Interview mit Janine Kunze„Eine berufstätige Mutter hat nicht ständig Lust auf Sex”
- Schauspielerin Janine Kunze hat Ende Januar das Buch „Liebling, ich habe die Kinder verschenkt!“ veröffentlicht.
- Im Interview spricht die Kölnerin unter anderem über ihr Familienleben und ihre Heimatstadt.
Köln – Anstatt über Fernsehprojekte zu sprechen, tritt Schauspielerin Janine Kunze das Interview mit einem anderen Thema an: Ihr Buch „Liebling, ich habe die Kinder verschenkt!“, das sie am 31. Januar im Bastei-Lübbe-Verlag veröffentlicht hat. Im Rahmen dessen spricht sie über ihr Familienleben in Köln, Schwächen, die man sich ruhig mal eingestehen könnte und das glückliche Miteinander im Chaos.
In Ihrem neuen Buch präsentieren Sie humorvolle Strategien, um den Familienalltag zu bewältigen: Ist Witz im Alltag Ihre Hauptstrategie oder würden Sie alles gern öfter mit Humor nehmen?
Das Buch handelt von Geschichten, die wir wirklich so erlebt haben. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es bei uns immer so lustig ist: Nein, natürlich nicht. Wir haben – wie andere Familien auch – manchmal Streit und Meinungsverschiedenheiten. Das gehört für mich dazu. Das möchte ich aber auch mit dem Buch aussagen: Keiner sagt, dass es mit einer Familie immer einfach ist. Man sollte aber wissen: Wir lieben uns und wir gehören zusammen. Das wollte ich mit einem Augenzwinkern erzählen und kleine Lösungsansätze geben.
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Finden Sie, dass man zu wenig über den „Familienwahnsinn“ spricht?
Man spricht viel zu wenig ehrlich darüber – nicht einmal unter Freunden traut man sich, immer offen zu sein. Der Umgang mit den sozialen Medien hat das noch verstärkt. Wir sollen immer perfekt erscheinen: immer super aussehen, viel Sport machen und uns gesund ernähren. Schwierigkeiten mit einem pubertierenden Kind? Das gibt es gar nicht! Streit mit dem Partner? Nein, nie gehabt! Das nervt. Ist es nicht besser zu sagen: Ich bin auch schwach, mache Fehler, heule, bin mal ungerecht zu meinen Kindern und werde auch mal laut. Keine Lust auf Sex? Eine berufstätige Mutter, die zusätzlich den Haushalt schmeißt und sich um die Kinder kümmert – die hat doch nicht ständig Lust. Darüber redet man aber nicht.
Seit 17 Jahren sind Sie mit ihrem Mann Dirk Budach verheiratet. Wie schaffen Sie es mit drei Kindern, sich Zeit füreinander zu nehmen?
Indem wir die Tage gut durchstrukturieren. Bisschen unromantisch, funktioniert aber nicht anders. Wir schaffen es dennoch oft, uns Zeit füreinander zu nehmen. Abends sind wir häufig müde, aber man muss sich aufraffen, weil es wichtig ist, dass jetzt Paarzeit ist. Es reicht uns manchmal auch, uns den Hund zu schnappen und eine Stunde spazieren zu gehen. Ab und zu gehen wir ins Kino, auch wenn wir manchmal dabei einschlafen (lacht).
Bei Ihnen zu Hause herrscht nicht die klassische Rollenverteilung – Sie arbeiten von früh bis spät und Ihr Mann kümmert sich viel um die Kinder. Möchten Sie gern manchmal mit Ihrem Mann tauschen?
Nein (lacht). Als ich mal bei Harald Schmidt war, hat ein Satz von mir für Furore gesorgt: „Ich möchte einen Tag lang Mann sein“. Ich bin aus tiefstem Herzen gerne Frau. Aber das klassische Rollendenken hat sich seit meiner Jugend verschoben. Mein Mann arbeitet ja auch den ganzen Tag, kann aber als Selbstständiger viele Termine nach Hause verlegen. Ich arbeite sehr projektbezogen, habe also zwischendurch Freiräume. Im Alltag koche ich auch vor und fahre die Kinder von A nach B. Dann bin ich ganz Hausfrau und Mutter, andererseits habe ich einen Mann, der gut damit leben kann, seine Frau zu unterstützen. Ich bewundere ihn sehr für das, was er tut. Ich hoffe, das wird in dem Buch auch deutlich. Manchmal habe ich das Gefühl, er kann alles: Putzen, kochen, backen, sich um die Kinder kümmern. Es ist fast schon ekelhaft. (lacht)
Karneval steht vor der Tür und Sie haben elf Jahre lang den ZDF-Karneval „Karnevalissimo“ moderiert. Wie verbunden sind Sie mit Ihrer Heimatstadt?
Ich liebe Köln aus ganzem Herzen. Köln ist sicher nicht die schönste Stadt der Welt, aber sie ist die herzlichste. Ich bin viele Monate im Jahr in München, Berlin und Hamburg und finde diese Städte auch wundervoll. Aber Köln hat einen ganz besonderen Flair für mich. Ich sage immer: Das hier ist meine Schunkelgesellschaft.