Im Temporausch durch die Sackgasse
Weidenpesch/Longerich – Nur fünf Minuten dauert es bei der Ortsbesichtigung des Reporters, bis der erste Autofahrer auf der Etzelstraße entgegen der Einbahnstraße nach Longerich durchfährt.
In flottem Tempo kommt der Kastenwagen angefahren, der Fahrer vergewissert sich an der Einmündung Auf dem Ginsterberg kurz, dass die Bahn frei ist, und fährt unbeirrt weiter. Zehn Minuten später wäre es fast erneut passiert: Ein weißes BMW-Cabrio aus dem Hochtaunuskreis braust heran, wendet dann jedoch im letzten Moment schwungvoll an der Einmündung – offenbar hatte der Fahrer den Beobachter bemerkt, der auf dem Grünstreifen sitzt, und war sich unsicher, ob es sich nicht vielleicht um eine verdeckte Kontrolle handelt.
Wenige Minuten später dreht sich der nächste Pkw an der gleichen Stelle, und fährt zurück in Richtung Weidenpesch. Auch ein Lastwagen mit polnischem Kennzeichen fährt sich während des Ortstermins vor der Einbahnstraßen-Sperrung fest; der Fahrer fragt einen Passanten um Rat, wie er nach Longerich weiter kommt, woraufhin dieser ihm gestenreich den Weg aufzeigt. Währenddessen wird auf der Etzelstraße durchweg schnell gefahren: Die allermeisten Pkw, die aus Longerich in Richtung Süden fahren, haben mindestens 50, eher noch 60 Stundenkilometer drauf, statt der hier erlaubten 30. Dass sich hier jemand an die Höchstgeschwindigkeit hält, ist der absolute Ausnahmefall.
Bereits seit mehr als einem Jahr ist die Etzelstraße, die Longerich und Weidenpesch verbindet, auf den 300 Metern zwischen dem neuen Kreisel Longericher Straße/Ossietzkystraße und Auf dem Ginsterberg eine Einbahnstraße. Auf dem restlichen Kilometer bis zur Bahndamm-Unterführung in Richtung Bilderstöckchen gilt seit April eine Fahrradstraße. Motorisierte Verkehrsteilnehmer dürfen sie zwar weiterhin nutzen, haben sich jedoch dem Radverkehr anzupassen und müssen ihr Tempo drosseln. Mehrere große Schilder in beiden Fahrtrichtungen fassen die wichtigsten Regeln zusammen: Maximal Tempo 30, genügend Abstand beim Überholen von Rädern, Nebeneinander-Radeln ist erlaubt. Ein wichtiger Grund für die Einrichtung der Fahrradstraße ist die Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule, die seit Herbst 2019 ihr neues Gebäude bezogen hat, direkt am nördlichen Ende der Etzelstraße. Viele Schüler aus Nippes, Mauenheim oder Bilderstöckchen nutzen die Fahrradstraße für ihren Weg.
Ein Bürger, der über die Etzelstraße jeden Tag zur Arbeit radelt, hatte Alarm geschlagen: Für Radler sei die Situation bedenklich, schrieb er in seiner E-Mail an Redaktion, Politik und Polizei. „Hier fährt keiner 30 km/h, sondern hier wird durchgängig 50 bis 80 gefahren. Nur wenige Autofahrer halten sich ans Tempolimit einer Fahrradstraße“, kritisierte er. „Das ist gefährlich für die Schüler, die diesen Weg zur Gesamtschule fahren.“ Auch zahlreiche Autos würden ab der Einmündung Auf dem Ginsterberg gegen die Einbahnstraße nach Longerich fahren, „besonders am Wochenende“, wie er meinte. Er regte an, am Beginn der Etzelstraße deutlicher auf die Einbahnstraße hinzuweisen, Blitzer aufzustellen und Polizeikontrollen durchzuführen.
Der Nippeser Bezirksbürgermeister Bernd Schößler bestätigt die Schilderungen ebenfalls. „Hinsichtlich der Etzelstraße gibt es mittlerweile mehrere ähnliche Beobachtungen und Beschwerden, die ich im Übrigen aus eigener Anschauung nur bestätigen kann“, so der Bezirkschef. Er habe bereits das Ordnungsamt gebeten, mit Tempomessungen tätig zu werden. Auch wäre es hilfreich, am Anfang des Fahrradstraßen-Teilstücks deutlicher auf die fehlende Durchfahrtsmöglichkeit nach Longerich hinzuweisen – offenbar sei etlichen ortsunkundigen Autofahrern der Einbahnstraßen-Abschnitt noch nicht bekannt. Ein solches Schild gibt es zwar am südlichen Ende der Fahrradstraße, es ist aber recht unauffällig.
„Wir haben eine Bürgereingabe von Januar dieses Jahres über Verstöße gegen die Einbahnstraßen-Regelung“, heißt es von der Pressestelle der Polizei Köln auf Anfrage dieser Zeitung. „Die zuständige Polizei-Dienststelle hält den Bereich im Blick; aufgrund der neuen Fahrradstraße wollen wir die Situation noch einmal prüfen“, sichert man zu. Ansonsten sei jedoch die Lage an der Etzelstraße völlig unauffällig, zumindest was Verkehrsunfälle betreffe.
