Er hat die Schule abgebrochen, um Musik zu machen. Und das scheint sogar zu funktionieren. Oskar Haag hat in Köln sein erstes Konzert gespielt.
„Mache Musik nur für mich“18-jährige Indie-Pop-Hoffnung Oskar Haag spielt erstes Konzert in Köln
Mit deutscher Musik, sagt Oskar Haag, könne man im deutschsprachigem Raum gerade schnell erfolgreich werden. „Deutsche Musik boomt total, das war vor zehn Jahren anders“, sagt er. Er selbst will aber lieber auf Englisch singen. Warum? „Mein Ziel ist es, über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt zu werden. Das schaffen mit deutscher Musik nur ganz wenige.“
Der 18-jährige Österreicher, dünner Schnäuzer, blonde Locken, Schlaghose, hat viel vor. Und er hat auch schon erstaunlich viel vorzuweisen. Ein Auftritt beim Wiener Popfest machte ihn, damals 15 Jahre alt, in Österreich rasant bekannt. Seitdem wird als Nachwuchshoffnung des österreichischen Pop bezeichnet, zuweilen auch als Wunderkind.
Es folgte mit „Stargazing“ ein erster Hit und mit „Teenage Lullabies“ gleich ein ganzes Album, auf dem er, untermalt mit Klavier oder Gitarre, die ganze Bandbreite seiner ruhigen, klaren und manchmal kratzigen Stimme und die Wirrungen seines Teenagerlebens ausbreitet; von Liebe bis Schulabbruch. Am Donnerstag folgte sein erstes Konzert in Köln.
Oskar Haag: „Meine Musik funktioniert genauso gut vor 20 Leuten“
In Wien hat er im vergangenen Jahr vor 400 Zuschauern sein bislang größtes Konzert gespielt. „Das Gute an meiner Musik ist, dass sie live vor 20 Leuten genauso gut funktioniert wie vor ein paar Hundert“, sagt er. Und tatsächlich: In der ausverkauften „Wohngemeinschaft“ schaffte es Haag spielend leicht, die Blicke der 65 Zuschauer anderthalb Stunden lang an sich zu binden. „Ich versuche, nichts zu sein, was ich nicht bin. Ich mache Musik einfach nur für mich. Auf einem Konzert schauen mir Leute dabei zu, wie ich für mich selber spiele“, sagt er.
Mit Routine, immerhin hat Haag drei Jahre Erfahrung im Wunderkinddasein, streut Haag in der „Wohngemeinschaft“ Anekdoten ein. Vom Songschreiben in der zehnten Etage eines Klagenfurter Hochhauses, mit Blick auf den Wörtersee. Von seinem Schulabbruch, für den er sich entschieden hat, um sich auf seine Karriere zu stürzen. Und Haag spielt auch einige unveröffentlichte Songs, darunter eine mitreißende Ballade über das Gemälde „Der Kuss“ von Gustav Klimt.
Oskar Haag spielte mit Martin Reinke Shakespeare-Stück am Burgtheater
Sollte es mit der großen Karriere doch nichts werden, sei das „scheißegal“, sagt Haag. „Mein Hauptziel ist, dass ich mein Leben kunstschaffend durchschreiten kann.“ Von dem, was er liebt, will Haag leben können. Ein eigenes Label hat er trotz mehrerer Angebote gemeinsam mit seinem Vater gegründet, beherrscht die Spielarten des Indie-Pop sicher: schnell und langsam, Klavier und Gitarre, ausgelassen und emotional-verspielt.
Seine zweite Leidenschaft ist das Schauspiel. Im Wiener Burgtheater spielte Haag in der vergangenen Spielzeit in einer queeren Adaption des Shakespeare-Stücks „Wie es euch gefällt“ und begleitete Martin Reinke (jahrzehntelang festes Mitglied des Kölner Schauspiel-Ensembles), der einen Herzog verkörperte, musikalisch in die Verbannung. Sein schauspielerisches Talent stellt er auch in Köln zur Schau, als er seine Zugabe mit einer filigranen Tanzeinlage schmückt. „Bei der Musik kann ich mich leichter verlieren als im Theater. Es sind zwei ganz andere Dinge. Aber ich liebe beides.“