Junge Kölner TalenteDamian Hardung spricht über Höhen und Tiefen der Schauspielerei
Köln – „Mir ist noch nie im Leben ein größeres Arschloch begegnet“, sagt Daniel. Er schwingt seinen Körper herum und versucht Moritz mit seinem Bein umzutreten. Daniel ist wütend.
Daniel und Moritz sind fiktive Figuren. Die Szene stammt aus der deutschen Netflixserie „How to Sell Drugs Online (Fast)“. Denn im echten Leben heißt Daniel Damian Hardung und ist ein deutscher Schauspieler. Er verkörpert die Figur des Daniel Riffert. 2019 bekam der heute 24-Jährige die Rolle in der beliebten Serie. Hardungs Heimat Köln, sein Schulleiter und die Mutter eines Klassenkameraden spielten eine wichtige Rolle auf seinem Weg zur Schauspielerei.
Mit „Dark“-Star Louis Hofmann auf derselben Kölner Schule
Damian Hardung hat mit elf Jahren mit der Schauspielerei begonnen und das durch einen Zufall: „In meiner Schulklasse waren wir damals neun Jungs und 22 Mädchen. Und wir paar Jungs haben dann einmal bei einer Casting-Agentur vorgesprochen, weil die Mutter von einem guten Klassenfreund Schauspielerin ist, die Kölner Schauspielerin Alexandra von Schwerin, und über sie bin ich dann über fünf Ecken in die Schauspielerei hineingerutscht.“
Dass er mit 24 Jahren hauptberuflich Schauspieler ist, habe er allerdings nicht geplant. „Ich habe eigentlich immer gedacht, ich mache das so nebenbei“. An seiner Schule war er auch nicht der einzige mit schauspielerischen Ambitionen. Mit ihm zur Schule gegangen sei Louis Hofmann, der in der Netflixserie „Dark“ mitspielt.
Köln als Dreh- und Angelpunkt für junge Schauspieler
Was Damian Hardung schon erreicht hat, möchte auch die 21-jährige Amy Grace Hug erreichen: Schauspielerin werden. Für sie ist das Schönste am Schauspiel, was sie bei anderen Menschen auslösen kann, „wenn du ins Kino oder Theater gehst und dir etwas anschaust, und dann fängst du an zu lachen oder zu weinen, einfach, weil es dich berührt und weil du einen Moment lang die Welt da draußen und alles Negative vergessen kannst.“
Dafür ist sie aus der Schweiz, genauer gesagt aus dem kleinen Ort Frenkendorf, nach Köln gezogen. Jetzt absolviert sie ein Schauspielstudium an der „Film Acting School Cologne“.
Für sie war schnell klar, dass es in eine Großstadt gehen muss: „In kleinen Orten fehlt einfach Angebot und Nachfrage nach Schauspielkursen – auf Köln bin ich durch einen sehr großen Zufall gestoßen. Ich habe mich in der Schweiz nach einer Schauspielschule umgeschaut, aber wenig gefunden, was mich wirklich angesprochen hat“, sagt Hug im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Eine ehemalige Arbeitskollegin habe sie dann auf die Kölner Schule aufmerksam gemacht und sie habe sich beworben.
Das war eine gute Entscheidung. Denn für Damian Hardung ist klar, wenn er nicht in einer Großstadt aufgewachsen wäre, wäre er kein Schauspieler geworden: „Wirklich nicht, denn hier in Köln gibt es nun mal die Leute, die in der Schauspielindustrie sind, und die man dann über alle möglichen Ecken kennt“. In Köln und NRW wird viel gedreht, was Hardung ebenfalls zugutekam: „Ich konnte jahrelang von zu Hause für Drehs abgeholt werden und das ist schon echt selten, dass man sozusagen Heimschläfer ist.“
Für den 24-Jährigen ist der vermeintliche Alltag eine Schattenseite des Schauspielerberufs, er hat zwei Jahre gebraucht, um einigermaßen in einen Alltagsrhythmus zu finden: „Du hast Projekte, die über mehrere Monate gehen und da ist man in einer komplett anderen Welt – und nach Drehende hast du dann Leerlauf und eine längere Zeit nichts zu tun. Ich glaube, mit diesen Gegensätzen muss man irgendwie lernen, umzugehen“. Einen Weg, Leerlauf zu überbrücken, fand er im Medizinstudium – für ihn war „das Studium eine Möglichkeit, parallel zur Schauspielerei klarzukommen, so dass ich nicht in ein Loch falle.“
„An der Schauspielschule können wir unsere Kreativität einbringen“
Auch Amy Grace Hug hat sich schon über die Schattenseiten des vermeintlichen Traumjobs Gedanken gemacht. Eine liege in der Unsicherheit, wann und ob man einen nächsten Job bekommt. Außerdem werde Schauspielerei oftmals nicht als richtiger Beruf angesehen, sagt sie: „In meinem privaten Umfeld habe ich schon oft gesagt bekommen, dass das nichts Richtiges sei und dass jeder Schauspieler werden kann.“
Ein Aspekt, der oft mit der Schauspielerei in Verbindung gebracht wird, ist Kreativität – die ist für die 21-Jährige sehr wichtig: „Wir Schauspielschüler stecken noch in einem Lernprozess und sind daher sehr auf unsere kreativen Einfälle angewiesen. An der Schule können wir unsere Kreativität in ein von uns geschriebenes Theaterstück mit einbringen.“
Schauspieler Damian Hardung: „Irgendwann wird man unglücklich“
Konkurrenzdruck gibt es dabei laut der 21-Jährigen nicht: „Bis jetzt hatte ich nicht das Gefühl, dass wir einen Konkurrenzkampf untereinander haben. Wir versuchen immer, einander weiter nach vorne zu bringen. Es bringt dir einfach nichts, wenn du im Schauspiel nur auf dich selbst achtest und deinen Partner vergisst. Die Schauspielerei lebt vom kreativen Zusammenspiel.
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Komplett freie Kreativität ist laut Damian Hardung allerdings selten: „Wirklich freie kreative Momente, in denen man sich komplett grenzenlos gefühlt hat, die kann ich in meiner Karriere an einer Hand abzählen – es ist aber auch vermessen, es sich als Ziel zu setzen, jeden Tag an einen solchen schöpferischen Punkt zu kommen. Ich glaube, dann wird man auch irgendwann unglücklich, weil das wahnsinnig schwer zu erreichen ist.“
Glücklich macht es den Kölner hingegen, „wenn man es schafft, eine Rolle, mit der man sich komplett identifiziert hat, am Ende des Drehtages loszulassen, ohne direkt bei sich selbst anzukommen. Da lebt man in kompletter Freiheit, niemand sein zu müssen.“
Zur Serie „Junges Köln“
Studieren, arbeiten, feiern und lieben: Köln ist ein Magnet für Menschen zwischen 20 und 35 Jahren, die das und mehr hier erleben wollen. Jedes Jahr ziehen Tausende in die Stadt, auf der Suche nach Abenteuer – und einem neuen Zuhause. Aber: Wie sieht ihre Lebensrealität wirklich aus? In unserer neuen Serie „Junges Köln“ wollen wir den Blick auf junge Kölnerinnen und Kölner lenken und davon erzählen, was sie bewegt. So sind wir etwa in der Technoszene unterwegs, versuchen zu erkunden, was die Faszination ausmacht. Oder begleiten Singles beim Dating auf der Suche nach der wahren Liebe.