Streitbare KunstBekannte Kölner Skulpturen im öffentlichen Raum
- Für die Präsentation im Internetportal „NRW-Skulptur“ zur Kunst im öffentlichen Raum in Nordrhein-Westfalen hat die Stadt Köln 31 Beispiele ausgesucht.
- Für die Selbstdarstellung der Stadt wurden nicht nur sattsam bekannte Werke ausgesucht, sondern auch solche, über die sich gut streiten lässt.
Köln – Köln ist reich an Kunst – nicht nur in seinen Museen, sondern auch im öffentlichen Raum.
Auf Straßen und Plätzen vor allem der Innenstadt sind rund 1000 Skulpturen, Brunnen, Reliefs und andere Kunstwerke zu finden. Für die Präsentation im Internetportal „NRW-Skulptur“ zur Kunst im öffentlichen Raum in Nordrhein-Westfalen hat die Stadt 31 Beispiele ausgesucht.
Die Auswahl für das Internet traf der Kunstbeirat der Stadt, und sie birgt einige Überraschungen. Denn das Beratergremium aus Künstlern und Wissenschaftlern hat für die Selbstdarstellung der Stadt nicht nur sattsam bekannte Werke ausgesucht, sondern auch solche, über die sich gut streiten lässt.
Alles gemäß der Anforderung, die Kunstwerke sollten „Gelegenheit bieten, sich mit künstlerischen Positionen auseinanderzusetzen“ und „neue Perspektiven auf ihren Standort, seine Architektur, seine Funktion und seine Geschichte eröffnen“. So der Anspruch von „NRW-Skulptur“. Wir stellen einige der Werke vor.
Klassiker und Erinnerungsstücke
Die Klassiker
Der Kallendresser vom Alter Markt von Ewald Mataré und der Düxer Bock von Gerhard Marcks (Lorenzstraße) sind populäre Kölner Figuren.
Damit hört es dann aber auch schon fast auf mit der Volkstümlichkeit – kein bronzener Gardist, kein Volksschauspieler und kein Oberbürgermeister hat es auf die Liste geschafft. Immerhin aber die Figur des Albertus Magnus vor der Universität (gleichfalls von Marcks) und der Taubenbrunnen am Dom (Mataré), beides Klassiker der 50er und 60er Jahre.
Bekannt sind auch jüngere Werke wie die Himmels-Stele von Heinz Mack auf dem Roncalli-Platz (1984), der Rheingarten-Brunnen von Eduardo Paolozzi oder das Environment „Ma’alot“ von Dani Karavan, das den gesamten Heinrich-Böll-Platz umfasst. Nach Jahren des Verfalls und unsachgemäßer Restaurierungsversuche ist es gerade wieder hergestellt.
Kunst der Erinnerung
Überall im Stadtbild präsent sind die „Stolpersteine“ von Gunter Demnig, die an die Judenverfolgung unter den Nazis erinnern. Ihre Allgegenwart wirft ein Schlaglicht auf die furchtbare Gründlichkeit, mit der in Köln die Verschleppung und Ermordung der Juden betrieben wurde.
Demnigs Werk ist ein Beitrag zur Erinnerungskultur und gleichzeitig politischer Kommentar wie auch Ruedi Baurs „Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz“ am Appellhofplatz, das auch die Deserteure einbezieht.
Die „grauen Busse“ von Horst Hoheisel vor dem Haus des Landschaftsverbandes Rheinland erinnern an die Opfer der NS-Psychiatrie.
Kunst im Straßenverkehr
Opfer der Schmiererei
Als Kunstwerk häufig verkannt und deshalb beschmiert ist der „ruhende Verkehr“ von Wolf Vostell am Hohenzollernring nördlich des Rudolfplatzes. In dem Betonklotz, der ursprünglich auf einem Parkplatz in der Domstraße und später am Neumarkt stand, hatte der Künstler 1969 bei einem Happening seinen alten Opel Kapitän eingegossen und daneben eine Parkuhr aufgestellt.
Immer wieder Opfer von Sprayer-Attacken wird auch das „Tödlein“ von Harald Naegeli, dem „Sprayer von Zürich“, der sich an der Westfassade von St. Cäcilien schon 1980 mit einem Graffito verewigte. Das war schon seinerzeit anstößig, und der Sprayer musste in der Schweiz wegen Sachbeschädigung neun Monate Haft absitzen. Jahrzehnte später wurde der nun weltweit bekannte „Schmierfink“ von der Stadt Köln sogar offiziell gebeten, Wände in der Stadt zu besprühen.
Im Blickfeld der Autofahrer
Autofahrern vertraut, aber nicht immer als Kunst identifiziert, sind der Schriftzug „Liebe deine Stadt“ über den Dächern der Tunnelbebauung am Offenbachplatz (Merlin Bauer) und die rote Stele auf dem Bonner Verteiler, zu der ein identisches Exemplar auf dem Potsdamer Platz in Bonn gehört. Mit ihnen thematisiert Lutz Fritsch die Beziehungen zwischen Köln und Bonn.
Die Unscheinbaren
Schwer zu identifizieren ist das einzige Werk von Joseph Beuys auf der Liste. Es heißt „Stadtverwaldung anstelle von Stadt-Verwaltung“ und besteht in der Hauptsache aus drei Linden mit daneben versenkten Basaltsteinen. 1985 pflanzte und versenkte sie der legendäre Künstler in der Grünanlage bei St. Gereon.
Noch schwerer ist es, ein anderes „Highlight“ zu entdecken. Das gleichnamige Kunstwerk von Dirk und Maik Löbbert ist eine Laterne neben der Zoobrücke. Der kleine Unterschied: Statt auf der Brücke steht sie auf dem Boden daneben, erreicht aber die gleiche Höhe wie die echten Laternen. „Eine scheinbar simple Intervention, die aber in Bezug auf Maßstäblichkeit, Funktionalität, Ästhetik und Sehgewohnheiten sehr komplexe Kräfte und großen Charme entfaltet“, schwärmt Kay von Keitz, Vorsitzender des städtischen Kunstbeirates. Das mit Grün zugewucherte Werk zwischen dem Außenzaun des Skulpturenparks und der Brückenauffahrt wird von den Zoo-Besuchern immer wieder gern als Freilufttoilette genutzt.
Das Internetportal NRW-Skulptur war ursprünglich ein Zusammenschluss von rund 70 Gemeinden mit dem Ziel, herausragende Kunst der Nachkriegszeit vorzustellen, die jederzeit öffentlich zugänglich ist. Durch die Förderung des Landes ist das Projekt auf ganz NRW ausgeweitet worden. Für die Stadt Köln bedeutet die Internetpräsenz eine Gelegenheit, sich mit ihrem Schatz an Kunst und ihren vielfachen Bemühungen um deren Pflege vorzustellen. Umgekehrt wird das Portal, in dem noch viele Großstädte fehlen, durch den Kölner Beitrag aufgewertet.