Das Segensbüro "Hätzjeföhl" der evangelischen Kirche Köln ermöglicht Paaren die spontane Segnung oder kirchliche Trauung – auch zu Karnevalsbeginn.
Heirat mit „Hätzjeföhl“In Köln werden am 11.11. Nonne und Bischof getraut
„Anmeldung zum Heiraten am 11.11.“, so steht es auf der Website des Segensbüros „Hätzjeföhl“ der evangelischen Kirche in Köln. Auf der Seite tragen Interessierte Namen und E-Mail ein – und schon können sie mit zum Sessionsstart heiraten.
Die Pfarrer des Segensbüros trauen seit Anfang des Jahres Paare entweder kirchlich, wenn sie bereits standesamtlich verheiratet sind und mindestens eine Person Mitglied der Kirche ist – oder sie segnen die Beziehung einfach so, wofür keine Mitgliedschaft in einer Kirche nötig ist. Was als Nebentätigkeit zur Gemeindepfarrerarbeit begann, wird jetzt mithilfe der Kirchensteuer finanziert: Für fünf Jahre will die evangelische Kirche Köln das Projekt erproben und hat dafür fünf Halbzeit-Stellen geschaffen. Nur zwei davon sind Pfarrstellen, denn das Segensbüro soll laut Pfarrer Sebastian Baer-Henney bewusst „nicht konventionell kirchlich“ aufgestellt sein. So sind auch eine Designerin und ein Angestellter aus dem Eventmanagement mit im Team.
Der 11.11. ist standesamtlich schnell ausgebucht
Menschen an Karneval zu verheiraten oder zu segnen ist eines der besonderen Angebote des Segensbüros. „Viele haben das Bedürfnis, an denkwürdigen Tagen zu heiraten“, sagt Baer Henney. „Aber der 11.11. ist standesamtlich immer schnell ausgebucht.“
Mit dem Segensbüro geht heiraten spontan. Kirsten Thoridt, 55, und Walter Öl, 60, haben vor eineinhalb Wochen entschieden, sich zu Karnevalsbeginn segnen zu lassen. Als Karnevalsjecke ist der 11.11. für die beiden ein besonderer Tag, das merkt man schon an ihren Kostümen: Das Paar ist als Nonne und Bischof verkleidet in die Orangerie im Volksgarten gekommen, wo die Karneval-Segnungen stattfinden.
Gäste gibt es keine
Zuerst tragen die beiden ihre persönlichen Daten in ein Anmeldeformular ein. Damit erstellt Katrin Höfer, die Designerin des Segensbüros, eine Urkunde für das Paar, während Nonne und Bischof von Pfarrer Baer-Henney im Rahmen einer Rede gesegnet werden. Dann gibt es Live-Musik von einem Akkordeonspieler, ein Hochzeits-Polaroidbild und Krapfen. Denn nicht umsonst lautet das Motto der Aktion „Krapfen, Kölsch & Ja, ich will!“
Den besonderen Moment der Segnung wollen Thoridt und Öl ganz für sich alleine haben, deshalb haben sie keine Gäste eingeladen. „Unsere Bekannten sind auch keine Karnevalsjecken, die würden sich heute gar nicht nach Köln trauen“, sagt Thoridt und lacht.
Schutz für homosexuelle Paare
Laut Alexander El-Salib, dem Organisator des Segensbüros, wollen die meisten, die sich für sein Team entscheiden, nur zu zweit heiraten. Die Intimität biete auch Schutz: zum Beispiel für Paare, die ihre Trauung oder Segnung nicht öffentlich machen möchten.
An diesem Montag ist spontan ein homosexuelles Paar für die Segnung in den Volksgarten gekommen. Sie wollen anonym bleiben, in der Familie haben sich die beiden bisher nur vor ihren Geschwistern geoutet. „Viele homosexuelle Paare sind überrascht, dass wir keinen Unterschied machen bei der sexuellen Orientierung“, sagt Pfarrer Baer-Henney. „Mit solchen Bildern, die ja leider mancherorts sehr realistisch sind, wollen wir brechen.“
Seine Dienste bietet das Segensbüro aber nicht nur Paaren an: Auch Freunde können sich segnen lassen, Einzelpersonen, die in eine neue Stadt gezogen sind oder solche, die geliebte Menschen verloren haben. Im Mittelpunkt, sagt Baer-Henney, stünden immer die individuellen Bedürfnisse von all jenen, die sich etwas anderes als den klassisch kirchlichen Segen wünschten, etwas, das vielleicht nahbarer sei – eben etwas mit „Hätzjeföhl“.