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„Lag halbnackt da“Lehrerin beschwert sich über Untersuchung im Kölner Gesundheitsamt

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Das Kölner Gesundheitsamt am Neumarkt.

  1. Eine Lehrerin berichtet von einer sehr unangenehmen und kaum auszuhaltenden Untersuchung
  2. Im Fokus ihrer Beschwerde steht eine behandelnde Person im Kölner Gesundheitsamt
  3. Die Stadt Köln zeigt sich auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ alarmiert

Köln – Als Alina Schmidt (Name geändert) vor dem Haupteingang des Gesundheitsamts am Neumarkt steht, fühlt sie ihren Puls in die Höhe schnellen. Die nächsten Minuten, das weiß die 29-Jährige in diesem Moment, könnten ihre Karriere, vielleicht sogar ihr Leben bestimmen. In Aussicht steht eine Verbeamtung, zunächst auf Probe, später womöglich auf Lebenszeit. Und das in diesen schwierigen Zeiten.

Dazwischen liegt nur noch eine amtsärztliche Untersuchung, die die Tauglichkeit auch offiziell feststellen muss. Sie hat schon oft gehört, wie unangenehm die Untersuchung sein kann, aber Augen zu und durch, es wird schon irgendwie werden, denkt sich Schmidt. Wurde es dann auch, aber die ihrer Aussage nach entwürdigenden Minuten im Behandlungsraum bleiben ihr wohl noch lange im Gedächtnis.

Kurz nach dem Einlass bekommt Schmidt einen sogenannten Anamnese-Bogen, in dem sie ihre Daten und eventuelle Vorerkrankungen festhalten soll. Als sie den Namen der behandelnden Person auf dem Bogen liest, ahnt Schmidt nichts Gutes. Dr. T. (Name geändert). Eine Freundin habe sie vor längerer Zeit vor einer Person gewarnt, bei der sie und ihre Schwester für die Eignungsuntersuchung ohne erkennbaren Grund den BH hätten ausziehen müssen, berichtet Schmidt.

Andere Frauen, die von Kolleginnen und Kollegen der Person untersucht worden seien, hätten sich hingegen nicht ausziehen müssen. „Ich wusste nicht, ob es diese Person war, aber ich hatte schon Sorgen, dass sie es sein könnte“, sagt Schmidt im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Fünf Minuten ohne BH im Behandlungsraum

Nach ein paar Minuten stellt sich T. bei Alina Schmidt vor, wie sie später berichtet. „Als wir im Behandlungszimmer waren, sollte ich mein T-Shirt ausziehen und mich auf die Liege hinter dem Sichtschutz legen“, berichtet Schmidt. „Weil ich ja die Geschichten gehört habe, habe ich erstmal meinen BH angelassen.“

Doch der BH soll Dr. T. offenbar stören. Jedenfalls soll Schmidt den BH ablegen, sodass der komplette Oberkörper zu sehen ist. Da säßen zwei wichtige EKG-Punkte, soll T. gesagt haben. „Da war mir klar, dass das die Person ist, von der meine Freundin erzählt hat“, sagt Schmidt nun. Sie folgt den Anweisungen und zieht ihren BH aus. „In so einer Situation hat man einfach nicht den Mut, Nein zu sagen“, sagt Schmidt. Eine weitere ärztliche Person ist Schmidts Schilderungen zufolge ebenfalls im Raum, wenn auch vor einer Trennwand zur Behandlungsliege.

Was Schmidt zufolge hinter der Trennwand folgt, ist Teil einer standardisierten Untersuchung: Augen durchleuchten, Blutdruck am Oberarm messen, den Puls am Handgelenk, Herz mit Stethoskop abhören, Gleichgewichtsübungen mit geschlossenen Augen und ausgestreckten Armen, mit den Fingerspitzen den Boden bei durchgestreckten Knien berühren. „Ich habe beim besten Willen nicht erkennen können, warum dafür mein Oberkörper frei sein müsste“, sagt Schmidt.

