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„Gefahr langanhaltender Dürren“Wie wird sich das Kölner Klima verändern?

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KölnHerr Schwanke, es heißt, 2050 werde in Köln ein Klima herrschen wie in der von Italien umgebenen Republik San Marino. Das bedeutet?

Wir werden eine Mitteltemperatur haben wie San Marino heute. Es könnte aber sein, dass der Sommer 2050 so ähnlich aussieht wie der in diesem Jahr. Es wird wärmer, aber wir werden weiterhin eine große Variabilität beim Wetter sehen. Und wir werden weitere Überraschungen erleben wie 2018. Sechs Monate lang eine Hochdruckwetterlage – das war aus meteorologischer Sicht eine Überraschung. Es war eine komplette Umstellung der Großwetter-Zirkulation, und das bei gerade mal ein Grad weltweiter Erwärmung. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir im Sommer eine langanhaltende Dürre bekommen, wird 2050 deutlich größer sein.

Weil wir dann voraussichtlich bei einer weltweiten Erwärmung von Minimum 1,5 Grad seit 1881 angelangt sein werden.

Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass wir bis 2050 sogar bei mehr als 1,5 Grad sein werden.

Wie werden Köln und die Region dann aussehen?

Es könnte sein, dass wir um das Jahr 2050 herum Jahre erleben werden, in denen die Hälfte der Tage, also 150 bis 180 Tage Sommertage sind, also Tage mit mehr als 25 Grad. Heute sind wir im Mittel bei 70 bis 75 Tagen. 2018 waren es schon 100 Tage. Es ist möglich, dass wir dann im Sommer Temperaturrekorde von 43, 44 Grad erleben werden.

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Karsten Schwanke

Es ist wahrscheinlich, dass wir häufiger extreme Starkniederschläge haben. Der Jahresregen wird wohl etwas mehr werden, wobei das meiste davon im Winterhalbjahr fällt. Im Sommerhalbjahr ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es sehr trocken sein wird. Das wird ein Stresstest für unsere Parkanlagen.

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Die wichtiger werden, je höher die Temperaturen sind.

Ja, das Stadtgrün ist der wichtigste Faktor, um unsere Städte zu kühlen. Nach einem heißen Tag liegt die Temperatur nachts in einem Park um bis zu zehn Grad tiefer als nebenan in einem dicht bebauten Stadtviertel. Es gibt aktuell viele Diskussionen und Ideen in unseren Städten, auch in Köln, aber ich fürchte, dass die Umgestaltung zu langsam geht. In den letzten zwei Jahren waren natürlich sehr viele Kräfte durch die Corona-Pandemie gebunden. Aber wir müssen ähnliche Kräfte und vor allem ähnlich viel Geld locker machen, um uns an den Klimawandel anzupassen und ihn so gut es geht aufzuhalten.

Daran, wie weit der Klimawandel bis 2050 vorangeschritten sein wird, können wir nicht mehr sehr viel machen. Darauf, wie es danach weitergeht, haben wir aber jetzt Einfluss. Wie stellen Sie sich das Jahr 2100 vor?

Wir können die nationalen Klimaschutzziele als Grundlage nehmen, die sich die meisten Länder vorgenommen haben. Dann würden wir auf eine weltweite Erwärmung von 2,5 bis 2,7 Grad zusteuern. Was zeigt, dass diese Ziele vorn und hinten nicht ausreichen, um das Pariser Klimaschutzabkommen, also eine Erderwärmung von deutlich unter 2 Grad einzuhalten. Aber gut, immerhin. Positiv ausgedrückt: Wir landen nicht bei 3 oder 4 Grad. Denn bei allem über 3 Grad reden wir über wirkliche Vernichtung von Lebensmöglichkeiten für den Menschen. Für große Teile der Menschheit ginge es dann ums Überleben.

Was droht uns bei einer Erwärmung um 2,5 Grad?

Viele Naturkatastrophen, viele extreme Wetterereignisse. Aber wir würden da wohl noch mit vielen blauen Augen durchkommen. Doch die Klimaschutzziele könnten ja auch noch verschärft werden. Dann gäbe es eine berechtigte Hoffnung, dass wir eher bei 2 Grad landen. Wenn ich mir allerdings angucke, welche Wetterumwälzungen es jetzt schon bei diesem ersten Grad gibt, dann sind auch 2 Grad sehr, sehr viel.

Haben Sie noch Lust, vor dem Klimawandel zu warnen?

Natürlich. Jeder Tag zählt. Und jedes Zehntel Grad, dass wir bei der Erderwärmung nicht oben drauf packen. Ich versuche Menschen zu überzeugen, dass wir es schaffen können.