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Deutsch-israelisches Stück abgesagtTränen bei Schauspielern aus Tel Aviv im Kölner Rathaus

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Mitglieder der beiden Theater stehen gemeinsam im Historischen Rathaus zum Gruppenfoto.

Mitglieder des israelischen Theaters „Kibbutz“ und Comedia-Theaters aus Köln im Historischen Rathaus

Mitglieder des „Kibbutz“-Theaters Tel Aviv sind seit einer Woche in Köln. Ihr Theaterstück in der Comedia in der Südstadt war abgesagt worden.

Als sie vergangenen Sonntag in Tel Aviv ins Flugzeug nach Köln stiegen, war ihnen das Ausmaß des Schreckens noch nicht klar. Seit sie hier sind, erhalten die Schauspieler und Mitglieder des israelischen Theaters „Kibbutz“ stündlich eine Horror-Nachricht nach der anderen. Sie kamen, um das deutsch-israelische Stück „Die Brücke“ (Regie: Idan Amit) im Comedia-Theater in der Südstadt aufzuführen.

Doch die Koproduktion wurde angesichts der Bedrohungslage für jüdische Einrichtungen in Deutschland am Freitag abgesagt. „Ein Stück für Kinder über Versöhnung unter Polizeischutz zu spielen, wollten wir nicht“, sagt Jutta Stärk vom Comedia-Theater. Die Premiere hätte Samstag, 14. Oktober, stattfinden sollen, weitere Aufführungen waren für diese Woche geplant, nun hofft man auf 2024. Der Empfang im Historischen Rathaus am Montag mit Mitgliedern beider Theater fand dennoch statt.

Israelische Schauspieler in Köln: Trauer und Angst

„Wir sind inmitten des Krieges in Israel hier angekommen. Wir fühlen uns sehr unwohl, wissen nicht, wo wir sein möchten – hier oder dort, es ist ein Dilemma. Viele unserer Freunde sind gestorben sowie Kinder – auf brutale Weise ermordet“, sagt Schauspieler Yonas Ambawo. Seine Schauspielkollegen stimmen zu – eine Schauspielerin weint, während Ambawo von der Lage daheim berichtet. Für sie alle sei es unerträglich zu wissen, dass ihre Familien und Freunde der Bedrohung ausgesetzt sind. Ein Freund sei so bestialisch ermordet worden, dass die Reporterin gebeten wurde, dies nicht zu beschreiben.

„Wir fliegen Freitag zurück. Früher ging leider nicht. Das Comedia hat uns sehr unterstützt und uns sehr herzlich empfangen“, sagt die künstlerische Leiterin des „Kibbutz“-Theaters, Rivka Nosan. Dennoch hätten sie auch Angst, hier öffentlich Hebräisch zu sprechen oder sich als Israelis erkennen zu geben, sagt Jutta Stärk, die die Gruppe seit einer Woche begleitet.

Bürgermeisterin verurteilt Antisemitismus und Terrorismus

Im Rathaus herrschte dann auch eine gedrückt-emotionale Stimmung. „Die Kölner sind zutiefst geschockt über die terroristischen Angriffe auf Israel. Es ist unsere Aufgabe als deutsche Gesellschaft gegen Antisemitismus und Terrorismus aufzustehen“, sagte Bürgermeisterin Brigitta von Bülow (Grüne) bei ihrer Eröffnungsrede. Sie betonte die besondere Verbundenheit Kölns zu Tel Aviv, die seit 1979 eine Städtepartnerschaft pflegen.

Der Intendant des „Kibbutz“-Theaters Jakob „Flashka“ Fishfeld kam ebenfalls zu Wort. Er sei zum ersten Mal in Deutschland. „Ich bin 75 Jahre alt und in Polen geboren. Meine Eltern sind Überlende des Holocaust. Ich hatte mir geschworen, nie nach Deutschland zu kommen. Jetzt bin ich hier, und ich vergebe Deutschland. Es ist ganz anders als ich dachte“, so Fishfeld, der sich von der Solidarität der Kölnerinnen und Kölner beeindruckt zeigte.

„Ich wünsche mir, dass die Kinder in meiner Heimat das Stück ebenfalls ohne Sirenenalarm sehen werden und auch die Kinder in Gaza“, sagte der israelische Regisseur Idan Amit. Ihm sei die Absurdität, in einer solchen Kriegslage ein Stück über das Thema Versöhnung präsentieren zu wollen, völlig bewusst. „Ich wünschte so sehr, die Premiere hätte vor 14 Tagen stattgefunden.“

Er und Jutta Stärk begegneten sich 2021 bei einem internationalen Regisseurinnentreffen und entwickelten die Idee. „Das Stück ist politisch, ob ich will oder nicht. Es ist für die nächste Generation, auf, dass sie eine Brücke in die Zukunft baut“ so Amit.