Die Autorin sorgt sich um die Zukunft der Kölner Mundart. Auch wenn „Jetz ävver!“ vielleicht ihr letztes Buch ist, setzt sie sich weiter für den Erhalt ein.
„Jetz ävver!“Elfi Steickmann präsentiert neues Buch und hat Angst, dass Kölsch ausstirbt

Autorin Elfi Steickmannn.
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Für Elfi Steickmann ist klar: „Solange ich lebe, werde ich auf Kölsch schreiben.“ Das ist ihr Credo, sagt die 76-Jährige. Mit „Jetz ävver!“ hat sie ihr mittlerweile elftes Buch rausgebracht. In ihren Verzällchen, Gedichten und Liedern geht es um den Rosenmontagszug, die „modän Technik“ und das Großeltern-Werden. „Ich schreibe, was ich höre und sehe, worüber ich mich aufrege oder freue“, sagt sie am Montagabend bei der Buchvorstellung im Domforum.
„Jetz ävver!“ ist im Kölner Marzellen-Verlag erschienen – wohl einer der letzten, wenn nicht der letzte Verlag, der noch kölsche Werke druckt, sagt Verlags-Chef Frank Tewes. Trotz sinkender Nachfrage soll das auch weiter so bleiben: „Das ist unsere DNA.“ Wenn keine Bücher in kölscher Sprache mehr veröffentlicht würden, würde der Stadt etwas verloren gehen, meint Tewes.
Marzellen-Verlag will trotz sinkender Nachfrage weiter kölsche Werke drucken
Auch Steickmann sorgt sich um den Fortbestand der Kölner Mundart: „Es liest ja kaum noch jemand Kölsch.“ Nur Kölsch gesungen wird noch viel. Dabei stört sich Steickmann aber an den Texten vieler heutiger Künstlerinnen und Künstler, die „aus Bequemlichkeit“ mit hochdeutsch aufgefüllt würden. Auch von der lit.Cologne ist sie enttäuscht. Steickmann wünscht sich etwa einen kölschen Nachmittag, um zu zeigen, dass Kölsch „nicht nur Schenkelklopfen und Fastelovend ist“.
Für ihr Engagement wurde die Autorin, die auch Teil des Kölner Kabarett-Ensembles „Meddem us dem Levve“ ist, 2022 vom Landschaftsverband Rheinland mit dem Rheinlandtaler in der Kategorie Kultur ausgezeichnet.
In ihrem neuen Buch „Jetz ävver!“ philosophiert die gebürtige Kölnerin etwa darüber, wie sich Wünsche verändern: Mit 20 Jahren, da erträume Frau sich noch einen Mann, der „jot ussüht, scharmant ess, jenohch Nüsele aan de Föß hät, einem zohööt, och wa’mer jet länger verzällt“. Aber mit dem Alter, da sinken die Ansprüche. Mit vierzig Jahren sei das Aussehen schon weniger wichtig, aber er solle nicht vergessen, den Klodeckel runterzuklappen. „Un noch späder…, nur noch klein Wünsch…“ Darunter zählt etwa, dass er noch weiß, wo seine Zähne liegen. Auch das alte Köln nimmt Steickmann sich vor, und die Corona-Pandemie: „Doch stellt et Levve uns e Bein – Kein Schangks, uns kritt mer nit klein!“, heißt es im letzten Lied.
„Wahrscheinlich ist es mein letztes Buch“, sagt Steickmann am Montagabend. Ein Hintertürchen hält sie sich aber offen, in dem sie direkt lachend hinterherschießt: „Das sage ich immer!“
„Jetz ävver!“, 172 Seiten gebunden, erschienen im Herbst 2023 im Marzellen-Verlag. 12,95 Euro.