Seit mehr als einem Jahr gelten auf der Etzelstraße eigentlich die Regeln einer Fahrradstraße
Nur fünf Minuten dauert es bei der Ortsbesichtigung des Reporters, bis der erste Autofahrer auf der Etzelstraße entgegen der Einbahnstraße nach Longerich durchfährt.
In flottem Tempo kommt der Kastenwagen angefahren, der Fahrer vergewissert sich an der Einmündung Auf dem Ginsterberg kurz, dass die Bahn frei ist, und fährt unbeirrt weiter. Zehn Minuten später wäre es fast erneut passiert: Ein weißes BMW-Cabrio aus dem Hochtaunuskreis braust heran, wendet dann jedoch im letzten Moment schwungvoll an der Einmündung – offenbar hatte der Fahrer den Beobachter bemerkt, der auf dem Grünstreifen sitzt, und war sich unsicher, ob es sich nicht vielleicht um eine verdeckte Kontrolle handelt.
Wenige Minuten später dreht sich der nächste Pkw an der gleichen Stelle, und fährt zurück in Richtung Weidenpesch. Auch ein Lastwagen mit polnischem Kennzeichen fährt sich während des Ortstermins vor der Einbahnstraßen-Sperrung fest; der Fahrer fragt einen Passanten um Rat, wie er nach Longerich weiter kommt, woraufhin dieser ihm gestenreich den Weg aufzeigt. Währenddessen wird auf der Etzelstraße durchweg schnell gefahren: Die allermeisten Pkw, die aus Longerich in Richtung Süden fahren, haben mindestens 50, eher noch 60 Stundenkilometer drauf, statt der hier erlaubten 30. Dass sich hier jemand an die Höchstgeschwindigkeit hält, ist der absolute Ausnahmefall.
Bereits seit mehr als einem Jahr ist die Etzelstraße, die Longerich und Weidenpesch verbindet, auf den 300 Metern zwischen dem neuen Kreisel Longericher Straße/Ossietzkystraße und Auf dem Ginsterberg eine Einbahnstraße. Auf dem restlichen Kilometer bis zur Bahndamm-Unterführung in Richtung Bilderstöckchen gilt seit April eine Fahrradstraße. Motorisierte Verkehrsteilnehmer dürfen sie zwar weiterhin nutzen, haben sich jedoch dem Radverkehr anzupassen und müssen ihr Tempo drosseln. Mehrere große Schilder in beiden Fahrtrichtungen fassen die wichtigsten Regeln zusammen: Maximal Tempo 30, genügend Abstand beim Überholen von Rädern, Nebeneinander-Radeln ist erlaubt. Ein wichtiger Grund für die Einrichtung der Fahrradstraße ist die Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule, die seit Herbst 2019 ihr neues Gebäude bezogen hat, direkt am nördlichen Ende der Etzelstraße. Viele Schüler aus Nippes, Mauenheim oder Bilderstöckchen nutzen die Fahrradstraße für ihren Weg.
Ein Bürger, der über die Etzelstraße jeden Tag zur Arbeit radelt, hatte Alarm geschlagen: Für Radler sei die Situation bedenklich, schrieb er in seiner E-Mail an Redaktion, Politik und Polizei. „Hier fährt keiner 30 km/h, sondern hier wird durchgängig 50 bis 80 gefahren. Nur wenige Autofahrer halten sich ans Tempolimit einer Fahrradstraße“, kritisierte er. „Das ist gefährlich für die Schüler, die diesen Weg zur Gesamtschule fahren.“ Auch zahlreiche Autos würden ab der Einmündung Auf dem Ginsterberg gegen die Einbahnstraße nach Longerich fahren, „besonders am Wochenende“, wie er meinte. Er regte an, am Beginn der Etzelstraße deutlicher auf die Einbahnstraße hinzuweisen, Blitzer aufzustellen und Polizeikontrollen durchzuführen.
Der Nippeser Bezirksbürgermeister Bernd Schößler bestätigt die Schilderungen ebenfalls. „Hinsichtlich der Etzelstraße gibt es mittlerweile mehrere ähnliche Beobachtungen und Beschwerden, die ich im Übrigen aus eigener Anschauung nur bestätigen kann“, so der Bezirkschef. Er habe bereits das Ordnungsamt gebeten, mit Tempomessungen tätig zu werden. Auch wäre es hilfreich, am Anfang des Fahrradstraßen-Teilstücks deutlicher auf die fehlende Durchfahrtsmöglichkeit nach Longerich hinzuweisen – offenbar sei etlichen ortsunkundigen Autofahrern der Einbahnstraßen-Abschnitt noch nicht bekannt. Ein solches Schild gibt es zwar am südlichen Ende der Fahrradstraße, es ist aber recht unauffällig.
„Wir haben eine Bürgereingabe von Januar dieses Jahres über Verstöße gegen die Einbahnstraßen-Regelung“, heißt es von der Pressestelle der Polizei Köln auf Anfrage dieser Zeitung. „Die zuständige Polizei-Dienststelle hält den Bereich im Blick; aufgrund der neuen Fahrradstraße wollen wir die Situation noch einmal prüfen“, sichert man zu. Ansonsten sei jedoch die Lage an der Etzelstraße völlig unauffällig, zumindest was Verkehrsunfälle betreffe.
Bernd Schößler,
Bezirksbürgermeister