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Heino im Interview„Was ich gemacht habe, war legal“

Lesezeit 4 Minuten

Heino im Interview

KölnAm Sonntagabend geben Sie ein Konzert im E-Werk. Welchen Bezug haben Sie zu Köln?

Heino: Mein Vater kam aus Kalk. Meine Mutter aus Düsseldorf. Als ich noch klein war, haben wir in Schlebusch gewohnt. Dann kam der Krieg dazwischen. Als mein Vater 1941 fiel, bin ich mit meiner Mutter und meiner Schwester nach Düsseldorf gezogen.

Was bedeutet Ihnen Heimat?

Heino: Sehr viel. Es bedeutet für mich, mit Freunden einen trinken zu gehen, mit ihnen dieselbe Sprache zu sprechen. Gerade mit Köln fühle ich mich sehr verbunden. Ich habe hier mehr als die Hälfte meines Lebens verbracht, war 25 Jahre bei der Electrola am Maarweg unter Vertrag und kenne die Stadt besser als Düsseldorf.

Seit einiger Zeit leben Sie in Bad Münstereifel, wo Sie auch Ihr Café betrieben haben. Dort ist einiges im Umbruch. Ein Outlet-Center soll in der Innenstadt entstehen. Alte Geschäfte müssen aus ihren Gebäuden raus, weil dort neue einziehen sollen. Wie stehen Sie dazu?

Heino: Ich finde, dass es nicht funktionieren kann. Da fehlen ausreichend viele Parkplätze, und die Investoren wollen nicht damit herausrücken, welche Geschäfte dort einziehen sollen. Solange sie das nicht tun, habe ich meine Zweifel am Erfolg des Centers.

Warum wollten Sie nicht ein Café im Outlet Center eröffnen?

Heino: Ich hätte mein Café in der Innenstadt kaufen müssen. Mit meinen 74 Jahren wollte ich mir aber nicht zusätzliche Arbeit dazukaufen. Jetzt kommen die Gäste zu mir hoch ins Kurhaus und Parkplätze gibt’s bei mir auch.

Musikalische Integration

Mit Ihrem neuen Album sind sie erfolgreich. Warum haben sie sich für Cover-Versionen von den Toten Hosen und Rammstein entschieden?

Heino: Ich bin der Meinung, dass diese Titel die künftige Volksmusik jüngerer Generationen ist. Vor vielen Jahren habe ich Lieder aus der Zeit der Jahrhundertwende wie „Jenseits des Tales“ gesungen, die die Jugendlichen damals als Protestlieder gesungen haben. Jetzt ist es wieder an der Zeit, eine neue musikalische Integration zu versuchen. Dass es solch ein Aufhorchen geben würde, damit habe ich nicht gerechnet.+

Die Toten Hosen hatten kritisiert, dass Album sei ein Erfolg, obwohl Sie „30 Jahre lang das Aushängeschild der deutschen Hässlichkeit“ gewesen seinen. Wie stehen Sie zu diesem Vorwurf?

Heino: Die sollen mal die Karten offenlegen. In den 80ern habe sie mit den Roten Rosen mit Schlagern angefangen. Weil sie damit erfolglos waren, haben sie sich eine blonde Perücke aufgesetzt und die Lippen zum Gesang bewegt. Sie treten ein für Toleranz und Respekt. Das aber vermisse ich bei ihnen. Die sollen wie ich erstmal 50 Millionen Tonträger verkaufen. Das werden sie nicht schaffen. Wer mich nicht mag, muss ja meine CDs nicht kaufen.

1976 haben Sie alle drei Strophen des Deutschlandlieds gesungen. Hatte das etwas mit Ihrem Heimatgefühl zu tun?

Heino: Das war eine Auftragsproduktion des damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Hans Filbinger. Ich sollte sie singen, um sie an Schulen zu lehren. Alle haben damals gemeint, das sei verboten. Aber Bundespräsident Walter Scheel hat mir geschrieben, dass alle drei Strophen Bestandteile des Deutschlandlieds seien. In der Öffentlichkeit durfte man nur die dritte Strophe singen. Darauf haben wir geachtet.

Aber ist die Schule nicht auch eine Art von Öffentlichkeit?

Heino: Nein, wenn das Lied an Schulen gelehrt wird, muss man sagen, dass es drei Strophen gibt.

Hätte es nicht gereicht, den Schülern nur den Text zu zeigen?

Heino: Nee, wenn es gelehrt wird, kann ich nicht mit Halbwahrheiten kommen. Ich habe mich vorher erkundigt. Was ich gemacht habe, war rechtens und legal. Wir haben Filbingers Referenten Gerhard Mayer-Vorfelder 2000 Singles geschickt. Als die SPD uns deshalb einen Riesenärger bereitet hat, habe ich ihn gebeten, sie zurückzuschicken. Konnte er aber nicht. Er hat uns wissen lassen, dass er noch mindestens 200.000 Singles brauchte. Was ich damals gemacht habe, ist mir natürlich später negativ ausgelegt worden. Viele Gruppen nach mir haben die dritte Strophe aufgenommen. Ich habe sie später auch für die Öffentlichkeit gesungen.

Würden Sie es noch einmal machen?

Heino: Die dritte Strophe würde ich noch mal in der Öffentlichkeit singen.

Alle drei auch?

Heino: Nein, die sind ja nicht mehr Bestandteile der Nationalhymne.

Ein heikles Thema ist ja auch, dass Sie 1983 und 1986 Konzerte in Südafrika gegeben haben. In einer Zeit, als dort noch die Apartheit herrschte…

Heino: Udo Jürgens und Freddy Quinn waren vor mir da. Warum sollte ich nicht auch hingehen?

Weil man mit seinen Auftritten dort demonstrieren könnte, dass man ein rassistisches System gutheißt?

Heino: Ich würde aber gern wissen, warum ich das nicht darf? Beim Jürgens akzeptiert man es, beim Quinn auch. Ich habe nur gesungen. Wenn die berühmt sind, kann ich es doch auch machen. Akzeptiert man es nicht, nur weil ich Volksmusik singe?

Wer sollte Sie covern?

Heino: Die Toten Hosen. Aber das haben sie schon gemacht.

Das Gespräch führte Nadin Hüdaverdi