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Georg-Büchner-GymnasiumGetrübte Freude über den Baubeginn

Lesezeit 4 Minuten

Zahlreiche unterschiedlich Baumarten stehen auf und am Rande des Schulgeländes des Georg-Büchner-Gymnasiums.

  1. Die Schule wird nach langem Warten für 100 Millionen Euro saniert - Für die Arbeiten sollen 136 Bäume gefällt werden - Bürger und Politiker sind verärgert über die hohe Zahl und fühlen sich schlecht informiert

Weiden – Die hohen Bäume am Georg-Büchner-Gymnasium recken ihre Äste sehnsüchtig in Richtung Wintersonne. Dieses Jahr warten sie vergeblich auf ihre Frühlingsknospen. Ein neues Blätterkleid wird ihnen nicht wachsen. Noch bevor die Bäume wieder ausschlagen, werden sie gefällt. 136 Platanten und verschiedene andere Bäume sollen weichen.

Die Rodung ist der Beginn eines umfassenden Bauprojekts, auf das viele Lehrer, Schüler und ihre Eltern bereits seit sehr langer Zeit warten. Die Gebäude des Georg-Büchner-Gymnasiums sind seit langer Zeit marode. 2014 beschloss der Rat bereits, dass die Schule von einem privaten Bauträger neu gebaut werden soll. Dann passierte lange nichts, was immer wieder zu Protesten der Elternschaft, Bürger und Bezirkspolitiker führte. Ende vergangenen Jahres übertrug der Stadtrat den Schulbau im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft an die Firma Vinci Facilities.

Im Mai soll es nun endlich losgehen. Abriss und Neubau der Schule müssen während des laufenden Betriebes geschehen. Auf dem vorhandenen Schulgrundstück werden zunächst neue Gebäude als Ersatz für das Hauptgebäude errichtet. Der Fachraumtrakt, die Turnhallen und die Mehrzweckhalle werden saniert. Wenn der Neubau fertig ist, werden das Hauptgebäude und auch die Schulersatzbauten abgerissen. Die Außenanlagen werden neu gestaltet.

Die Weidener Henry Faust und Roland Held (r.) vor den Bäumen.

Für die 136 gefällten Bäume sollen dann 78 neue gepflanzt werden. Die große Baustelle erfordert eine entsprechende Logistik, wie die Stadtverwaltung betont: "Für die Baumaßnahme müssen Zufahrten und Flächen zur Verfügung stehen, die dazu dienen, die Baustelle einzurichten", sagt Nicole Trum, Pressesprecherin der Stadt, "es muss zudem Zufahrten für die Feuerwehr geben. Eine saubere Trennung von Baustelle und Schulbetrieb muss gewährleistet werden. Um dieses zu realisieren, sind Fällungen unumgänglich."

Die Bewohner der Gebäude in der Nachbarschaft erfuhren eher beiläufig davon, dass der parkartige Baumbestand vor ihrer Tür verschwindet. Roland Held, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, Bewohner eines der benachbarten Häuser an der Lübecker Straße und Vater einer Schülerin am Georg-Büchner-Gymnasium, fand den Rodungsplan im Anhang einer Mail, die an die Eltern ging, und war schockiert: "Die Fällungen stehen nun kurz bevor. Und wir Anwohner sind bislang von der Stadt nicht darüber informiert worden." Dass Bäume weichen müssen, dafür hat Held Verständnis. "Es ist ganz klar, dass die Baufahrzeuge und die Feuerwehr Zufahrten brauchen. Ich möchte natürlich auf gar keinen Fall, dass der Bau verhindert oder irgendwie verzögert wird." Die Größe der eingezeichneten Rodungsfläche auf den Plänen hat Held und andere Nachbarn aber trotzdem erschreckt - und die mangelnde Kommunikation seitens der Stadt darüber. Die Verunsicherung ist groß.

"Im Hausflur gibt es derzeit kein anderes Thema", schildert Held. "Viele Menschen sagen, dass sie gerade deswegen in die Straßen hier gezogen sind, weil es so viel Grün gibt." Eines sei völlig absurd. "Da werden hundert Meter vom Georg-Büchner-Gymnasium entfernt an der Aachener Straße die dritthöchsten Stickstoffwerte der Stadt gemessen, es sollen vier Bänke mit bemoosten Rückwänden im Wert von 25 000 Euro pro Stück angeschafft werden, damit diese zusätzlich Schadstoffe absorbieren. Doch in unmittelbarer Nachbarschaft fällt man mir nichts dir nichts 136 Bäume."

Auch die Bezirkspolitiker fühlen sich über die Rodung nicht rechtzeitig und ausreichend informiert. "Die Zahl der betroffenen Bäume ist schon dramatisch", sagt Roland Schüler, Lindenthals stellvertretender Bezirksbürgermeister. "Wir als Politik haben davon erst vor kurzem eine Mitteilung in Form einer Vorabinformation erhalten." Bezirksvertreter Rolf Kremers (Freie Wähler) kritisiert das Vorgehen ebenfalls. "Bezirksvertreter und Bürger sollen hier vor vollendete Tatsachen gestellt werden", lautet sein Eindruck.

Elisabeth Maria Spiegel, Vorsitzende der Bürgerinteressengemeinschaft Weiden, hält das für eine schlechte Strategie. "Wir sind entsetzt, dass wir als Bürger es nicht wert sind, über so etwas wie diese Baumfällungen ausreichend früh in Kenntnis gesetzt zu werden", so Spiegel. "Die Stadt hat die Chance verpasst, eine gemeinsame Linie mit den Anwohner zu finden und ihnen plausibel zu machen, warum man wie plant." So sei das Verständnis für den Umfang der Fällungen eher begrenzt.

"Dass der Baumbestand in dem geplanten Maße verringert wird, kann ich nicht nachvollziehen", sagt Roland Held. Man könnte die Gebäude auch so errichten, dass möglichst wenige Bäume entfernt werden müssen. Das hätte man als Vorgabe in den ausgeschriebenen Wettbewerb im Vorfeld der Planungen aufnehmen können. Auch Elisabeth Maria Spiegel ist von der Notwendigkeit der Rodung in dem geplanten Umfang nicht überzeugt. "Man hat das Gefühl, dass der Bauträger es sich in dem Punkt ein bisschen einfach gemacht hat."

Auf Nachfragen seitens der Bürger und der Politik signalisierte die Verwaltung nun, dass sie noch einmal genauer prüft, ob und welche Bäume stehen bleiben könnten. So sollen nun zumindest 17 der 136 Bäume, vor allem die Platanen an der Ostlandstraße, nicht gefällt werden. Für die Weidener ist es ein später, aber richtiger Schritt. "Es wäre schön, wenn möglichst viele Bäume gerettet werden können und für alle gefällten auch hier vor Ort Ersatz gepflanzt wird", sagt Spiegel. "Aber das Wichtigste ist und bleibt natürlich, dass jetzt endlich die Schule neu gebaut wird."