Untersuchungen beim Gesundheitsamt: Es gibt keine allgemeingültigen Regeln

„Als ich halbnackt da lag, wurden Reflexübungen mit meinen Armen und Fingern gemacht. Warum darf ich dabei keinen BH tragen?“, fragt Schmidt. Befreundete Ärzte hätten ihr hinterher gesagt, dass bei solchen Untersuchungen normalerweise der BH angelassen werden kann.

Für den Ablauf der Untersuchungen beim Gesundheitsamt gibt es keine allgemeingültigen Regeln. „Die amtsärztliche Begutachtung umfasst eine ärztliche Befragung, eine eingehende körperliche und psychische Untersuchung sowie Laboruntersuchungen“, teilte die Stadt mit. „Die Untersuchung ist einzelfallbezogen und abhängig von der angestrebten Tätigkeit. Je nachdem, werden mögliche Fehlstellungen der Wirbelsäule mit besonderer Aufmerksamkeit begutachtet“, heißt es weiter.

Ob dafür üblicherweise der BH abgelegt werden muss, lässt sie offen. Zwölf Ärztinnen und Ärzte – neun davon weiblich – sind derzeit mit den Begutachtungen betraut. Grundsätzlich sollen Frauen von Frauen untersucht werden und Männer von Männern.

Kölner Gesundheitsamt will Vorfall aufarbeiten

„Die Situation war für mich einfach super schrecklich. Ich habe mich sehr schlecht gefühlt. Es war ja eine Untersuchung, von der so viel abhängt“, sagt Schmidt. „Ich hatte durchgehend Herzrasen, als ich halbnackt auf der Liege war. Ich war entblößt, war der behandelnden Person komplett ausgeliefert und hatte einfach nur Angst, dass noch etwas schief geht.“

Dr. T. sei durchgehend freundlich und erkläre viel. Ob ihr während der Untersuchung gezielt auf die Brüste geschaut wird, weiß Schmidt nicht. „Ich hatte fast die ganze Zeit die Augen geschlossen. Es war so furchtbar, dass ich es einfach nur hinter mich bringen wollte“, sagt Schmidt.

Nach etwa fünf Minuten darf Schmidt sich wieder anziehen, es kommen noch ein paar Untersuchungen, eine Urinprobe – und dann ist Schluss. Die Brust wird nicht untersucht, berichtet Schmidt. Ein EKG – der angebliche Grund für den nackten Oberkörper – wird demnach nicht gemacht.

Schmidt beschwert sich ein paar Tage später beim Gesundheitsamt. Sie hofft, dass sich die Untersuchungspraxis ändert und „dass diese Person damit aufhört, die Machtposition derart auszunutzen“.

Das Gesundheitsamt gibt sich auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ alarmiert und versichert, die Beschwerde ernst nehmen und den Vorfall aufklären zu wollen. Mit den beteiligten Personen werde das Gespräch geführt, ebenso mit Alina Schmidt. „Das Gesundheitsamt wird den Vorfall zum Anlass nehmen, das vorgebrachte Unbehagen neu zu bewerten“, teilt eine Stadt-Sprecherin mit.

Stadt Köln: Erste Beschwerde seit Jahren

Es handele sich um die erste Beschwerde seit Jahren. Dennoch werde mit allen Amtsärztinnen und -ärzten gesprochen, „wie wir derartige Wahrnehmungen unserer Klientinnen und Klienten zukünftig vermeiden können“, hieß es weiter von der Stadt. Dazu könne auch gehören, dass es „im Normalfall der Untersuchung zukünftig nicht mehr dazu kommt, dass ein BH geöffnet werden muss.“

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Kurz nach dem Termin im Gesundheitsamt bekommt Schmidt ein Schreiben von der Bezirksregierung, ihrer Arbeitgeberin. Der Gesundheitscheck habe nichts ergeben, was einer Verbeamtung entgegenstehen könnte. Kein Grund also zur Beunruhigung. Schon bald soll Schmidt als Lehrerin an einer Schule im Kölner Umland anfangen. Auf die unangenehmen Minuten auf dem Weg dorthin hätte sie gerne verzichtet.