Interview mit Kiefer Sutherland„Ich finde den Kölner Karneval fantastisch“
Köln – Hollywood-Star Kiefer Sutherland (51) macht auch Musik: 2017 trat er im ausverkauften Kölner Gloria auf, um sein Debütalbum vorzustellen. Am 7. Juni kehrt er erneut nach Köln zurück. Mit seiner Band gibt er in der Kantine anlässlich seiner Tour „Reckless“ („Leichtsinnig“) ein Konzert.
Herr Sutherland, ist es leichtsinnig, erneut auf Tour zu gehen, ohne überhaupt ein neues Album im Gepäck zu haben?
Nein, denn mein zweites Album ist schon fertig, es ist nur noch nicht veröffentlicht. Wir werden also auch viele neue Lieder auf der Tour spielen. Und das Konzert in Köln im letzten Jahr war so toll, dass wir unbedingt nochmal zurückkommen wollten.
Sie sollen früher sogar einige Zeit in Köln gelebt haben.
Das stimmt. Ich hatte eine Kölner Freundin und habe während Dreharbeiten für die Serie „24“ einen ganzen Sommer in Köln verbracht. Köln ist eine unglaublich schöne Stadt. Ich habe es geliebt, am Rhein spazieren zu gehen. Und die Kölner waren supernett zu mir. Ich war damals Mitte 30. Auch deshalb wollte ich mit meiner Band in Köln auftreten.
Wo in Köln haben Sie gelebt?
Ich erinnere mich leider nicht mehr an den Namen des Viertels, aber ich wüsste immer noch genau, wie ich vom Dom dorthin komme.
Hatten Sie eine Lieblingsbar?
Es gab ein kleines italienisches Restaurant, wo ich oft mit meiner Freundin hingegangen bin. Dort ging die ganze Nachbarschaft hin, es war sehr gemütlich. Ich erinnere mich an eine tolle Nacht dort, wo alle deutsche Lieder gesungen und sich betrunken haben.
Dann haben Sie sicher auch vom Kölner Karneval gehört. Was halten Sie davon?
Leider habe ich Karneval nicht selbst erlebt. Aber ich weiß auch so, dass ich Karneval fantastisch finde. Wenn ich zwei Dinge liebe, sind es doch Kostüme und Musik. Eine grandiose Kombination.
Erinnern Sie sich auch an Kölsch?
Klar. Aber bislang habe ich in jeder Stadt noch eine Bar gefunden, in der es Whiskey gibt. Den trinke ich einfach am liebsten.
„Für Groupies bin ich zu alt“
„Not enough whiskey in the world“ heißt eines ihrer Lieder. Wäre eine Welt mit mehr Whiskey eine bessere?
Leider bezweifle ich das. Die Nächte mit Whiskey sind toll, aber die Tage danach werden immer härter. Meine Botschaft in dem Lied: Whiskey sollte getrunken werden, wenn man eine tolle Zeit mit Freunden haben will und nicht, um ein gebrochenes Herz zu kurieren. Damit muss man anders umgehen.
In dem Lied „Can’t stay away“, thematisieren Sie eine dunklere Zeit in Ihrem Leben, als die Bar, wie Sie sagen, Ihre Geliebte war. Wie sieht Ihr aktueller Beziehungsstatus mit der Bar aus?
Das ist eine On-Off-Beziehung, würde ich sagen. (lacht)
Und, sind Sie gerade „on“ oder „off“?
Ich würde sagen: Wir sehen uns, aber wir gehen nicht aus. Oder besser: Wir sehen uns, aber wir sind nicht verheiratet.
Sie haben ihr erstes Album 2016 veröffentlicht. Bereuen Sie es, erst im höheren Alter Rock’n’Roller geworden zu sein?
Nein. Ich bin mir sehr bewusst, dass es kritisch gesehen wird, wenn ein Schauspieler auch noch anfängt, Musik zu machen. Darum wollte ich meine Songs, die ich seit 30 Jahren schreibe, auch nie veröffentlichen, bis mein Freund Jude Cole mich dazu ermutigt hat. Dafür bin ich ihm heute sehr dankbar. Erst heute bin ich so selbstsicher, dass ich keine Angst mehr davor habe, wenn Menschen meine Musik nicht mögen. Bislang sind aber alle ziemlich nett zu mir. (lacht) Natürlich kommen viele nur zu meinen Konzerten, weil sie Fans der Serie „24“ oder von meinen Filmen sind. Aber sie geben mir immerhin die Chance, auch Fans von meiner Musik zu werden.
Wofür sind Sie definitiv zu alt auf Tour?
