Eine Umfrage unter Bürgern aus Köln-Kalk zeigt: Sie möchten die Hauptstraße ihres Bezirks umgestalten, weniger Autos und mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer.
Mehr Raum für Radfahrer und FußgängerKölner Bürger fordern Umgestaltung der Kalker Hauptstraße
Große Veränderungen stehen der Kalker Hauptstraße bevor. Offen ist nur, wie groß die sein werden. Jana Fedke, Beraterin für Öffentlichkeitsbeteiligung, und Dagobert Kühns vom Amt für nachhaltige Verkehrsentwicklung waren in den Großen Saal des Bürgerhauses gekommen, um den Bürgerinnen und Bürgern die Ergebnisse einer Befragung vorzustellen.
Gefragt worden war, was sich die Kalker für ihre Hauptstraße wünschen. Die Resonanz war groß. 2147 Beiträge wurden gezählt. Zum Vergleich: An einer ähnlichen Befragung für die Neusser Straße in Nippes in 2021 nahmen 727 Leute teil, in Sachen Porzer Hauptstraße äußerten sich 410.
Der Verkehrsausschuss hatte die Verwaltung im September 2022 beauftragt, sich Gedanken zu machen über die Zukunft der Einkaufsmeile, der „Schlagader des Stadtbezirks“, wie Claudia Greven-Thürmer sie in ihrer Begrüßungsansprache nannte.
Auch die Öffentlichkeit sollte in die Überlegungen eingebunden werden. 1820 Personen nahmen auf der dafür eingerichteten Seite des Internetportals der Stadt teil.192 wurden von der Freiwilligenagentur vor Ort an Infoständen befragt, 135 nutzten die eigens aufgestellten Briefkästen.
Weniger Autos auf der Kalker Hauptstraße
Auf die Frage, wie sie sich auf der Hauptstraße bewegen, gaben 1649 zu Fuß als Antwort, 1350 sagten mit dem Fahrrad und 651 mit dem Auto. Dabei waren Mehrfachnennungen erlaubt. 14 Prozent aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Umfrage wohnen an der Kalker Hauptstraße, 54 Prozent in den Seitenstraßen, zehn Prozent gehen in Kalk zur Arbeit, 22 Prozent nutzen die Haupt- hauptsächlich als Durchfahrtsstraße.
Und Verbesserungen sind mit großer Mehrheit erwünscht. 79 Prozent aller Befragten sprachen sich für Verbesserungen für Radfahrer aus. 73 Prozent wünschen sich, dass weniger Autos auf der Kalker Hauptstraße unterwegs sein sollen. 80 Prozent der Fußgänger teilten diese Forderung, 90 Prozent der Radfahrer. 23 Prozent halten es für richtig, beim Autoverkehr alles so zu lassen, wie es ist.
Schlagader des Bezirks sei die Hauptstraße schon gewesen, als dort oberirdisch noch Straßenbahnen gefahren seien, erinnerte Greven-Thürmer. Dann habe man die U-Bahn gebaut. Jedoch: „Aus dem oberirdischen Freiraum nach dem Bau wurde nichts gemacht. Ich sage es ganz offen: Wir hätten schon längst eingreifen müssen. Maßnahmen sind überfällig.“
Die Bezirksbürgermeisterin habe viele Gespräche gefühlt: „Inhaltlich lassen sie sich leicht zusammenfassen: So wie es ist, ist es Mist.“ Allerdings, schränkte sie ein, werde die Umgestaltung nicht einfach: „Es gibt nicht alles oder nichts, schwarz oder weiß.“ Nun gelte es, in eine konstruktive Diskussion einzusteigen.
Wie man sich die vorzustellen hat, erläuterte Dagobert Kühns von der Verwaltung. Eines gleich vorweg: Die Öffentlichkeit ist bis auf Weiteres nicht mehr beteiligt. Nach der Sommerpause werden Fachgespräche geführt. Hinter verschlossenen Türen treffen sich Vertreter der Verwaltung, der Politik und der Verbände. In diesen Gesprächen wird es darum gehen, sich auf eine Variante für die Zukunft der Kalker Hauptstraße zu einigen. Ist die Variante ausgewählt, erstellt die Verwaltung eine Entwurfsplanung, die später zur Ausführungsplanung wird. Über die entscheidet die Politik, genauer der Verkehrsausschuss.
Kölner Verkehrsausschuss ist zuständig
Die Bezirksvertretung ist nicht zuständig, weil die Kalker Hauptstraße eine mit überbezirklicher Bedeutung ist. Kühns wartete mit interessanten Zahlen auf. Der Verkehr auf der Kalker Hauptstraße wird geringer: Fuhren dort 2003 noch 15.800 Autos täglich, waren es 2019 bei der letzten Zählung 12.000.
Diskutiert wird in dem Fachgespräch über die „große“ Lösung, bei der die Hauptstraße zwischen Rolshover Straße und Kapellenstraße zur Einbahnstraße würde. Dann könnten die Radwege deutlich breiter sein als jetzt. Die Polizei und das Evangelische Krankenhaus haben da Bedenken, weil sie in beiden Richtungen unterwegs sein möchten. Eine andere Variante könnte sein, an einigen Straßen das Schrägparken in Längsparken umzuwandeln, um mehr Straßenraum für Radwege oder Außengastronomie nutzen zu können.
Möglichkeiten der Kölner Verwaltung sind endlich
Kühns wies auf die endlichen Möglichkeiten der Verwaltung hin. Würde nur der Straßenquerschnitt etwa mit neuen Markierungen von neuen Längsparkplätzen verändert, verfüge man über Kapazitäten, 2025 eine Planung vorzulegen.
Eine weitergehende Variante mit zum Beispiel abgesenkten Bordsteinen werde sehr viel Verwaltungspersonal und Zeit in Anspruch nehmen. Entschieden ist noch nichts. „Wir werden auf jeden Fall die Erfahrungen nutzen, die wir bei den Verkehrsversuchen auf der Venloer Straße und der Deutzer Freiheit gemacht haben“, versprach Kühns. Besser geht immer.