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GhosthunterKostenlose Geisterjagd in NRW

Lesezeit 3 Minuten

"Ghosthunter-NRW" bei einem Einsatz in einer Wohnung in Köln-Dellbrück

Köln – Als plötzlich der Ball des Hundes ohne ihr Zutun die Bettkante herunterrollt, hält Sabine Heuser es nicht mehr aus zu Hause. Von nun an wohnt sie bei ihrem Freund – aus Angst davor, „dass es noch offensichtlicher wird“. Ihr zehnjähriger Sohn schläft vorerst bei der Großmutter. „Es“, das sind die Vorfälle in ihrer Wohnung, die sich Heuser nicht erklären kann: Nächtliches Klopfen unter dem Bett; ein Gefühl von Unbehagen, wenn sie in der Wohnung ist; ihre französische Bulldogge, die vor der Kaminwand zurückschreckt.

Wenige Wochen später beobachten drei Kameras das Stillleben im abgedunkelten Wohnschlafzimmer der 28-Jährigen. Zu viert sind die Ghosthunter NRW aus Wuppertal und Bergheim angereist und sitzen nun im Stuhlkreis. Ein Diktiergerät nimmt Geräusche auf. „Möchtest du der Sabine etwas mitteilen, das sie wissen muss?“, fragt Melanie Schindler, Chefin der Ghosthunter NRW, ins Dunkel. Der Gauss-Master, ein Gerät, das elektromagnetische Spannungen misst, rattert los. Sabine Heuser hat sich in die hinterste Ecke verkrochen und hört ängstlich zu. „Kannst du das Klopfen nachmachen?“, hakt Dunja Kutschat vom Ghosthunter-Team nach und klopft auf den Tisch. Stille diesmal.

Spezialisten für „Paranormales“

„Meine Mutter denkt, ich sei verrückt“, sagt Heuser. Auch ihr Chef hält die Ängste der Altenpflegerin für Spinnerei und fürchtet, dass seine Einrichtung in Verruf geraten könnte.Deshalb will Sabine Heuser ihren richtigen Namen nicht nennen. Bei den Ghosthuntern fühlt sie sich ernst genommen. Die selbst ernannten Spezialisten für Paranormales nehmen sich fast drei Stunden Zeit, um die Zwei-Zimmer-Wohnung der Altenpflegerin nach Geistern zu durchsuchen. Mit Laserpointern testet Thomas Pedall, ob Schatten an der Wand zu sehen sind, während seine Partnerin Claudia den sogenannten Move Test aufbaut. Dabei richtet sie eine Kamera auf eine mit Vogelsand bestreute Fläche, auf der eine Stoffmaus und Schmuck liegen.

„Die Vormieterin hatte eine Katze“, sagt sie. Mit der Technik könne man feststellen, ob sich dort etwas bewegt. Melanie Schindler nimmt derweil den Gauss-Master zur Hand und stellt fest, dass hinter dem Metallbett eine Leitung entlangläuft. „Das führt oft dazu, dass Menschen sich unwohl oder beobachtet fühlen.“ Die Vierte der Ghosthunter, Dunja Kuschat, richtet den Sensor eines Infrarot-Thermometers auf mehrere Stellen im Raum. Schließlich müssen alle die Wohnung für 20 Minuten verlassen. Nur Kameras und Diktiergeräte dürfen bleiben, um den eventuell menschenscheuen Geist aufzuspüren. „Wir melden uns in etwa einer Woche mit dem Ergebnis“, verspricht Schindler der Altenpflegerin. Zurück in der Heimat werten die Geister-Experten Video- und Tonmaterial mit Computerprogrammen aus.

Schlecht isolierte Elektroleitungen

Seit zwei Jahren bieten die Ghosthunter NRW kostenlos Menschen ihre Unterstützung an, die den Verdacht haben, dass es bei ihnen spukt. „Wir wollen keine Geschichten erzählen“, betont Melanie Schindler immer wieder. In 98 Prozent der Fälle fänden sie natürliche Erklärungen für die Vorkommnisse bei ihren Klienten. Die Ausrüstung im Wert von etwa 5000 Euro haben die Geisterjäger aus eigener Tasche finanziert und ihre Methoden nach und nach selbst entwickelt.

Bis zu 25 Anfragen bekommt das insgesamt siebenköpfige Team mittlerweile pro Jahr. „Die können sich das nicht alle eingebildet haben“, meint Schindler. Die Ghosthunter glauben, dass Seelen von Verstorbenen überall sind. Davon machten aber nur diejenigen auf sich aufmerksam, die unter den Lebenden noch etwas zu erledigen haben.

Zehn Tage später die Entwarnung: „Da ist nichts in Frau Heusers Wohnung, wovor sie sich fürchten müsste“, sagt Melanie Schindler. Die Ursache für das unwohle Gefühl in der Wohnung sehe sie vor allem schlecht isolierte Elektroleitungen. Die anderen Vorkommnisse seien eher Zufall. Sabine Heuser schläft jetzt wieder in ihrer eigenen Wohnung. „Ich fühle mich wieder absolut wohl“.