Die Hauptrunde der Handball-EM in Köln steuert auf die Zielgerade zu. Zeit für ein Zwischenfazit mit dem Chef der Lanxess-Arena, Stefan Löcher.
Arena-Chef über Handball-EM„Das Team wird vom Kölner Publikum getragen“
Herr Löcher, wie läuft’s?
Stefan Löcher: Wir sind restlos begeistert. Es scheint, als habe jemand eine Dramaturgie für uns geschrieben. Was man hier erlebt, an Fairness, an Stimmung, an Sportlichkeit – sowohl bei den Zuschauern als auch im Feld – das ist schon besonders. Und die deutsche Mannschaft hat sich beim Sieg gegen Ungarn extrem gesteigert, sodass das Halbfinale nur noch einen Sieg gegen Kroatien entfernt ist.
Handball-EM in der Lanxess-Arena: Werbung für die Sportstadt Köln
Man hört, dass Sie sich die Deutschland-Spiele nicht komplett anschauen...
Alles zum Thema Lanxess Arena
- Sechs von neun Heimspielen verloren Heimschwäche hält an – Haie verlieren vor vollen Rängen 2:5 gegen Ingolstadt
- 50.000 Fans in fünf Tagen Die Kölner Haie bleiben ein Zuschauermagnet
- Vorverkauf gestartet Ben Zucker singt 2026 in der Lanxess-Arena
- Casino und Hochhaus waren schon geplant Stadt will Grundstück am Ottoplatz erneut vermarkten
- Kult-Band der 1990er Jamiroquai tritt nach sechs Jahren wieder in Köln auf
- „Elfter im Elften“ in der Arena Räuber-Sänger überrascht im Bärenfell – Kasalla-Gitarrist fällt mit Rückenproblemen aus
- Auszeichnung der Kölschen Funkentöter Lanxess-Arena-Chef Stefan Löcher wird zum Ehrenbrandmeister ernannt
Das stimmt, ich verfolge immer nur ein paar Minuten. Die ganzen 60 Minuten wären zu aufregend für mich. Schließlich hängt da wirtschaftlich einiges dran für uns. Aber schon jetzt ist es ein sehr rundes Paket für uns und für die Stadt ohnehin. Die Hotels sind voll, und Köln kann erneut für sich als Sportstadt werben. Zudem funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Sportamt sowie mit den Handball-Verbänden hervorragend.
Wie ist das Feedback der Spieler?
Überragend. Aus der deutschen Mannschaft ist zu hören gewesen, dass sie die Partie gegen Österreich verloren hätte, wenn nicht diese Unterstützung und Energie von den Rängen gekommen wäre. Und im Spiel gegen die Ungarn ist das Team einmal mehr vom Publikum getragen worden.
2007 wurde Deutschland in der Lanxess-Arena Weltmeister. Was hat sich im Vergleich zu damals verändert bei der Organisation?
Es ist zwar keine WM, aber von der Anzahl der Spiele die größte Europameisterschaft, die jemals gespielt worden ist. Was sich zu 2007 verändert hat, sind die extrem gestiegenen technischen Anforderungen, angefangen von WLAN-Kapazitäten bis hin zur Anzahl der Medienplätze. 2007 haben wir das Ganze noch sehr federführend durchgeführt, weil der Deutsche Handball-Bund noch nicht so professionell wie jetzt aufgestellt war.
Gab es bislang keine Pannen?
Gut, beim Deutschland-Spiel gegen Island gab es beim Abspielen der Hymne ein Problem am Audioplayer des Laptops. Das kann natürlich passieren. Am Samstag ging auf einmal der Brandmelder los, aber bevor die Türen geöffnet wurden. Das waren alles Kleinigkeiten. Nein, bis jetzt ist alles zum Glück sehr gut verlaufen.
Handball-EM in Köln: Notfallplan der Bahn wegen des Streiks der GDL
Wie sehr trifft Sie der Streik der Lokführergewerkschaft GDL, der bis voraussichtlich kommenden Montag dauern wird?
Der kommt natürlich aus unserer Sicht zur Unzeit, da er die An- und Abreise Tausender Fans beeinträchtigen könnte. Die Deutsche Bahn hat als offizieller Mobilitätspartner der EM jedoch einen Notfallplan mit extralangen Zügen eingerichtet, um die Beförderung möglichst vieler Menschen trotz des Streiks umsetzen zu können.
Dennoch werden nur etwa 20 Prozent der üblichen Zugverbindungen zur Verfügung stehen.
Das stimmt. Daher empfehlen wir allen Handballfans alternative Anfahrtswege oder die Nutzung der Notfallzüge. Zudem wird gebeten, mehr Zeit für die Anreise einzuplanen, um die Spiele der Handball-Europameisterschaft nicht zu verpassen. Und: Der KVB-Verkehr ist vom Streik nicht betroffen.
Wie war die Auslastung der Halle bislang, wenn Deutschland nicht spielte?
Sehr gut. Allein beim ersten Spiel am Montag um 14.30 Uhr war die Halle zu 60 bis 70 Prozent gefüllt. Für das Spiel gegen Kroatien gibt es noch ein paar wenige Restkarten, gleiches gilt für das Finale. Für das Halbfinale dagegen sind noch mehr Tickets verfügbar, was jedoch in der Natur der Sache liegt, weil die Paarungen noch nicht feststehen.
Wird sich das Wintermärchen von 2007 wiederholen? Trauen Sie dem deutschen Team den Titel zu?
Ich träume erst einmal von Halbfinale. Wir haben im Gegensatz zu 2007 eine noch sehr junge Truppe. Und Frankreich oder Dänemark - puh, das sind absolute Weltmannschaften. Aber es ist schon jetzt toll zu sehen, dass unsere Mannschaft so eine Entwicklung nimmt - zumal wir uns ja jetzt schon wieder für die Handball-Weltmeisterschaft 2027 bewerben. Es wäre ein Traum, wenn wir erneut den Zuschlag bekämen.