nicht so recht, wie ihnen geschieht. Der 31-jährige Krefelder und der ein Jahr ältere Paderborner hatten sich über ihr Studium der Medienwirtschaft kennengelernt und sofort zugeschlagen, als der vorherige Wirt der Kölschbar für deren Zukunft kaum noch Chancen sah. Sie übernahmen den Laden samt Goldtapete, Disco-Kugel und dem hölzernem Thekenmobiliar, beließen den alten Charme und zogen damit vor allem ein gleichaltriges Publikum an. Das war 2011.
Als ein Jahr später ein Gast aus Hamburg von Mexikaner-Schnäpsen berichtete, fingen die beiden Feuer und begannen zu experimentieren. Wichtig war ihnen, ausschließlich natürliche Zutaten zu verwenden. Es dauerte eine Weile, bis die perfekte Rezeptur gefunden war. Inzwischen lassen sie ihren Mexikölner von Gaffel mischen und in kleine und große Flaschen füllen. „Die Resonanz ist super“, freuen sich Busch und Böttges. „Überall wird mexikölnert.“
Demnächst wird es einen Online-Shop geben, und, wenn es nach ihnen läuft, auch einen Dauerauftritt in den Souvenirläden der Stadt. In Mexiko gewesen ist bisher keiner der beiden. „Das wird sicher irgendwann passieren, danach heißt das Mexiköln.“
Noch ein Wort zum Mexikölner selbst: Er möchte nicht gerührt, aber unbedingt geschüttelt werden. „Und dann als Zwei-Zentiliter-Shot eiskalt in den Schlund.“