Köln – Köln ist eine Stadt im Schulplatznotstand. Zumindest bei den Gymnasien soll sich die Lage zum neuen Schuljahr wenigstens etwas entspannen. Mit zwei neuen Gymnasien in Müngersdorf und Lövenich geht die Stadt zum neuen Schuljahr an den Start. Im Gymnasium Zusestraße beginnt in dem neuen Gebäude gerade der Innenausbau. Auch im Gymnasium an der Aachener Straße im ehemaligen Unity-Media-Gebäude sind die Umbauarbeiten im Gange. Im Januar beginnen dort die vorgezogenen Anmeldungen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen:
Wie viele neue Schulplätze wird es durch die beiden neuen Schulen geben und werden es perspektivisch noch mehr?
Beide Gymnasien sind als dreizügige Schulen geplant. Im Sommer starten drei fünfte Klassen mit jeweils 31 Schülern. Es gibt also maximal 93 Plätze. Jedes Jahr kommt danach eine Jahrgangsstufe mit gleicher Klassenstärke dazu.
Inwieweit sind die beiden Schulen ein Novum?
Mit den beiden Schulbaumaßnahmen hat die Stadt Neuland betreten: Dort wurde mit General- und Totalunternehmern gebaut, auch um den viel zu lange dauernden Schulbau deutlich zu beschleunigen. Das scheint zu gelingen. Beide Schulen liegen bei den Umbauarbeiten im Zeitplan.
Auch wenn es sich einmal um einen Neubau und einmal um den Umbau eines Bürokomplexes handelt, sind im Innern die archetektonischen Konzepte ähnlich. Wie ist das Raumkonzept der Schulen?
Beide Schulen verwirklichen im Innern die neue Schularchitektur, die in Köln auch künftig zum Standard für Neubauten werden soll und den neuesten Erkenntnissen der Schularchitektur entspricht. Statt der klassischen Flurschule handelt es sich um eine so genannte Clusterbauweise: Das heißt immer drei Klassen bilden eine Art Cluster, werden also wie eine Art Lerninsel zu einer räumlichen Lerneinheit zusammengefasst: zu dieser multifunktionalen Zone gehören neben den Klassen auch die Projekträume sowie Entspannungs- und Begegnungsräume. Neben den Unterrichtsräumen gehören Sie zur Lerneinheit. Diese Form der räumlichen Organisation bietet viele Optionen auch für Projektarbeit und klassenübergreifendes Lernen.
Wie sieht das inhaltliche Konzept der beiden Schulen aus? Gibt es eigene Profile?
Die beiden designierten Schulleitungen Suntka Altrock (Gymnasium Zusestraße) und Fabrice Liesegang (Gymnasium Aachener Straße) erläuterten ihre Konzepte, die den Erfordernissen moderner Pädagogik Rechnung tragen sollen. „Das klassische 45-Minuten-Raster, das Sitzen in Reih und Glied und der Lehrer, der vorne steht, sind ad Acta gelegt“, fasst Liesegang zusammen. . In beiden Schulen wird in 70-Minuten-Einheiten gearbeitet, außerdem soll an beiden Schulen stark projektorientiert gelernt werden, um die Inhalte auch fächerübergreifend zu verknüpfen. Auch werden beide Schulen einen sprachlichen Schwerpunkt haben und ein deutsch-englisches bilinguales Angebot machen. In der Zusestraße gibt es sogar optional ein bilinguales Abitur.
Gerade im Bereich der bilingualen Englisch-Angebote fülle man damit in Köln eine Lücke, so Liesegang. Außerdem soll an beiden Schulen stark projektorientiert gearbeitet werden, um die Inhalte auch fächerübergreifend zu verknüpfen. Das bedeutet auch den Abschied von der klassischen Einzelstunde. Stattdessen gibt es Einheiten von 70 Minuten. Und im Fall der Zusetraße etwas ganz Neues: in der Klasse 8 gibt es das neue Fach „Engagement“, bei dem es darum geht, sich in sozialen Einrichtungen zu engagieren.
Wie sieht es in den neuen Schulen bei dem Thema Digitalisierung aus?
In Sachen Digitalisierung sollen die Schulen auf dem neuesten Stand sein. Es gibt in allen Klassenräumen smarte Tafeln und Touch Panels. Alle Schüler der Schule werden mit I-Pads ausgestattet, so dass von Anfang an vernetzt gelernt werden kann.
Nach welchen Kriterien werden die wahrscheinlich begehrten Plätze an den Schulen vergeben?
An den beiden Schulen soll ausdrücklich nicht gelost werden. Die Aachener Straße hat die Schulweglänge als einziges Kriterium angegeben, bei der Zusestraße gilt neben der Schulweglänge noch der Faktor paritätische Verteilung von Jungen und Mädchen. Dies ist in dieser Form ein Novum und ein Schritt zurück in Richtung Schulbezirke. Man wolle ausdrücklich ein Angebot für den Kölner Westen schaffen, da hier der Mangel an Gymnasialplätzen bislang besonders gravierend war, hieß es von den Schulleitungen zur Begründung. Da es sich um Neugründungen handelt gibt es für diese beiden Gymnasien ein vorgezogenes Anmeldeverfahren vom 28. Januar bis 4. Februar.