Demonstration für KinderrechteGrundschüler in Humboldt-Gremberg starten Aktion
- Die Pänz der Grundschule Lohmarer Straße demonstrierten eindrucksvoll für Kinderrechte
Humboldt-Gremberg – Ein ungewöhnlicher Demonstrationszug bewegte sich am Freitagmittag durch die Wohnstraßen von Humboldt-Gremberg. Auch die im Chor gerufene Parolen hatte man bei anderen Demonstrationen bislang eher nicht gehört. „Wir sagen’s vielen, wir dürfen spielen!“ hieß es da oder „Wir wollen’s allen sagen, keiner darf uns schlagen!“ oder auch: „Wir sind Coole und gehen zur Schule.“ Das alles wurde von Trommelklängen und fröhlichem Kindergeschrei begleitet.
Schließlich hatten sich mehr als 200 Jungen und Mädchen der Grundschule Lohmarer Straße mit ihren Lehrern und einigen Eltern auf den Weg durch ihr Veedel gemacht – hin zu einer Kundgebung auf der Grünfläche zwischen Marktplatz und Spielplatz an der Taunusstraße. Damit fand die diesjährigen Projektwoche der Schule einen recht turbulenten und öffentlichkeitswirksamen Abschluss.
Eine Woche lang hatten sich die Jungen und Mädchen mit dem Thema Kinderrechte beschäftigt. Dazu waren Mitarbeiter des von Üwen Ergün gegründeten und in Köln ansässigen Kinder-Rechte-Forum (KRP) sowie einige Schulsozialarbeiter des „Vingster Treffs“ in die Schule gekommen. Gemeinsam mit den Lehrern wurden den Pänz außerhalb ihres normalen Klassenverbandes verschieden Worksshops angeboten, bei denen es um Kinderrechte, Meinungsfreiheit, Gesundheit und Gewaltprävention durch gewaltfreie Kommunikation ging.
„Das ist mega-gut angekommen“, zieht Lehrerin Elisabeth Simons ein positives Resümee. „Das Team war gut aufgestellt und die Gruppen gut gemischt. Die Kinder haben alles regelrecht aufgesogen, was ihnen angeboten wurde und sich äußerst gut vertragen.“
Zu etwas Theorie und Rollenspielen aller Art – besonders beliebt war die Übernahme von Tierfiguren – gab es auch viel an praktischen Arbeiten. Es wurde Gitarre gespielt und gesungen, eine Theatergruppe bereitete kleine Szenen vor, T-Shirts wurde bemalt und großformatige Bilder gestaltet, die künftig die Außenwände auf dem Schulhof zieren sollen. Zudem wurden die Kinder durch Gruppen- und Kreativarbeit sowie durch Visualisierungen mit Videos und Bildern über Kinderrechte informiert und auf die abschließende Demonstration vorbereitet – die dann nahtlos in ein Sommerfest auf dem Schulhof überging.
„Die Kinder sollen aus der Projektwoche ein besseres, positiveres Lebensgefühl und einen Mehrwert für gesellschaftliche Themen mitnehmen“, sagte Ergün. Man habe diese Schule ja auch nicht zufällig für die Projektwoche ausgesucht, denn deren Einzugsgebiet ist geprägt durch einen besonders hohen Migrationsanteil, rund 80 Prozent, und kulturelle Vielfalt. „Hier ist es besonders wichtig, dass Kinder und Jugendliche ihre Rechte kennen und wissen, wie sie diese wahrnehmen können.“ Einiges scheint bei den Pänz angekommen zu sein, auf den selbst gemalten Bildern und Sprüchen, die die Jungen und Mädchen durch die Straßen trugen, fanden sich Forderungen wie „Recht auf Schule“, „Recht auf Bildung“ und auch „Recht auf Essen“ – und das sogar mehrfach.
„Das mag ja durchaus etwas abgedroschen klingen, aber das sind alles wichtige Themen in unserem Veedel. Das beschäftigt die Kinder“, sagte Schulleiter Karsten Stolzenburg. Nicht alle Jungen und Mädchen haben gefrühstückt, wenn sie zur Schule kommen, so wissen die Lehrer, und auch nicht überall erwartet sie nach dem Unterricht ein warmes Mittagessen. Auch die Situation in der Grundschule ist bei weitem nicht optimal. „Wir haben große Klassen, wenig Räume nicht nicht genug Lehrer“, berichtet Stoltzenburg. „Wir können den Kindern leider nicht alles geben, was sie eigentlich benötigen. Und das macht uns schon Sorge.“
So eine Projektwoche mit der Demonstration für die eigenen Rechte sei für die Kinder ein kleiner Schritt die die richtige Richtung. Das glaubt auch Polizist Winfried Kaspar aus dem Kalker Bezirksteam, der der Demo begleitetet. „Da bleibt sicher etwas hängen. Das ist eine Sache für die Zukunft. Die Pänz lernen, wie man mit Kindern vernünftig umzugehen hat. Und das hilft letztendlich auch der Polizei weiter.“
Für die Kinderrechte
Das KRF (Kinder Rechte Forum) ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Köln und setzt sich für die Verwirklichung der Rechte von Kindern ein. Gegründet wurde das KRF 2014 von Üwen Ergün, der zuvor lange als Botschafter für Unicef, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, aktiv war. Inzwischen helfen rund 20 Mitarbeiter 50 Kindern im Monat bei ihren Fragen, Beschwerden und auch in Notlagen. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen, Unterstützern und der Politik, möchten die KRF-Mitarbeiter Kindern Zugang zu ihren Rechten verschaffen, über diese informieren und einen Rahmen für soziales Engagement schaffen. So mache man sich stark für Demokratie, Toleranz, Chancengleichheit und vieles mehr. Neben Workshops und Schulkonzerten, Kindergipfel und ähnlichen Veranstaltungen aller Art betreibt KRF bundesweit auch die erste Ombudsstelle für Kinderrechte. Ergün: „Unter diesem Gesichtspunkt sind wir eine der wichtigsten Anlauf- und Beschwerdestellen für Kinder und Jugendliche, die Fragen zu ihren Rechten haben, oder deren Rechte leider verletzt werden.“ (NR)