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Hänneschen-Puppenspieler Hans Fey„Es stimmt, ich spreche im Alltag Kölsch“

Lesezeit 5 Minuten

Puppenspieler Hans Fey und „Mählwurms Pitter“, Wirt in Knollendorf

Köln – Hans und Pitter haben sich mehr als drei Jahrzehnte regelmäßig in derselben Kneipe getroffen, aber nie ein Kölsch zusammen getrunken. Sie waren immer einer Meinung, haben jedoch nie miteinander gesprochen. Es gab den Hänneschen-Puppenspieler Hans Fey und „Mählwurms Pitter“, den Wirt in Knollendorf, nur als Duo. Damit ist Schluss: Kölns bekannteste Zwei-Mann-Thekenmannschaft ist Vergangenheit. Fey geht in den Ruhestand. Fast 33 Jahre gehörte der 65-Jährige dem Ensemble des Theaters an.

Das Weihnachtsmärchen „Märry Mählwurm“ war Ihr letztes Stück. Können Sie sich noch an Ihr erstes erinnern?

Ich habe am 1. Juli 1984 beim Hänneschen angefangen und spielte gleich im Stück „Dr. Faustus“ mit. Ich hatte in der Rolle als Kaiser Karl ein paar hochdeutsche Sätze.

Das ist drollig. Sie gelten ja als leidenschaftlicher Verfechter der kölschen Sprache, verständigen sich auch privat op Kölsch. Sprechen Sie überhaupt Hochdeutsch?

Gelegentlich. Aber es stimmt, ich spreche im Alltag Kölsch. Egal, ob ich zum Bäcker, zum Metzger, zum Friseur oder ins Rathaus gehe. Die kölsche Sprache ist ein hohes Kulturgut in dieser Stadt. Um sie zu erhalten, muss man sie sprechen. Dat säht der Pitter och.

Sie haben die Figur „Mählwurms Pitter“ schon kurz nach Ihrem Start im Theater übernommen und sind an seiner Seite geblieben. In Ihrem Abschiedsstück spielte der Pitter eine zentrale Rolle, aber die Figur agiert traditionell eher im Hintergrund. Hat es Sie nie gereizt, eine prominentere Figur wie den Schäl oder den Tünnes zu übernehmen?

Das hat sich nicht ergeben. Als Frauke Kemmerling Intendantin wurde, wäre es vielleicht möglich gewesen. Aber da war ich schon so an den Pitter gewöhnt, da wollte ich auch nicht mehr wechseln.

Sie haben mit Gérard Schmidt, Heribert Malchers und Frauke Kemmerling drei Leute an der Spitze des Theaters erlebt. Alle drei haben dem Hänneschen neue Impulse gegeben. Wie haben Sie diese Einflüsse erlebt?

Damit das hier keine mehrteilige Serie wird, erwähne ich nur kurz den letzten Abschnitt: Mit Frauke Kemmerling ist ab 2012 richtig Schwung ins Theater gekommen. Mit ihrer Arbeit und der ihres Stellvertreters Udo Müller habe ich buchstäblich Luft unter die Flügel bekommen. Das hat mir gut getan. Beispielsweise die Entscheidung, vormittags für Kinder zu spielen, ist großartig. Die zurückliegenden fünf Jahre waren äußerst bereichernd.

Das klingt so, als wären Sie in der Zeit davor nicht ganz so glücklich gewesen.

Ich möchte mit einer Stelle aus dem Matthäusevangelium antworten. Da heißt es in Kapitel 10, Vers 22: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“ Eigenes Nachdenken erlaubt. Aber damit kein falscher Eindruck entsteht: Puppenspieler im Hänneschen-Theater ist ein besonderer Beruf an einem privilegierten Haus. Dessen war ich mir immer bewusst. Ich blicke auf 33 spannende und aufregende Jahre zurück. Über 25 Jahre davon war ich in der Personalvertretung der Stadt Köln im Bereich Kunst und Kultur aktiv. Durch diese Arbeit habe ich festgestellt: Die Welt ist größer als der Eisenmarkt. Die Kölner Kulturlandschaft verfügt über tolle Institutionen mit tollen Theatern und Museen, um nur zwei Säulen zu nennen.

