GeschäftsaufgabeAus für alle Deko-Life-Filialen

Inhaber Hartmut Menden muss auch sein Geschäft an der Gürzenichstraße schließen.
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Köln – „Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, dass hier Mitte März Schluss ist.“ Hartmut Menden steht in seinem Geschäft an der Gürzenichstraße und schüttelt den Kopf. Kunden stöbern in Karnevalskostümen auf der Suche nach Schnäppchen, der Ausverkauf hat gerade begonnen, gleich nebenan sind Tische mit Oster-Deko aufgebaut. Doch Ostern wird es Mendens Geschäft Deko Life nicht mehr geben. Das Familienunternehmen schließt zum 15. März alle noch verbliebenen Filialen: außer dem Laden in der Altstadt auch das Geschäft in den Kalk-Arcaden sowie eines in Düsseldorf.
Damit verschwindet ein weiteres inhabergeführtes Geschäft aus der Kölner Innenstadt – erst im vergangenen Jahr hatte sich das traditionsreiche Haushaltswarengeschäft Silber Becker zurückgezogen. „Für Familienunternehmen ist die Innenstadt tot“, sagt Hartmut Menden. Grund seien die extrem hohen Mieten, die nur noch die großen Ketten aufbringen könnten. 35 000 Euro zahlte der 67-Jährige bislang für sein Ladenlokal an der Ecke zur Hohe Straße. Das sei tragbar gewesen, vor allem, weil die Lage ihm viel Laufkundschaft garantierte. Das Problem: Das Gebäude wird im Laufe des Jahres abgerissen, eine neue Bleibe musste her. Monatelang suchte Menden nach einer geeigneten Fläche – vergeblich. „79 000 Euro pro Monat für 300 Quadratmeter, welcher Selbstständige kann das bezahlen?“ Bis vor drei Jahren waren er und seine beiden Söhne noch mit vier Filialen in der Kölner Innenstadt vertreten. Doch nach und nach mussten sie die Geschäfte auf der Schildergasse, der Breite Straße und der Hohe Straße schließen. Auch einen Laden in Koblenz gaben sie auf. Nun folgen die restlichen Filialen.
Für Menden bedeutet das nach 50 Jahren das Ende der Selbstständigkeit. Angefangen hatte er als 17-Jähriger mit einem Schreibwaren- und Buchhandel in Deutz. „Das Vormundschaftsgericht musste mich damals für volljährig erklären, damit ich das Geschäft aufmachen und einen Führerschein erwerben konnte“, erinnert er sich etwas wehmütig. Nur drei Jahre später eröffnete er einen weiteren Laden in Sülz. In den 70er Jahren waren seine Deko-Artikel regelmäßig mit einem großen Glaspavillon auf dem Weihnachtsmarkt vertreten. Im Jahr 1996 gründete er mit einem Geschäftspartner das Depot, das auch heute noch existiert. Vor fünf Jahren schließlich erfolgte die Trennung, Menden machte mit Deko Life alleine weiter.
Doch die Umsätze sind rückläufig. Der Online-Handel macht ihm zu schaffen. Vorbei sind auch die Zeiten, als sein Warensortiment nur bei Fachhändlern wie Menden zu bekommen war. „Karnevalskostüme im Baumarkt, Deko-Artikel im Buchhandel, jeder versucht alles anzubieten, um ein paar Euro zusätzlich zu machen.“
Einzelhändler wie er bleiben da auf der Strecke. Doch Hartmut Menden ist sich sicher. „Irgendwann werden auch die großen Ketten merken, dass diese Entwicklung für sie nicht gut ist. Denn mit uns geht die Vielfalt in der Innenstadt verloren, und damit die Attraktivität.“