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Impfreste per SMS vermittelnNRW setzt auf Wartelisten statt Kölner „Impfbrücke“-Idee

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Impfung

Impfstoff schnell an Impfwillige bringen? Duisburg setzt das Kölner Programm „Impfbrücke“ bereits ein.

Düsseldorf – Das Pilotprojekt im Impfzentrum Duisburg, bei dem Termine zur Vermittlung übrig gebliebener Impfdosen spontan über ein SMS-System verschickt werden, hat auch andernorts Interesse geweckt. „Es haben sich mehrere Impfzentren gemeldet, die sich einen Einsatz grundsätzlich vorstellen können“, sagte Manuel Hüttel, der die Anwendung mit dem Namen „Impfbrücke“ federführend entwickelt hat. Eines davon liege in NRW.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte am Wochenende exklusiv über das vom Kölner Start-up "LITlabs" aufgesetzte Programm berichtet. Danach habe es einen regelrechten Medienansturm gegeben, sagte Hüttel. Bei der „Impfbrücke“ müssen im Falle von übrig gebliebenen Dosen nicht wie in den meisten anderen Zentren händisch Listen abtelefoniert werden. Die Software wählt über eine Datenbank per Zufallsprinzip Nachrücker aus der entsprechenden Priorisierungsgruppe aus und lädt diese via SMS zu einem spontanen Impftermin noch am selben Tag ein. Die Stadt Duisburg hat mit dem System nach eigenen Angaben gute Erfahrungen gemacht.

Aus Sicht des Landes besteht „kein Handlungsbedarf“

Die NRW-Landesregierung sieht derzeit allerdings keinen Anlass, bei der Vermittlung von übrig gebliebenen Impfdosen den Impfzentren eine zentrale digitale Plattform zur Verfügung zu stellen. Es gebe bislang keine Probleme bei der Nachbesetzung, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Kommunen hätten zumeist Warte- und Reservelisten mit Kontaktdaten von Nachrückern angelegt. „Insofern besteht aus Sicht des Landes aktuell kein Handlungsbedarf, eine landesweite Regelung vorzugeben.“

Kassenärztliche Vereinigung will SMS-Dienste prüfen

Auch die Stadt Köln gibt sich zurückhaltend. Es gebe keine Überlegungen, auf eine digitale Lösung umzusteigen. Das Impfzentrum in den Messehallen arbeitet ebenfalls mit Nachrückerlisten, potenzielle Impflinge werden telefonisch kontaktiert.

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Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, die unter anderem auch in Köln für die Vergabe von Impfterminen an die über 80-Jährigen verantwortlich ist, hält Apps oder SMS-Dienste grundsätzlich für eine gute Ergänzung. Allerdings dürften diese nicht die medizinisch begründete Impfreihenfolge „aushebeln“, sagte ein Sprecher. Ob die KV ein solches System zum Einsatz bringen will, werde derzeit „intern bewertet“.

KV appeliert an Ärzte, sich mit Astrazeneca impfen zu lassen

Unterdessen hat die KV Nordrhein niedergelassene Ärzte in Köln angeschrieben, um sie auf das Angebot hinzuweisen, sich und die Praxisteams mit dem Serum Astrazeneca impfen zu lassen. In dem zweiseitigen Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt, kritisiert die KV mit deutlichen Worten die Diskussion um die Bedenken gegen das Vakzin und appelliert an die Ärzte, den Impfstoff anzunehmen. Eine Ablehnung „gefährdet nicht nur die eigene Gesundheit, sondern durch Verzögerung der Gruppenimmunität das Leben und die Gesundheit aller“, heißt es in dem Papier. Offenbar gibt es auch in der Ärzteschaft Vorbehalte gegen den schwedisch-britischen Impfstoff. Er bitte darum, schreibt der Autor, von „(Wunsch)bescheinigungen zum Ausschluss von AstraZeneca abzusehen, was leider mehrfach vorgekommen ist“.