Geschäftsführer von Taxi 17„Uber ist für das Taxigewerbe die größte Bedrohung“

Alexander Tritschkow, Geschäftsführer von Taxi 17
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Köln – Taxi 17 ist jetzt bald ein Jahr im Geschäft, angetreten als Konkurrenz zum Taxi-Ruf. Aber die Machtverhältnisse sind eindeutig, oder?
Natürlich. Der Taxi-Ruf wird der Platzhirsch bleiben. Die haben 1200 Fahrzeuge. Das Mengengeschäft wird dort abgewickelt. Es war aber auch gar nicht unser Anspruch, den Quasi-Monopolisten anzugreifen. Wir sind mit dem Verlauf des ersten Jahres zufrieden. Wir haben mit 36 Taxen angefangen, sind jetzt bei 55. Unsere Vermittlungszahlen steigen stetig, jeden Monat um zehn Prozent.
150 Taxen war Ihre eigene Vorgabe. Wann werden Sie das Ziel erreichen?
Das wird noch dauern. Wir müssen ja auf beiden Seiten gleichmäßig wachsen. Taxi 17 will dem Kunden ein vernünftiges Produkt mit gutem Service anbieten. Für die Unternehmen wollten wir erreichen, dass sie in der Lage sind, ihren Fahrern den Mindestlohn zu bezahlen. Dazu braucht man einen Mindestumsatz von 25 Euro pro Stunde. Der ist mit den Vermittlungen beim Taxi-Ruf nicht zu erzielen.
Und bei Taxi 17?
Es ist uns gelungen, die Auslastung unserer Fahrzeuge zu erhöhen. Von unseren 55 Autos sind 40 ständig unterwegs. Wir vermitteln pro Wagen zehn Aufträge am Tag. Der Taxi-Ruf kommt nur auf die Hälfte. Um die hohe Vermittlungsquote nicht zu gefährden, können wir nicht beliebig Unternehmen aufnehmen. Das muss mit der Anzahl der Kunden korrespondieren. Wir haben noch Luft nach oben.
Gibt es Anfragen?
Immer mal wieder wollen Kollegen vom Taxi-Ruf zu uns wechseln. Aber wir haben natürlich auch Unternehmen bei uns, bei denen ein Teil der Fahrzeuge noch über den Taxi-Ruf vermittelt wird. Unsere 55 Fahrzeuge verteilen sich auf 20 Unternehmen. Die haben aber noch mal 55 Autos und würden damit gern zu uns kommen. Das Wachstum ist auch aus eigener Kraft möglich.
Schreibt Taxi 17 schwarze Zahlen?
Noch nicht. Aber das Ziel werden wir im kommenden Jahr nach Karneval erreichen. Dazu brauchen wir 75 Fahrzeuge.
Der Taxi-Ruf hat kräftig investiert, zum Beispiel in eine eigene Taxi-App und die Digitalisierung. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Für uns stellt sich die Frage: Was bringt das? Bei einer kleinen Flotte wie der unsrigen ist es wichtig, dass ich immer weiß, wo meine Fahrzeuge gerade sind, um sie gezielt einsetzen zu können. Das brauche ich bei 1200 Fahrzeugen, von denen die Hälfte immer rumsteht, natürlich nicht. Wir kooperieren mit „My Taxi“. Diese App gehört zum Daimler-Konzern.
Ist schon jemand abgesprungen?
Ja. Einzel-Unternehmer, die ein Fahrzeug haben, das nicht 24 Stunden unterwegs ist. Für solche Unternehmer sind wir uninteressant.
Wie entwickelt die Branche?
Der Markt ist stark in Bewegung. Es gibt eine Deregulierungskommission, das Personenbeförderungsgesetz ist relativ alt und nicht mehr aktuell. Da sind Änderungen möglich. Möglicherweise hat Uber derart viel Einfluss, dass das Gesetz reformiert wird und sie auf einmal am Start sind. Momentan bieten sie Mietwagen-Konzessionären an, die Fahrzeuge mitzufinanzieren. Das ist alles geeignet, dem Taxigewerbe Marktanteile wegzunehmen. Uber ist für das Gewerbe die größte Bedrohung.
Die Gründung von Taxi 17 war also kein Fehler?
Auf keinen Fall. Es gibt in Köln einfach zu viele Taxen, ein Überangebot von 30 Prozent. Das hat ein Gutachten, das im Auftrag von der Stadt Köln erstellt wurde, vor vier Jahren ergeben. Jetzt ist ein neues in Arbeit, dessen Ergebnisse wir noch nicht kennen. Sie werden sicher nicht besser ausfallen.
Muss eine Stadt den Taxi-Markt über die Vergabe von Konzessionen denn wirklich regulieren?
Es gibt auch andere Modelle wie in Hamburg. Die Genehmigungsbehörde nimmt dort nur die Bilanzen der Unternehmen unter die Lupe, wenn es darum geht, die Konzessionen zu verlängern. Wer keine plausiblen Zahlen vorlegt, fliegt raus.
Das hat in Hamburg dazu geführt, dass 1000 Taxen vom Markt verschwunden sind. Wer in Köln eine Konzession erwirbt, steigt in ein Gewerbe ein, in dem es sowieso zu viele Anbieter gibt. Das ist schwierig. Insofern ist Taxi 17 der Versuch, den Folgen einer möglichen Deregulierung oder anderen Dingen, die da kommen, vorzubeugen. Sollte Köln die Konzessionen eines Tages freigeben, werden wir vielleicht auf einmal 500 Autos mehr auf der Straße haben. Die werden alle zum Taxi-Ruf gehen, weil er die als Quasi-Monopolist nehmen muss. Wir können sagen: Halt, wir haben genug.
Das Gespräch führte Peter Berger