Die Bilz-Stiftung würdigt jährlich eine gemeinnützige Initiative, die sich der Völkerverständigung widmet. Dieses Jahr ist die Integrationsagentur des Begegnungszentrums Porz der Synagogen-Gemeinde Köln mit dem Preis ausgezeichnet worden.
IntegrationSynagogen-Gemeinde Köln-Porz ausgezeichnet
Die Integrationsagentur des Begegnungszentrums Porz der Synagogen-Gemeinde Köln ist im NS-Dokumentationszentrum mit dem Bilz-Preis ausgezeichnet worden. Seit 1998 würdigt die Bilz-Stiftung jährlich eine gemeinnützige Initiative, die sich der Völkerverständigung widmet, sich für politisch, rassistisch oder religiös Verfolgte oder gegen die Diskriminierung von Minderheiten einsetzt.
Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. 2004 gegründet, ist das Porzer Begegnungszentrum seit 2005 als interkulturelles Zentrum der Stadt Köln anerkannt. 2009 wurde nach seinem Vorbild in Chorweiler ein weiteres Begegnungszentrum der Synagogen-Gemeinde geschaffen. Zweck der Integrationsagentur ist es, die Eingliederungschancen zugewanderter Menschen zu verbessern und ihnen die Teilhabe am sozialen, kulturellen und politischen Leben zu ermöglichen. Lange Zeit waren dies überwiegend jüdische Migranten und Migrantinnen aus der ehemaligen Sowjetunion, die als sogenannte Kontingentflüchtlinge nach Deutschland gekommen waren.
Interkulturelles Zentrum Kölns seit 2005
Zu den vielfältigen Aktivitäten zählen die sozialraumorientierte Arbeit, darunter Konfliktmanagement, Mediation, Seniorenarbeit und Frauenkurse, sowie die Qualifizierung von ehrenamtlichen Kräften. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Antidiskriminierungsarbeit, um Antisemitismus vorzubeugen. Die Laudatio hielt Aron Schuster, Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Die Integrationsagentur schaffe einen „sozialen Empfangsraum“ für Menschen, die nicht selten einer „Mehrfachdiskriminierung“ ausgesetzt seien: als Juden, Migranten und wegen ihrer sozialen Lage.
Viele ältere Zuwanderer kämen trotz akademischer Abschlüsse „am Boden der sozialen Hierarchie“ an und seien als Rentner auf staatliche Unterstützung angewiesen. Nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs erfülle das Zentrum mit voller Kraft die Aufgabe, Schutzsuchende aus der Ukraine zu betreuen. Nicht minder wichtig sei das Engagement gegen Antisemitismus, zumal in Krisenzeiten, in denen der Glaube an „Verschwörungserzählungen“ zunehme. Das Begegnungszentrum sei „aus Köln nicht mehr wegzudenken“.
Kölner Begenungsort für Menschen mit „Mehrfachdiskriminierung“
Zu den Gästen, die Henning Borggräfe, Direktor des NS-Dokumentationszentrums, begrüßte, gehörten Abraham Lehrer und Michael Rado vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde. Natalia Töpfer, Geschäftsführerin des Begegnungszentrums Porz, dankte für die Anerkennung des Engagements. Der Preis stärke die Motivation für die künftige Arbeit. Historiker Fritz Bilz, der die Stiftung zusammen mit seiner Frau ins Leben gerufen hat, erinnerte in seiner Rede am Beispiel von Medizin und Gesellschaftsgeschichte daran, wie sehr Jüdinnen und Juden durch die Jahrhunderte hindurch das deutsche Gemeinwesen beeinflusst haben und „wir alle von deren Erkenntnissen, Erfindungen und Forschungsergebnissen profitieren“.