Welchen Beruf hatten Sie vorher?

Ich bin gelernter Konditor, habe im Café Osterspey gelernt und danach im Café Printen Schmitz gearbeitet.

Sie als umtriebigen Menschen zu bezeichnen, grenzt an Untertreibung. Sie lieben besonders den Karneval. Ihr Kollege Udo Müller hat von der Entdeckung einer neuen halbwissenschaftlichen Maßeinheit gesprochen: Ein Fey misst die Entfernung zwischen zwei Veranstaltungssälen. Sind Sie ein Feierbiest?

Hallo? Ich bin jetzt bald Rentner! Doch, ja. Ich bin ein begeisterter Karnevalist. Karneval ist Lebensfreude pur. Sich und anderen Freude zu bereiten, ist das Größte. Seit vielen Jahren bin ich Blauer Funk, davor war ich bei Jan von Werth. Ich war bei 33 Rosenmontagszügen dabei. Der kommende wird vermutlich mein letzter sein.

Wie jetzt? Dann ist Schluss met Fastelovend?

Natürlich nicht. Es warten schon neue Aufgaben auf mich, ist aber noch nicht alles spruchreif. Und ich organisiere und präsentiere weiter meine Lieblings-Sitzungen. Dazu zählen die Seniorensitzungen in meiner Heimatgemeinde St. Anna und im Seniorenhaus Heilige Drei Könige in Ehrenfeld sowie die Krankenhaussitzung in St. Elisabeth in Hohenlind.

Sie engagieren sich stark in sozialen und kirchlichen Projekten, sind seit mehr als 30 Jahren im Arbeitskreis „Mess op Kölsch“ aktiv. Eins müssen Sie erklären. Warum werden Sie „Glocken-Hansi“ genannt?

Ich habe vor etlichen Jahren Geld für zwei Kirchenglocken gesammelt. Da war kaum jemand vor mir sicher. Ich habe jeden, der sich nicht schnell genug versteckt hat, um eine Spende gebeten. Die „Kötterei“ hat sich gelohnt. 2006 wurde die „Drei-Königen-Glocke“ für die Kapelle im Elisabeth-Krankenhaus gestiftet. Die zweite hängt seit 2012 im Glockenturm von St. Anna. Sie ist dem früheren Papst Johannes XXIII. gewidmet. Damals hat eine Spenderin auf den Überweisungsträger geschrieben: „Gut gemacht, Glocken-Hansi.“ Seitdem ist der Name in der Welt.

Sind denn jetzt alle Kirchen versorgt? Oder müssen die Leute in Ihrer Umgebung weiter auf der Hut sein? Plant „Glocken-Hansi“ bereits den nächsten Coup?

Dat weiß ich doch jetz noch nit. Ävver ich künnt jo ens üvverläje.

Wie sehen die Pläne als Ruheständler aus?

Ich biete weiter Stadt- und Krippenführungen an und organisiere Reisen nach Rom. Nicht kommerziell, nur „för Fründe“. Ich habe ein Faible für Reisen, Architektur, Kunstgeschichte und religiöse Kunstwerke. In Köln begeistern mich vor allem die Arbeiten von Ewald Mataré und Hanns Rheindorf. Von Mataré ist etwa der „Taubenbrunnen“ neben der Kreuzblume am Dom. Beispiele für die Goldschmiedekunst von Rheindorf ist der Taufbrunnen in der Kirche St. Maria Königin in Marienburg. Auf eine Aufgabe freue ich mich besonders. Ich bin gefragt worden, ob ich in der Kirche St. Georg am Waidmarkt als Sakristan mithelfen möchte.

Was ist mit einfach mal nichts tun, ausruhen, genießen?

Steht alles auch auf dem Plan. Auf jeden Fall werde ich Konditoreien aufsuchen, die Königinnenpastetchen und Flockensahne auf der Karte haben. Lecker!