Für gar nichts! Die meisten in der Band sind zwar viel jünger als ich, aber ich bleibe länger auf als sie und kann genauso hart arbeiten wie sie. In meinem Herzen fühle ich keinen Unterschied, dass ich heute älter bin als in meinen Zwanzigern. Nur manchmal fühle ich mich ein bisschen klüger.
Wie viel Rock’n’Roll erlauben Sie sich beim Touren?
Mit meinem Gitarristen habe ich ein paar Lieder während der Tour komponiert, eins davon haben wir spontan ins Konzert eingebaut. Das finde ich ziemlich Rock’n’Roll. Klar gehen wir als Band auch aus und trinken bis zum Morgengrauen, aber diesen Nächten bin ich überdrüssig geworden. Wir sind ja auf Tour, um Konzerte zu spielen.
Warten auf einen Kiefer Sutherland Groupies hinter der Bühne?
Nein, leider nicht. Das ist dann in der Tat wohl eine Altersfrage. Aber wir haben tolle Fans.
„Trump benimmt sich wie ein Vierjähriger“
In der Netflix-Serie „Designated Survivor“ spielen Sie einen Politiker, der nach einem Bomben-Attentat auf das Kapitol in Washington plötzlich amerikanischer Präsident wird. Wie viele Folgen müssen Sie noch drehen, bis Sie diese Rolle auch im echten Leben annehmen und die Welt vor Donald Trump retten?
Das weiß ich leider nicht. Denn im Moment verhandeln wir noch mit Netflix, ob die Serie überhaupt fortgesetzt wird.
Mal angenommen, Sie wären tatsächlich amerikanischer Präsident. Was würden Sie zuallererst ändern?
Falls diese Mauer an der Grenze zu Mexiko tatsächlich gebaut würde: Ich würde sie sofort wieder runter reißen. Außerdem würde ich mich für ein gutes Gesundheitssystem einsetzen. Im Moment hängen Leben oder Tod eines Jeden in Amerika davon ab, ob er Geld hat oder nicht. Das ist inakzeptabel für eine fortschrittliche westliche Gesellschaft. Und natürlich haben wir das Waffenproblem, allein 30.000 Tote im Jahr 2017. Das ist eine nationale Krise. Diese Dinge würde ich adressieren.
Wie stehen Sie zu Trumps Twitter-Aktivitäten?
Trump benimmt sich wie ein Vierjähriger, sei es auf Twitter, sei es, dass er andere Regierungschefs beleidigt. Das Schlimmste, was man tun kann, ist einem Vierjährigen Aufmerksamkeit zu schenken, nur weil er gerade darum schreit. Ich versuche drüber zu stehen und mir Hoffnung zu machen, dass es nicht mehr lange so weitergehen wird. Leider erlebt Amerika gerade eine verrückte Zeit.
Trump einfach ignorieren: Ist das Ihr Ratschlag?
Ratschläge zu geben steht mir nicht zu. Es geht mehr um meine Taktik, darum, wie ich angesichts der politischen Situation durch den Tag komme, ohne dass mein Kopf explodiert.
Welches Urteil würde Sie glücklicher machen: Sutherland ist ein besserer Musiker als Schauspieler – oder umgekehrt?
Ich fände es gut, wenn die Menschen sagen würden: Kiefer Sutherland ist ein guter Performer. Die Frage ist ja: Warum liebe ich beides so sehr? Beim Schauspielern erzähle ich mit einer Gruppe anderer Schauspieler zusammen eine Geschichte. Und wenn ich mit meiner Band auf der Bühne stehe, erzähle ich auch Geschichten. Wenn ich mit Freunden in der Bar sitze, erzählen wir uns Geschichten. Die Funktion ist also immer gleich, nur das Handwerk ist ein anderes. Schlimm wäre für mich, wenn ich mich für entweder Musik oder Schauspiel entscheiden müsste. Das könnte ich nicht.
Falls Sie überhaupt unter Nervosität leiden: eher vor der Kamera oder auf der Bühne?
Ich bin immer nervös, bei allem. Denn immer, wenn man eine Szene abdreht oder ein Lied spielt gibt es das Potential, dass es entweder fantastisch wird oder furchtbar. Man hofft natürlich, dass es fantastisch wird. Aber das Gegenteil habe ich auch schon erlebt – und das will ich keinesfalls noch einmal erleben.
Sie sind Schauspieler und Musiker, waren Rodeoreiter und Musiklabel-Chef. Was können wir von Ihnen in Zukunft noch erwarten: Action-Malerei oder Yoga-Kunst?
Definitiv nicht Yoga, da ich meine Zehen leider immer noch nicht berühren kann. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt, weil ich lauter Dinge tun kann, die mich sehr interessieren. Das ist ein großes Geschenk. Wer weiß, was mich als nächstes interessiert?