Illegal Zimmer in Köln vermietetSicherheitsdienst setzt Airbnb-Touristen vor die Tür
- Die Zwangsräumung wurde vom Eigentümer des Objekts eingeleitet.
- Die Urlauber mussten sich kurzfristig eine neue Bleibe suchen.
- Die Vermietung über Airbnb ist ein lukratives Geschäft – in einem ähnlichen Fall in Deutz kostete ein Appartement 209 Euro pro Nacht.
Köln-Humboldt-Gremberg – „Eine Wohnung genau nach deinen Ansprüchen und perfekt für deinen Start“ – so bewirbt der Eigentümer des Apartmenthauses WE18 in Humboldt-Gremberg seine voll möblierten Appartements. Ideal für Studierende, Pendler und alle, die zeitweise eine Bleibe in Köln suchen. Doch am Mittwochabend stand plötzlich ein Sicherheitsdienst vor der Tür.
Er tauschte nicht nur die elektronischen Zugangskarten im gesamten Objekt aus, sondern räumte auch 20 der insgesamt 137 Appartements. Die dort einquartierten Touristen mussten sich kurzfristig eine neue Bleibe suchen.
Dem Kölner Wohnungsmarkt entzogen
Die Zimmer waren über die Internetplattform Airbnb angeboten worden – illegal, wie die Eigentümerin des Objekts, die Fondsgesellschaft Avia Rent, auf Nachfrage des Kölner Stadt-Anzeiger erklärte. Denn die geltende Wohnraumschutzsatzung verbietet eine derartige Zweckentfremdung.
Die Zwangsräumung, von Avia Rent selbst eingeleitet, ist der bisherige Höhepunkt einer Entwicklung, die seit Jahren zu beobachten ist. Hunderte Wohnungen werden auf Airbnb und anderen Plattformen als Ferienherbergen angeboten und so dauerhaft dem ohnehin schon engen Kölner Wohnungsmarkt entzogen.
Die Problematik habe im vergangenen Jahr nochmals deutlich zugenommen, heißt es in einem Bericht der Verwaltung, der am Donnerstag im Sozialausschuss vorgestellt wurde.
Seit Inkrafttreten der Wohnraumschutzsatzung im Juli 2014 wurden demnach allein 470 Verfahren mit 1423 Wohneinheiten wegen Zweckentfremdung als Ferienherberge eingeleitet. Hinzu kamen fast 300 Verstöße wegen Leerstands.
209 Euro pro Nacht
Das jetzt geräumte Objekt an der Wetzlarer Straße stand bereits seit dem Sommer 2018 unter Beobachtung des Kölner Wohnungsamtes, ebenso wie das Studentenwohnheim Castell Deutz, in dem in großem Stil Zimmer als Ferienappartements vermietet wurden.
Ein lukratives Geschäft – hier wurden die Appartements für 209 Euro pro Nacht auf Airbnb angeboten. Beide Gebäude befinden sich im Eigentum von Avia Rent, die nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 2000 Mikroappartements verwaltet.
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Eine solche Vorgehensweise entspreche nicht ihrer Geschäftspolitik, ließ das Unternehmen am Donnerstag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger „ erklären. Die illegale Vermietung sei vielmehr durch das Kölner Unternehmen „1 Man at 1 GmbH“ betrieben worden, das 45 Wohnungen langfristig angemietet hatte.
Stadt Köln nicht an Aktion beteiligt
Avia Rent habe das Vertragsverhältnis mit dem Unternehmen daraufhin bereits im August 2018 gekündigt. In der Zwischenzeit habe das Kölner Unternehmen 20 Wohnungen abgegeben. Die übrigen 25 seien jedoch weiterhin über Airbnb angeboten worden.
Mit der Räumung am Mittwochabend wurden nun Fakten geschaffen, obwohl sich aktuell noch beide Parteien vor Gericht streiten. Die Stadt Köln war an der Nacht- und Nebel-Aktion nach Angaben von Wohnungsamtsleiter Josef Ludwig zwar nicht beteiligt. Sie dürfte aber durchaus in ihrem Sinne sein. Denn mit den bisher zur Verfügung stehenden Mitarbeitern wurde die Verwaltung der Problematik kaum Herr.
Zuletzt wurden deshalb acht zusätzliche Stellen zur Verfolgung von Verstößen eingerichtet. Bislang konnten davon allerdings erst drei besetzt werden. Die Zeit drängt, auch weil Ende Juni die derzeit geltende Wohnraumschutzsatzung ausläuft und eine neue erarbeitet werden muss.